Kampf um Sorgerecht

Auch Sofia (3) steht vor Ausweisung

25.03.2010

Ein weiterer Fall von möglicher Zwangsrückführung eines Kindes sorgt für Kopfschütteln: Die kleine Sofia soll zu ihrem Vater nach Italien.

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Der Fall scheint klar zu sein: Ein Vater bedroht seine ehemalige Lebensgefährtin und das gemeinsame Kind. Schockierend, doch trauriger Alltag. In den allermeisten solcher Fälle wird das Sorgerecht der Mutter zugesprochen, vor allem, wenn das Paar nie verheiratet war.

Problematisch wird es nur, wenn es sich um eine binationale Partnerschaft handelt – wie bei der Steirerin Doris Povse. Wegen einer EU-Verordnung ist die 33-Jährige nach ihrer Flucht vor dem Ex im Justiz-Dickicht gelandet. Nun droht ihrer Tochter Sofia die zwangsweise Rückführung nach Italien. Zu ihrem Papa, der sie mehrmals bedroht haben soll.

Die Vorgeschichte: Doris Povse lebte zwölf Jahre in Italien, zuletzt in Vittorio Veneto. 2004 lernte sie Mauro A. (41) kennen, ein Jahr nach Sofias Geburt 2006 trennte sie sich von ihm. „Ich wollte in Italien bleiben“, sagt die Steirerin zu ÖSTERREICH. „Doch er hat mich unter Druck gesetzt, ich solle bei ihm bleiben.“ Zuletzt habe er Sofia genommen, geschüttelt und geschrien: „Ich bringe sie um!“ Doris Povse flüchtete nach Österreich.

Droh-SMS.
Doch es hörte nicht auf: Es folgten Hunderte SMS und E-Mails mit Inhalten wie: Ich werde sie (Anm.: Sofia) so quälen, dass sie bereuen wird, auf die Welt gekommen zu sein. Eine E-Mail enthielt das Video von der Obduktion einer Frauenleiche. Das Bezirksgericht Judenburg erließ deshalb 2008 eine einstweilige Verfügung gegen den Italiener.

Doch obwohl sowohl ein italienisches als auch ein österreichisches Gericht entschieden, Povse dürfe mit Sofia in Österreich leben, soll das Mädchen nun nach Italien gebracht werden: Eine EU-Verordnung sieht vor, dass die Obsorge im Land der Geburt geregelt werden soll. Und Italien hat die Genehmigung, das Kind dürfe in Österreich leben, auf Antrag des Ex zurückgezogen: Er war nicht mit der (begleiteten) Besuchsregelung einverstanden.

Das Landesgericht Leoben hat deshalb die zwangsweise Ausreise des Kindes entschieden. Povse hat berufen – jetzt hat der Oberste Gerichtshof das letzte Wort.Florian Lems

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