Brüche & Hirnblutung

Eigene Babys verletzt: Freispruch für gleich zwei Väter

25.06.2025

In zwei Prozessen am Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt haben sich Väter verantworten müssen, die ihre Babys verletzt haben sollen. 

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© APA/SOPHIA KILLINGER
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Mit Freisprüchen haben zwei Prozesse um verletzte Babys am Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt geendet. Einem 28-Jährigen konnte nicht nachgewiesen werden, seinen wenige Wochen alten Sohn mehrmals geschüttelt zu haben. Ebenfalls freigesprochen wurde ein 27-Jähriger, der seinem Baby ein zu warmes Fläschchen verabreicht und auf den Rücken geklopft haben soll. Beide Urteile sind nicht rechtskräftig. Ein 28-Jähriger soll seinen Sohn geschüttelt haben, wodurch dieser ein Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen und Brüche erlitten haben soll. Ein 27-Jähriger soll seinem Baby eine zu warme Flüssigkeit verabreicht und auf den Rücken geklopft haben, wodurch Verbrühungen und Brüche entstanden sein sollen. Die Männer bekannten sich nicht schuldig.

Dem 28-Jährigen wurde in einer Schöffenverhandlung fortgesetzte Gewaltausübung und Kindesentziehung vorgeworfen. Der Mann soll seinen Sohn seit der Geburt Ende Dezember 2024 "wiederholt mit massiver Gewalteinwirkung am Oberkörper gepackt und geschüttelt haben", sagte die Staatsanwältin. Nach einem Krampfanfall am 19. Februar, während der Vater in Wiener Neustadt beim Säugling zuhause und die Mutter in der Kirche war, rief der Angeklagte die Rettung und das Baby wurde ins Krankenhaus gebracht.

Vor der geplanten Übergabe an eine Krisenpflegemutter soll der österreichische Staatsbürger den Säugling am 26. März aus dem Spital, in dem dieser mit der Mutter stationär aufgenommen war, gebracht und seiner Frau bei der Flucht geholfen haben. Der 28-Jährige ging seinen Angaben zufolge davon aus, dass er zu diesem Zeitpunkt die Obsorge hatte. Der Angeklagte befindet sich Untersuchungshaft. Gegen die Mutter laufen noch Ermittlungen wegen fortgesetzter Gewaltausübung und Kindesentziehung. Die Frau ist mit dem Baby und dessen anderthalbjähriger Schwester auf der Flucht.

 Säugling hatte Brüche verschiedenen Alters

In einem Gutachten wurden die Verletzungen des Säuglings dokumentiert. Festgestellt wurden laut einem Sachverständigen Hirnblutungen und Brüche verschiedenen Alters, die auf Schütteln zurückzuführen sind. Auf die Frage der Richterin, wer für die Verletzungen verantwortlich sei, meinte der 28-Jährige: "Ich nicht, meine Frau zu 100 Prozent auch nicht." Die Blessuren "kann ich mir nicht erklären", betonte der Beschuldigte. Überfordert sei er jedenfalls nicht gewesen, hielt er fest. Dass der Sohn viel weinte, habe man bei Arztbesuchen thematisiert. Bei Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen war dem zuständigen Mediziner nichts aufgefallen. Nach dem Transport ins Spital im Februar wurden u.a. bereits verheilte und frische Rippenbrüche gefunden, Schütteln wurde vermutet. Gegen die Eltern wurde Anzeige erstattet.

Verteidigerin Astrid Wagner ortete neben dem Gutachten "keine objektivierten Beweise": "Ich bin überzeugt, dass hier der Falsche sitzt." Die vierköpfige Familie hatte im Haus der Eltern des 28-Jährigen gewohnt. Der Vater und Geschwister des Angeklagten hatten ihren Zeugenaussagen zufolge nie alleine auf den Enkel aufgepasst. Die Mutter des Beschuldigten hatte sich laut der von einer Rumänisch-Dolmetscherin übersetzten Angaben selten für kurze Zeit um das Baby gekümmert. Die Eltern und Geschwister des 28-Jährigen konnten sich die Verletzungen ebenfalls nicht erklären. "Ich habe zwölf Kinder und 24 Enkelkinder. So etwas ist bei uns nie vorgekommen", sagte die 61-Jährige.

 27-Jähriger klopfte als Panikreaktion auf Rücken seines Babys

In einem anderen Prozess musste sich ein 27-Jähriger wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten, weil er laut Staatsanwaltschaft am 1. April in der Früh in der Wohnung seiner Partnerin in Wiener Neustadt seinem zwei Monate alten Sohn eine deutlich zu warme Flüssigkeit verabreicht und dann auf den Rücken geklopft haben soll. Der Nigerianer bekannte sich in der Einzelrichterverhandlung nicht schuldig. Er habe Wasser aus einer am Vortag befüllten Thermosflasche verwendet und die Temperatur nicht überprüft, berichtete der in Wien wohnhafte 27-Jährige. Sein Sohn habe 90 Milliliter "sehr schnell getrunken, dann ist er eingeschlafen". Kurz darauf habe der Säugling geweint, gekreischt und Blut gespuckt.

Die Eltern brachten das Baby ins Spital. Während der Fahrt habe er seinem Sohn aufgrund eines Atemstillstandes mehrmals als Panikreaktion auf den Rücken geschlagen, sagte der Angeklagte. "Ich habe gedacht, dass er sterben wird." Das Kind erlitt einen Schleimhautdefekt an der Rachenwand und vier Rippenbrüche. Geständig war der 27-Jährige zu den Vorwürfen der Körperverletzung und Nötigung an seiner Partnerin, die Frau verweigerte dazu die Aussage. In Zusammenhang mit den anderen Anschuldigungen wolle die Mutter klarstellen, dass der Kindsvater das Baby "nicht misshandelt, sondern lebenserhaltende Maßnahmen gesetzt hat", hieß es.

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