Eisenstadt

Baby misshandelt - Eltern vor Gericht

26.06.2013

Zwei Monate altes Mädchen erlitt Schädelbruch und zahlreiche Frakturen.

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Ein schwerer Fall von Kindesmisshandlung beschäftigt ab heute einen Schöffensenat im Landesgericht Eisenstadt. Im September des Vorjahres hatten Ärzte bei der Untersuchung eines zwei Monate alten Mädchens einen Schädelbruch und zahlreiche Knochenfrakturen entdeckt. Die Eltern des Kindes, das mehrere Wochen im Spital behandelt wurde, wurden festgenommen und befanden sich seither in Untersuchungshaft. Die Anklage wirft ihnen fortgesetzte Gewaltausübung vor.

Zum Misshandlungs-Vorwurf sind der 25-jährige Vater und die 23-jährige Mutter laut Gericht nicht geständig. Die Frau muss sich außerdem wegen schwerem gewerbsmäßigem Betrug vor Gericht verantworten. Im für Mittwoch und Donnerstag angesetzten Prozess sollen vier Sachverständige gehört werden. Auch elf Zeugen sind geladen.

Bei einem Schuldspruch beträgt der Strafrahmen ein bis zehn Jahre. Sollte festgestellt werden, dass das Kind schwere Dauerfolgen erlitten hat, erhöht sich das Strafmaß auf fünf bis zehn Jahre.

Sein Mandant habe die ihm zur Last gelegten Taten nicht begangen, erklärte der Verteidiger des 25-jährigen Vaters, Andreas Jeidler: "Er hat es nie wirklich für möglich gehalten und sich auch nicht damit abgefunden", dass dem Kind derartiges zugefügt werde. Auch einem Kinderarzt sei nichts aufgefallen, was auf bewusst zugefügte Verletzungen hingedeutet hätte, argumentierte der Jurist.

"Ich war so eine schlechte Mutter", sagte die 23-jährige Angeklagte bei ihrer Befragung und räumte zuvor ein: "Es tut mir so leid. Ich habe schon so viel gelogen, dass mir keiner mehr glaubt." Dem Anschein nach wollten ihr auch Staatsanwalt Christian Petö und der Schöffensenat nicht glauben - so auch die Behauptung, der 25-jährige Vater ihrer beiden Kinder hätte sie zehn bis 15 Mal geschlagen. "Und dann lassen Sie ihn alleine auf die Kinder aufpassen?", wunderte sich nicht nur Petö. Die Angeklagte gab sich vor Gericht zwar als besorgte Mutter und brach des Öfteren in Tränen aus, dennoch verwickelte sie sich immer wieder - wie auch schon in den zahlreichen Einvernahmen - in Widersprüche.

Disco, Fortgehen, Flatrate-Trinken - drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter tauschte die Angeklagte Party Machen gegen Windel Wechseln und Fläschchen Geben. Während sie feiern ging, kümmerte sich größtenteils der laut ihren Angaben gewalttätige Vater um die beiden Kinder, manchmal auch die Eltern der 23-Jährigen. Aufgefallen seien die zahlreichen Verletzungen nicht wirklich. Zwar habe das Kind gejammert, als man es hochhob, aber generell nicht oft geweint.

Ebenfalls drei Wochen nach der Geburt war eine Schwellung an der Schläfe Grund für einen Besuch beim Kinderarzt. Alles in Ordnung. Einige Wochen später noch einmal. Im September des Vorjahres entdeckte der Vater schließlich eine Schwellung am Ohr. "Am Freitag war das noch nicht schlimm, aber am Samstag war das echt heftig." Der Mutter will die Verletzung erst am Samstag aufgefallen sein. "Ich hab das erst da bemerkt."

Was danach folgte, scheint auch für Richterin Birgit Falb unglaublich. Anstatt ins Krankenhaus zu fahren, reif die 23-Jährige den Kinderarzt - er ordinierte nicht, war nicht erreichbar. Danach folgten zwei verschiedene Versionen: Der 25-Jährige meinte, er habe seine Partnerin gebeten, im Spital anzurufen. Sie hätte das Gespräch vorgetäuscht: Man habe ihr gesagt, man solle das Ohr noch beobachten, erst am Montag kommen.

Ihre Version: "Er hat mir Angst gemacht. Er hat gesagt, ich soll ja nicht anrufen, die nehmen uns die Kinder weg." Tatsächlich fuhr niemand sofort mit dem schwerverletzten Kind ins Spital. Erst am Montag kam alles ans Tageslicht. "Was haben Sie sich dabei gedacht, als Ihnen die Ärzte gesagt haben, was alles ist?", fragte Falb. "Ich hab mir gedacht, wie's so was geben kann", antwortete die 23-Jährige. Die Liste mit den zahlreichen Verletzungen, die die Richterin vorlas, ertrug die Mutter nicht: "Bitte hören Sie auf, das vorzulesen." "Das ist aber die Realität", so die Vorsitzende des Schöffensenats.

Am Nachmittag sollen noch Zeugen einvernommen werden - unter anderem die Eltern der 23-Jährigen sowie die Mutter des ebenfalls angeklagten Partners. Außerdem soll noch ein psychiatrischer Sachverständiger zu Wort kommen.




 



 

 
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