Virus schon in 8 Bundesländern

47 Infizierte! Jetzt auch erster Coronavirus-Fall in Oberösterreich

05.03.2020

Nun wurde auch in Oberösterreich zum ersten Mal eine Person positiv auf das Coronavirus getestet.

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© Fotomontage; Quelle: APA/HANS PUNZ; Getty Images
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Das Coronavirus hat sich am Donnerstag in Österreich weiter ausgebreitet. Offiziell frei vom Virus war gegen Abend nur mehr das Burgenland. Denn in Kärnten, Vorarlberg und am späten Abend auch in Oberösterreich wurde der jeweils erste Fall gemeldet. Am Freitag wurde bekannt, dass sich drei weitere Personen in Wien infiziert haben - eine Mutter und ihre drei Söhne. Die Zahl der Infizierten stieg somit österreichweit auf 47. Auch weltweit breitete sich das Virus aus. Fast 300 Millionen Kinder gehen deshalb nicht in die Schule.

Viel war nicht zu dem ersten Fall in Oberösterreich bekannt. Der Patient wurde demnach im Bezirk Urfahr-Umgebung positiv getestet, wie Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP) und Landessanitätsdirektot Georg Palmisano am Donnerstagabend noch mitteilten. Weitere Details sollen erst in einem Pressegespräch am Freitagvormittag folgen.

Frau in Kitzbühel nach Italien-Aufenthalt infiziert

Eine 22-jährige Frau aus Kitzbühel ist am Donnerstag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie klagte über "grippeähnliche, milde Symptome", teilte das Land Tirol mit. Zuvor hatte sich die Frau in Verona - einer Risikoregion in Norditalien - aufgehalten. Nun laufen die behördlichen Abklärungen, um mögliche Kontaktpersonen zu identifizieren, hieß es.

"Der Krankheitsverlauf ist sehr mild", berichtete Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Die weitere Behandlung und Isolierung werde in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden vorgenommen. Auch jene Kontaktpersonen, die nicht zum engen Kreis zählen, werden über Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen informiert und müssen ihren Gesundheitszustand in den kommenden zwei Wochen beobachten.

Bisher wurden österreichweit 3.711 Tests durchgeführt. Im Laufe des Donnerstags waren so unter anderen die neuen Fälle in Vorarlberg und Kärnten und ein weiterer in Salzburg bekannt geworden. Damit gab es insgesamt 16 Fälle in Wien, 13 in Niederösterreich, je vier in der Steiermark und Salzburg, drei in Tirol und je einen in Vorarlberg sowie Kärnten.

Die dazugekommenen Patienten im südlichsten und westlichsten Bundesland dürften sich unabhängig voneinander in Wien angesteckt haben, hieß es bei jeweiligen Pressekonferenzen. Der Fall des jungen Mannes (Jahrgang 1990) in Vorarlberg könnte möglicherweise Auswirkungen auf den Betrieb einer Schule haben. Denn die Mutter des Patienten ist Lehrerin und zeigt ebenso Symptome. Der Vorarlberger war wie die in Kärnten betroffene 28-Jährige in Wien, bevor Krankheitserscheinungen des Coronavirus aufgetreten waren. In beiden Erstfällen wird derzeit untersucht, mit wem die Betroffenen in Kontakt standen.

Vorarlberger Patient fuhr am Montag mit Railjet

Die Vorarlberger Landesregierung hat am Abend bekanntgegeben, dass der Infizierte aus Mellau am Montagnachmittag mit dem Zug von Wien nach Dornbirn gefahren ist. Es handelte sich um den Railjet 864, der um 14.30 Uhr in der Bundeshauptstadt abfuhr und um 21.07 Uhr in Dornbirn ankam.

Bis Donnerstag gab es in Vorarlberg weitere 99 Verdachtsfälle, von denen 94 negativ getestet wurden. In fünf Fällen stand das Ergebnis noch aus.
 

Vierter Fall in Salzburg

In Salzburg wurde indes bekannt, dass der als dort vierter Fall positiv getestete 61-Jährige aus Großbritannien stammt. Er war am heutigen Donnerstag im Pinzgau positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Das Land Tirol gab bekannt, dass mehrere Isländer nach ihrer Rückkehr von einem Tirol-Urlaub positiv getestet worden sind. Die Ansteckung dürfte sich aber erst im Flugzeug auf der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben. In dem Flieger saß ein an dem Virus erkrankter Passagier.

Vogelgrippe-Masken an Behörden übergeben

Indes wurden jene Grippemasken, die zur Zeit der Vogelgrippe von der damaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) angeschafft worden waren, am Donnerstag vom Bundesheer an die Behörden übergeben. Die 1,6 Millionen Masken, die mit Haltbarkeitsdatum 2016 im Jahr 2006 beschafft wurden, sind nach Tests noch voll einsatztauglich, hieß es vom Verteidigungsministerium.

Das Gesundheitspersonal ist nach Angaben von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ausreichend mit Schutzmasken ausgestattet. "Es sind auch weitere Maßnahmen in Vorbereitung, um die Versorgungslage mit Schutzmasken auch in den nächsten Wochen und Monaten für das medizinische Personal sicherzustellen", sagte Anschober. "Diese eiserne Reserve wird alle aktuell laufenden Bemühungen unterstützen, die gute Versorgung von Patientinnen und Patienten in Österreich auch in der derzeitigen Ausnahmesituation aufrechtzuerhalten."

Soldaten helfen bei Hotline

Das Verteidigungsministerium unterstützt ab dieser Woche auch die heißlaufende 24-Stunden-Hotline der AGES. Die dafür eingesetzten Soldaten wurden speziell auf diese Aufgabe vorbereitet und geschult. Die Gesundheitshotline 1450 hat alleine gestern, Mittwoch, 1.795 Anrufe zum Thema Coronavirus entgegengenommen. Informationen für die Bevölkerung erteilt auch die Service-Nummer der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) unter 0800-555-621.

Der ganze Lufthansa-Konzern, zu dem die AUA gehört, strich die Verbindungen nach Israel. Denn das Land hat wegen des neuartigen Virus Einreisesperren gegen Österreicher, Schweizer und Deutsche verhängt. Der letzte AUA-Flug (Wien - Tel Aviv bzw. zurück) geht am Samstag. Dann werden die täglichen drei Flüge den März über ausgesetzt, sagte eine AUA-Sprecherin gegenüber der APA. Auch die Billigairline Wizzair streicht Verbindungen von Wien nach Tel Aviv bzw. Eilat. Betroffene Passagiere werden umgebucht oder bekommen ihr Geld zurück. In Israel selbst befinden sich rund 100.000 Menschen in Heimquarantäne.

300 Millionen Kinder können derzeit nicht zur Schule

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus gehen derzeit rund 300 Millionen Kinder weltweit nicht in die Schule. Nach der Schließung aller Schulen und Universitäten in Italien und zuvor schon in Japan weitete am Donnerstag auch der Iran das Unterrichtsverbot auf alle Schulen und Hochschulen aus.

Die Schulen und Universitäten in Italien sollen bis zum 15. März geschlossen bleiben. Mit 3.089 bestätigten Infektionen und 107 Todesfällen ist das Land der größte Coronavirus-Infektionsherd in Europa. Binnen 24 Stunden wurden 28 weitere Todes- und 587 neue Krankheitsfälle verzeichnet.

Enormer Anstieg von Opfern und Erkrankten im Iran

Das iranische Gesundheitsministerium verfügte, dass nun alle Schulen und Hochschulen im Land bis zum Ende des iranischen Jahres am 19. März geschlossen bleiben. Dann beginnen die bis zum 3. April dauernden Neujahrsferien. Im Iran wurden nach Behördenangaben schon mehr als 3.500 Infektionen nachgewiesen - im Vergleich zum Vortag ein Zuwachs um rund 590 Fälle. Die Zahl der Todesopfer stieg um 15 auf 107.

China, von wo das Virus im Dezember seinen Ausgang genommen hatte, hatte schon vor Wochen Schulen sowie Fabriken auf unbestimmte Zeit geschlossen. In der Volksrepublik wurden mittlerweile mehr als 80.400 Infektionen und mehr als 3.000 Tote gemeldet.

Südkorea ist nach China das Land mit den meisten Coronavirus-Fällen: Mehr als 6.000 Infektionen und 35 Todesfälle wurden hier registriert. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde wegen der Epidemie auf den 23. März verschoben. Auch in Japan findet in den meisten Schulen vor den Ferien Ende März kein Unterricht mehr statt. Indiens Hauptstadt Neu Delhi kündigte am Donnerstag die Schließung aller Volksschulen bis Monatsende an.

Schon vor den Anordnungen in Neu Delhi und im Iran hatte die UNESCO-Chefin Audrey Azoulay am Mittwoch erklärt, 13 Länder hätten den Unterricht ausgesetzt, dies betreffe 290,5 Millionen Kinder. Außerdem gebe es in neun Ländern örtliche Schulschließungen.

Erste Corona-Tote in der Schweiz

In Deutschland wurden 349 Infektionsfälle in 15 Bundesländern bestätigt. Dort wurden bisher nur vereinzelt Schulen geschlossen. Tote gab es bisher keine. Die Schweiz verzeichnete hingegen den ersten Coronavirus-Toten. Eine 74-Jährige in Lausanne. Ungarn, Slowenien, Bosnien sowie Südafrika registrierten ihre ersten Infektionsfälle.

Frankreich ist nach Italien und vor Deutschland das Land mit den meisten bestätigten Coronavirus-Infektionen in der EU. Laut einer neuen Bilanz stieg die Zahl der Infektionen in Frankreich auf insgesamt 377 Fälle. Eine Reihe von Menschen gilt zwar bereits als geheilt, allerdings wurden am Donnerstag zwei neue Coronavirus-Todesfälle bekannt. So gibt es in Frankreich bisher vier Menschen, die dem Virus zum Opfer fielen.

WHO-Chef: "WIr sind besorgt"

Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 95.000 nachgewiesene Infektionsfälle. Mehr als 3.200 Menschen sind an der von dem Erreger ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte, dass zu viele Länder noch nicht angemessen auf eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus vorbereitet sind. "Wir sind besorgt, dass manche Länder dies entweder nicht ernst genug nehmen oder entschieden haben, dass sie eh nichts tun können", sagte er.

In den USA stieg die Zahl der Todesfälle auf elf. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom rief wegen der Epidemie den Notstand aus, nachdem auch dort der erste nachweislich von dem Erreger verursachte Todesfall aufgetreten war.

Es handelte sich um einen 71-jährigen Passagier des Kreuzfahrtschiffs "Grand Princess", die nach einer Reise nach Mexiko auf der Fahrt von Hawaii nach San Francisco war. Das Schiff wurde gestoppt, die rund 2.500 Passagiere und 1.150 Besatzungsmitglieder dürfen vorerst nicht von Bord.

Auswirkungen auf den Tourismus hat das Virus auch im Westjordanland: Die Palästinenserführung untersagte für zwei Wochen die Einreise von Touristen, Sehenswürdigkeiten wie die Geburtskirche in Bethlehem werden geschlossen.

 

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