Nova Rock

ESC-Vibe und ein kleiner Abschied am Rockfestival

13.06.2025

Ein Hauch Song Contest ist am Freitag über die Pannonia Fields gezogen.

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© APA/FLORIAN WIESER
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Immerhin war mit Baby Lasagna der Zweitplatzierte des letztjährigen ESC zu Gast beim Nova Rock und heizte dem Publikum mit druckvollen Songs zwischen Pop, Elektro und Metal ein. Für gute Stimmung war gesorgt, während die schwedischen Hardcorelegenden Refused zum Abschied luden - diesmal wohl endgültig. Der Grund? "Wir wollen unsere Freundschaft retten", so Drummer David Sandström.

Erstes Refused-Ende "traumatisch"

Bereits Ende der 1990er haben sich Refused zum ersten Mal von der Bildfläche verabschiedet. Und das just zu dem Zeitpunkt, als das 1998 erschienene Album "The Shape of Punk to Come" so richtig abhob und mit seinem komplexen Noiserock vom Underground-Tip zur Heavy-Rotation auf MTV führte - man erinnere sich an das legendäre "New Noise"-Video. Doch die Band war damals restlos zerstritten. "Es war traumatisch", erinnerte Sänger Dennis Lyxzén, der in der Folge unterschiedlichste Formationen (mit)begründete, im APA-Gespräch.

Doch wie heißt es so schön: Die Zeit heilt alle Wunden. 2015 folgte das Comeback-Album "Freedom", man ging wieder auf Tour und schrieb an weiterem Material. Aber wirklich zufrieden? Nein, sei man eigentlich nicht gewesen, wie der ziemlich selbstkritische Sandström anmerkte. "Ich wollte längst andere Musik machen, aber das klang nicht nach Refused. Also wurde es ein eigenartiges Zwischending. Aber du musst dich mit deinen Fehlern auseinandersetzen." Nur so könne man sie verarbeiten und daran wachsen.

Band kam der Beziehung in die Quere

Sukzessive wurde den Musikern klar: Refused wird in dieser Form keine Zukunft haben. "Es gibt viele verschiedene Gründe. Aber die schönste Antwort ist wohl: Refused ist immer unserer Beziehung in die Quere gekommen", zeigte Sandström auf seinen Kollegen und sich. Am glücklichsten sei man gewesen, als die Band nicht existierte. Die logische Schlussfolgerung? "Wir zwei waren von Anfang an dabei. Wenn einer von uns keinen Bock mehr hat, dann war es das", nickte Lyxzén. Ursprünglich waren im Vorjahr rund 15 Abschiedsshows geplant. "Doch dann hatte ich einen Herzinfarkt", erzählte der Sänger. "Oder nicht. Vielleicht wollte er auch heuer einfach 60 Shows spielen", neckte ihn sein Kollege.

Ziel sei nun, den vielen Fans die Möglichkeit zu geben, "uns noch mal zu sehen", resümierte Lyxzén. "Es ist schön, wenn die Leute kommen und das Erbe dieser Band feiern können. Sie erhalten noch mal die Gelegenheit, die alten Songs zu hören." Die haben immerhin eine ganze Generation an Hardcore-Kids beeinflusst, wie auch eine Coverplatte unterstreicht, die zuletzt als Zugabe einer Jubiläumsedition von "The Shape of Punk to Come" veröffentlicht wurde. Brutus, Touché Amoré und andere haben sich an ihren eigenen Versionen von Klassikern wie "The Deadly Rhythm" oder "The Apollo Programme Was A Hoax" versucht, mit durchschlagendem Erfolg.

Dass Refused fehlen werden, bewies auch der Gig am Nova Rock: Kompromisslos spielte sich das Quartett durch ein schlankes Set, das nur wenig Zeit zum Durchschnaufen ließ, dafür Lyxzéns Entertainer-Qualitäten unterstrich. Als zusätzliches Highlight schaute der in Nickelsdorf lebende schwedische Jazzsaxofonist Mats Gustafsson, mit dem Teile der Band als Backengrillen zusammenspielen, vorbei und gab es eine Kostprobe dieser nur auf den ersten Blick unwirklich erscheinenden Kombination. Politisch wurde es, wie bei Refused fast immer, natürlich auch. Und jetzt? Folgt noch eine Reihe an Clubshows im Herbst, bevor der Schlusspunkt im heimischen Umeå gesetzt wird. Danach werde man wieder eine neue Band gründen "Mit ganz anderem Sound", versprach Sandström. All die schrägen Ideen müssten schließlich irgendwie raus.

Baby Lasagna bietet Musik, "die bewegt"

Sehr eigenwillig war auch Baby Lasagna. Der kroatische Musiker, durch seinen ESC-Beitrag "Rim Tim Tagi Dim" bekannt geworden, setzte auf knallende Beats und eine deftige Feuershow, die zeitweise die Sicht auf die Bühne ziemlich vernebelte. Es soll schließlich ordentlich rund gehen, dürfte die Devise gewesen sein. "Wer immer spielt, ob Metal oder nicht, wenn es Musik ist, die bewegt, dann sind die Leute auch offen dafür", hatte er vorm Auftritt der APA gesagt - und sollte damit recht behalten.

Glueboys wollen sich öffnen

In diese Kerbe schlugen auch die heimischen Glueboys, heuer schon beim Amadeus Award in der Sparte "Electronic/Dance" erfolgreich: Das Trio spielte mit Bandformation auf der Red Bull Stage und stachelte das Publikum ordentlich an. "Mit voller Truppe am Start zu sein, ist wirklich was Neues. Wir sind sehr hyped", freute sich Isaak Kaserer wenige Stunden davor. "Festival ist immer etwas Besonderes, das hebt sich schon von einem Clubgig ab", pflichtete ihm Arthur Gobber bei. Man wolle in jedem Fall das Beste herausholen.

Musikalisch sind die Glueboys jedenfalls nur schwer festzunageln, liegen die Ursprünge doch eher im Reggae, bevor man Richtung Mundart-Hip-Hop mit clubbigen Beats und viel Humor abgebogen ist. "Wir sind sicherlich mehr als nur Après-Ski", nickte Kaserer, "und nehmen die Musik wirklich ernst." Dieser Variantenreichtum mache es auch schwer zu sagen, was ein Glueboys-Track brauche. "Es kommen einfach verschiedene Genres zusammen", so Maximilian Stöckl, der lachend nachlegte: "Was die Glueboys-Magie ist? Keine Ahnung. Wahrscheinlich die goldene Mischung aus uns drei." Nach dem Sommer liegt der ganze Fokus der Gruppe jedenfalls auf der "Seidlrallye"-Tour, die sie im Dezember quer durch Österreich führt.

Reggae-Vibes hatten auch auf der Red Stage Platz: Tschebberwooky, laut Selbstbeschreibung Roots-Acoustic-Reggae-Dub-Ska-Dance-Band aus Österreich, war für den Rapper Greeen eingesprungen, der sich krank meldete. Die Conga-Schlange war schnell gebildet, eine willkommene Alternative zum Moshpit. Direkt danach zogen auch Krautschädl ein großes Publikum an. Zu späterer Stunde geben dann Slipknot, Powerwolf und SDP die Rausschmeißer des Tages. 

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