Flugzeug-Crash

Eberharter: "Wir stehen alle unter Schock"

01.10.2012

Ganz Österreich trauert um die sechs Toten - Experte: „Pilot hat grenzwertig gehandelt!“

Zur Vollversion des Artikels
© Gepa Pictures
Zur Vollversion des Artikels

Eine schwarze Fahne am Gemeindeamt, Trauer in den Gesichtern der Menschen, Tränen und die Frage nach dem Warum bei den Angehörigen. Die 1.880-Einwohner-Gemeinde Zell am Ziller erlebt dieser Tage ihre schwärzeste Stunde.

„Fünf zentrale Figuren des täglichen Lebens sind nicht mehr, acht Kinder haben ihre Väter verloren, Unternehmen ihre Chefs. Es herrscht Betroffenheit in allen Lebensbereichen“, fasst es Bürgermeister Robert Pramstrahler im Gespräch mit ÖSTERREICH zusammen. Wie alle Zillertaler ist auch Ski-Olympiasieger und Weltmeister Stephan Eberharter betroffen. „Ich kannte alle Opfer persönlich, spielte mit dem einen Golf, mit dem anderen Musik“, sagt Eberharter im Interview (rechts).

Fünf Freunde sind tot
Wie berichtet sind Mercedes-Chef Hans H., Reisebüro-Leiter Toni F., Wirt Wilhelm B., Gastwirt Alois E., Unternehmer Siegi E., alle langjährige Freunde, und der Saalfeldner Pilot Alfred F. beim Absturz der Cessna 414 Sonntagfrüh in Ellbögen ums Leben gekommen. Der Flug sollte von Innsbruck nach Valencia zu einem Sportevent gehen. Trafikant Werner E. und Unternehmer Gert P. überlebten – P. hat jedoch schwere innere Verletzungen an Bauch, Brust und Gliedmaßen, ist in Lebensgefahr, Werner E. ist leicht verletzt und wurde am Montag von der Polizei befragt.

Forschen nach Ursache. Die Unfallursache ist unbekannt. Luftaufnahmen und eine Begutachtung durch die Flugunfall-Kommission am Dienstag sollen bei der Klärung helfen – dann soll das Wrack abtransportiert werden.

Der gerichtlich beeidete Sachverständige und Pilot Christian Ortner vermutet gegenüber ÖSTERREICH: „Das Manöver über den Brenner war grenzwertig. Für den Piloten waren die Wolkenabstände bei diesem aufsteigenden Gelände schwer einzuhalten. Er wird beim Kreisen in Wolken eingeflogen sein und die Hindernisse nicht mehr gesehen haben. Außerdem war das Flugzeug an der Grenze der Höchstzuladung.“

ÖSTERREICH: Herr Eber­harter, als bekanntester Zillertaler: Wie sehen Sie die Flugzeug-Tragödie?

Stephan Eberharter: Ich bin schockiert, weil ich alle fünf Opfer gekannt habe. Es waren bekannte Unternehmer, Gastronomen und Hoteliers, mit denen ich über die Jahre immer wieder zu tun gehabt hatte. Einige von ihnen, wie der Autohaus-Chef Hansjörg Haidacher, waren in ganz Tirol bekannt. Es tut weh, wenn man ein Naheverhältnis zu den Opfern hatte.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie vom Unglück erfahren?
Eberharter:
Zuerst hörte ich die Meldung im Radio, dann läutete andauernd das Telefon. Schnell wussten wir, wen es getroffen hat. Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet.

ÖSTERREICH: Haben Sie spezielle Erinnerungen an die Opfer?
Eberharter:
Den Gert Platzer, der schwer verletzt im Spital kämpft, kenne ich vom Golfplatz. Er hat als Reisebüro-Chef auch viele Reisen für mich gebucht. Mit dem Toni Freund hab ich einmal zusammen Musik gespielt. Ich bin Hobbymusikant und er war damals beim Zillertaler Quintett, als er in einem Gasthaus spontan meinte, ich soll mit ihnen spielen. Es war sehr nett.

ÖSTERREICH: Was bedeutet das Drama für das Zillertal?
Eberharter:
Solche Katastrophen sind nie vorhersehbar. Jeder, der Familie hat, denkt daran, wie schnell es eigentlich gehen kann.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel