80.000 Neuerkrankte

Grippe-Welle überrollt uns

09.02.2014

Das halbe Land liegt mit Grippe im Bett. Experten: Es wird noch schlimmer.

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Schüttelfrost, Husten, hohes Fieber: Die Influenza hat Österreich fest im Griff. Alleine in der letzten Woche gab es 80.000 Neuinfektionen. Der Höhepunkt ist längst nicht erreicht.

Ab jetzt beginnt der wahre Grippe-Turbo: Heute geht in Wien und Niederösterreich die Schule wieder los. In den Klassen verbreitet sich das Virus am schnellsten, weil viele Kinder eng beieinandersitzen. Was Sie über die Grippewelle wissen müssen:

  • Derzeit grassiert bei uns das H1N1-Virus, das vor fünf Jahren als „Schweinegrippe“ weltweit mehr als 18.000 Todesopfer forderte. Sogar Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), Lifeball-Chef Gery Kesz­ler und Grünen-Chefin Eva Glawischnig hat das Virus in der Vorwoche niedergestreckt. Besonders betroffen auch heuer: Ältere, Schwangere und chronisch Kranke.
  • Durch das kalte Wetter und die trockene Heizungsluft sind unsere Schleimhäute für Ansteckungen derzeit besonders anfällig (siehe unten). Sozialmediziner Michael Kunze rechnet im Gespräch mit ÖSTERREICH auch heuer wieder mit insgesamt 400.000 Infizierten (siehe Interview).
  • Laut neuester Studie der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) werden auch heuer wieder 1.200 Menschen an den Folgen der Influenza wie einer Herzschwäche oder Lungenversagen sterben.

Grippe-Impfung schützt 
in zehn Tagen vor den Viren
Dabei kann man sich aber immer noch schützen. Wer sich jetzt beim Arzt gegen die Viren impfen lässt, hat in zehn Tagen den vollen Schutz. Bedenklich: Mit einer Impfrate von nur knapp acht Prozent ist Österreich im Moment im internationalen Vergleich völlig abgeschlagen. „Die Leute kümmern sich bei uns nicht darum. Das ist eine Katastrophe“, so Kunze.

Dabei könne man mit der Spritze nicht nur sich selbst vor mindestens einer Woche Bettruhe bewahren, sondern auch andere vor einer Ansteckung schützen.

Neuer Todes-Virus aktiv

Seit Jahren geht die Angst vor einem neuen Super-Virus um. Jetzt grassiert in China mit dem H7N9-Stamm ein Virus, das das Potenzial dazu hätte.

Mehr als 26 Menschen sind seit Jahresbeginn an seinen Folgen gestorben. Hunderte haben sich infiziert. Was alle Infizierten verbindet: Sie hatten engen Kontakt zu Geflügel.

20.000 Tiere getötet. In Ostchina wurde daher schon der Handel mit lebendem Geflügel verboten, in Hongkong wurden 20.000 Tiere getötet.

Michael Kunze warnt vor Infektionen: "Schulstart bringt nun mehr Kranke"

Michael Kunze ist Emeritus des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Wien.
ÖSTERREICH: Herr Professor, wie ist die aktuelle Grippe-Situation in Österreich?
Michael Kunze: Jetzt wird es dann so richtig losgehen. Im Osten sind ab heute die Schulen wieder geöffnet. Für Viren gibt es nichts Schöneres.

ÖSTERREICH: Wer ist denn jetzt besonders betroffen?
Kunze: Ältere Personen und Menschen mit Vorerkrankungen. Die Gefahr besteht, dass sie durch die Influenza eine Herzschwäche oder Lungenversagen entwickeln.

ÖSTERREICH: Wie kann ich mich jetzt noch schützen?
Kunze: Durchs Impfen. Der Antikörperaufbau dauert zehn Tage. Aber eine Influenza setzt uns 14 Tage außer Gefecht, eine Woche ist man richtig krank und liegt im Bett. Das muss ja nicht sein. Die Leute kümmern sich bei uns nicht darum. Das ist eine Katastrophe.

ÖSTERREICH: Schützt der derzeitige Impfstoff denn zu 100 Prozent?
Kunze: Nein, weil noch ein zweiter Stamm im Umlauf ist. Aber Impfen schützt zu 70 Prozent.

Viren fliegen bis zu 40 Meter weit: So stecken wir uns an

Viren-Attacke. So werden wir jetzt krank:

  • Angriff. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h fliegen die Viren bei einem Nieser durch den Raum und können sogar bis zu 40 Meter zurücklegen!
  • Einnistung. Über die Schleimhäute nisten sich die Viren jetzt im Körper ein. Ihr Trick: Durch das Enzym Neuraminidase knacken sie die Schutzhülle der Schleimhäute auf.
  • Infektion. Nach der Einnistung beginnen sie sofort, neue Viren zu bilden und sich in den Atemwegen zu verbreiten. Bis wir davon etwas merken, vergehen bis zu vier Tage.

Dana Müllejans

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