Untergetaucht

Behörden-Skandal um entführten Oliver (5)

05.04.2012

Thomas S. (40) ist in Dänemark untergetaucht, meldete sich aber bei mehreren TV-Sendern, um seine Tat zu rechtfertigen.

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„Ich denke, die Entführung war das Beste für meinen Sohn. Ich denke, ich war lange genug geduldig.“ Am Dienstag kidnappte Thomas S. (40) in Graz seinen fünfjährigen Sohn Oliver. Er floh mit ihm nach Dänemark, tauchte dort unter, versteckt sich seitdem vor den Behörden und verteidigt jetzt seine Tat ausführlich in gleich mehreren TV-Interviews. Er ist überzeugt: „Es war ein Akt der Verzweiflung. Ich habe lange darüber nachgedacht und dann gehandelt.“

Thomas S.: „Oliver wurde mir einfach genommen“
Die Hintergründe: Zehn Jahre lang hat Olivers Mutter, Marion W. (39), in Dänemark gelebt. Hier verliebte sie sich in den IT-Manager Thomas S. Sie wurden ein Paar, vor fünf Jahren wurde Oliver geboren.

2007 trennten sich Marion W. und Thomas S. 2010 dann die Entscheidung der Mutter: Sie wollte wieder nach Österreich. Und: Sie nahm Oliver mit.
Für den Vater ein Schock. „Ich war sein primärer Elternteil. Und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, wurde er mir einfach genommen“, erklärt Thomas S. im dänischen Fernsehen. Mit einer Entführung wollte er seinen Sohn zurück nach Dänemark bringen.

Staatsanwalt: „Erfahren Neuigkeiten aus Medien“
Thomas S. fühlt sich im Recht, verhandelt seit Mittwoch mit der dänischen Polizei. Und das obwohl er per internationalem Haftbefehl wegen Kindesentziehung gesucht wird.
Der Fall wird nun aber immer mehr zum Behörden-Skandal: Obwohl es mehrere Gespräche zwischen dänischen Beamten und Thomas S. gab – die österreichischen Ermittler wurden über die neuesten Entwicklungen von den Kollegen nicht informiert. „Wir erfahren Neuigkeiten derzeit nur aus den Medien“, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher. „Wir rechnen nicht damit, dass der Vater verhaftet oder gar nach Österreich ausgeliefert wird.“ Dänemark würde dies, ähnlich wie Österreich, nicht tun.

Gipfelpunkt der Groteske: Die Behörden verabschieden sich jetzt einmal in den Osterurlaub. Mit dem Vater wird erst wieder danach verhandelt.
 

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