Betrüger

Falscher Notarzt: Noch ein Opfer

04.11.2010

Eine weitere betrogene Frau meldete sich nach dem ÖSTERREICH-Bericht.
 

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"Es ist einfach unerklärlich.“ Donnerstag gestanden der Medizinische Direktor des Klinikums, Bernd Stöckl, und Urologie-Chef Klaus Jeschke bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz den schwerwiegenden Kunstfehler ein.

Alarm
Die Vorgeschichte: vor drei Wochen war bei einem Kärntner (59) ein sechs Zentimeter großer Tumor an der linken Niere entdeckt worden. "Der Mann willigte in eine Operation ein, die am 2. November bei uns stattfand“, so Stöckl. Einen Tag später dann die entsetzliche Entdeckung. Der Pathologe stellte bei der Untersuchung des entnommenen Organs fest, dass es völlig gesund, also frei von Krebszellen war – und schlug umgehend Alarm.

Versagen
Urologe Jeschke: "Der Fehler war nicht durch Überlastung des Personals bedingt, es war wohl menschliches Versagen.“ Die Krankenhausleitung hat bereits eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Der Operateur steht laut Klinikum unter Schock und befindet sich im Urlaub.

Erschüttert
Der betroffene Patient wurde umgehend von der Verwechslung informiert. "Natürlich war er tief erschüttert“, so Jeschke, stimmte aber einer weiteren Operation in der selben Abteilung zu. Nun soll versucht werden, den Tumor von der verbliebenen rechten Niere zu entfernen. Ist das unmöglich, muss auch das vom Krebs befallene Organ herausgeschnitten werden. Dann kann der 59-Jährige nur mit dreimaliger Dialyse pro Woche weiterleben – bis er eine Spenderniere bekommt.

Ein weiteres Opfer des falschen Notarzt

"Mir hat er auch vorgegaukelt, dass er ein Arzt ist“, so Alexandra M. (30) im Telefoninterview. Obwohl die Journalistin aus Berlin fünf Jahre mit dem falschen Notarzt Jörn P. zusammenwohnte und die gemeinsame Tochter Eva (6) aufzog, konnte er auch sie täuschen. "Er ging jeden Morgen in die Arbeit“, so die gutgläubige Mutter: "Ich dachte, er ist im Spital beschäftigt.“

Guter Vater
Wie berichtet, war Jörn P. (38) – vom Brotberuf Schauspieler – als falscher Notarzt in Österreich aufgetreten und 60 Einsätze mit dem Roten Kreuz gefahren. Als seine Vorstellung aufflog, wurde er festgenommen. Nun sitzt er in U-Haft. "Dabei ist er so ein lieber Vater“, schwärmt Alexandra M. noch immer: "Eva liebt ihn über alles!“

Haft
Derzeit wartet Jörn P., der in Kommissar Rex und SOKO Donau den Arzt gab, auf seinen Prozess. Die Anklagepunkte lauten Kurpfuscherei und schwerer gewerbsmäßiger Betrug. Bei einem Schuldspruch drohen bis zu zehn Jahre Haft. "Er tut mir leid im Gefängnis“, betont die Mutter seines Kindes: „Aber er hat wenigstens Talent bewiesen und gezeigt, dass er ein toller Schauspieler ist. Denn alle haben ihm den Notarzt abgenommen.“

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