Heulkrampf eines Zeugen

Amokfahrer-Prozess: "Tote Frau hat mir das Leben gerettet"

23.09.2016

Zeugenbefragung am Freitag sehr emotional.

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Im Grazer Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess gegen Alen R. (27) fortgesetzt worden. Er soll vorigen Juni bei einer Amokfahrt durch Graz drei Menschen getötet und Dutzende verletzt haben. Am vierten Verhandlungstag schilderte eine Zeugin unter Tränen, wie sie durch den Aufprall eines Körpers neben sich rechtzeitig aufmerksam wurde und in ein Geschäft flüchten konnte.

Am vierten Verhandlungstag wurde die Befragung der über hundert Zeugen fortgesetzt. "Geht es Ihnen so halbwegs?", fragte Richter Andreas Rom die erste Zeugin. Die Frau schüttelt den Kopf und erzählt weinend, sie habe plötzlich Menschen aufschreien hören, dann wäre "ein dumpfer Aufprall" erfolgt. Dadurch drehte sie sich um und sah "wie der grüne Geländewagen direkt auf mich zugefahren ist." Sie konnte in ein Geschäft flüchten: "Die Frau, die gestorben ist, hat mir das Leben gerettet, ich hätte sonst nicht hingeschaut."

Dann wurde R. auf Wunsch des nächsten Zeugen aus dem Saal gebracht. Der Zeuge konnte zunächst vor lauter Tränen kaum reden. "Es tut mir leid, es kommt wieder alles hoch", schluchzte er. "Das ist verständlich und sie müssen sich auch nicht schämen", beruhigte ihn der Richter. Es handelte sich um einen guten Freund des Mannes, dessen vierjähriger Sohn getötet wurde. Die beiden Männer waren mit ihren Kindern in der Stadt "weil wir Spaß haben wollten." Der vierjährige Valentin spielte in der Fußgängerzone bei einer Wassermulde, die anderen standen daneben. "Plötzlich waren vor mir die Motorhaube und der Kühlergrill", erzählte der Mann, der seinen kleinen Sohn an der Hand hielt und mit ihm zur Seite springen konnte. "Dass ich da bin und dass mein Kind lebt, ist ein Wunder". Über die Schulter musste er mitansehen, wie der andere kleine Bub überfahren wurde. "So ein unschuldiges Kind muss auf diese Weise sterben", weinte der Zeuge. Er appellierte an die Geschworenen "machen Sie, dass unsere Kinder und andere Leute vor solchen Menschen geschützt werden."

Eine Studentin konnte nicht rechtzeitig zur Seite weichen und wurde vom Auto erfasst. "Ich habe versucht, wegzulaufen, dann weiß ich nichts mehr." Sie wachte erst am nächsten Tag im Spital auf - mit Schädelbruch, Becken-und Schambeinbruch, Gehirnblutung, gebrochenen Beinen und inneren Verletzungen. Ihre Freundin, die zwar niedergestoßen wurde aber fast unverletzt blieb, erzählte: "Ich bin plötzlich am Boden gelegen und hab' mich nicht getraut, die Augen aufzumachen."

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