Kärntens kleine Heldin

Franca: "Meine Nacht alleine im Wald"

12.09.2012

Mädchen irrte umher, schlief nicht - Ihre Mama: „Ich bin so stolz auf sie“.

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© APA-FOTO: HERMANN SOBE
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25 Stunden irrte Franca (5) alleine im Gebirge umher. Ihre Mama erzählt, wie sie übermenschliche Kräfte entwickelte, in der Natur überlebte.

Kärnten
Ein abgelegenes Bauernhaus in der kleinen Gemeinde Nötsch im Gailtal. Im Garten ein Biotop mit Steg, ein Trampolin. Rundherum viel Natur, der Dobratsch zum Greifen nahe. Idylle pur. Es ist die Heimat der kleinen Franca (5), die bis Dienstag um 18.41 Uhr 25 Stunden lang verschollen war. Allein.

Franca zeichnet jetzt viel und schaut Fernsehen
Am Tag nach dem Wunder ist Franca quicklebendig, wirkt stark. Sie malt viel, schaut TV, ist endlich daheim bei ihrer Mama, der Künstlerin Helga Druml. Es ist Mittwochvormittag, als Mutter und Tochter auf der Holzbank sitzen und erstmals über ihre Gefühle sprechen. „Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens“, sagt Druml zu ÖSTERREICH. „So schrecklich das Gefühl vorher war, so irre war die Emotion, sie wieder in die Arme zu nehmen.“

 

(c) TZ ÖSTERREICH

Rückblende: Montag, kurz vor 18 Uhr, verlor Opa Matthias (78) Franca nach einem Spaziergang zu den Fischteichen beim Schloss Wasserleonburg aus den Augen. Plötzlich war sie weg, weil „sie die falsche Abzweigung am Rückweg nahm“, so Druml. Die „größte Suchaktion Kärntens“, so Einsatzleiter Ehrenfried Zarfl, begann. 300 Helfer durchkämmten das Gelände. Währenddessen irrte Franca im Wald (800 Meter Seehöhe) bei 12 Grad alleine durch die Nacht. „Sie hat Erde und Wurzeln gegessen, aus dem Bach getrunken. Ich bin stolz, wie sie das schaffte“, so Druml.

Psychologen der Polizei kümmern sich jetzt um sie
Franca schlief nicht, trug nur noch ein Leiberl. „Ich machte mir in die Hose“, gestand sie später. Die zwei Radfahrer Werner H. (47) und Stefan L. (23) fanden sie Dienstag um 18.41 Uhr am Gailtalradweg. „Ich war glücklich, dass ich endlich Menschen sah“, erzählte Franca der Mama. Bei Fragen zur Nacht oder zu Opa weint sie, jetzt kümmern sich Psychologen um sie. Landeshauptmann Gerhard Dörfler will allen Helfern persönlich mit einem Essen danken.

Francas Mutter Helga Druml im Interview mit ÖSTERREICH:
ÖSTERREICH: Ihre Tochter tauchte nach 25 Stunden Abwesenheit wieder auf. Wie geht es Ihnen nach der Rückkehr?
Helga Druml:
Es waren die schlimmsten Stunden in meinem Leben. Als ich Franca in die Arme nehmen durfte, war das eine solche Euphorie, das kann man gar nicht beschreiben. So schrecklich das Gefühl vorher war, so irre waren die Emotionen, sie dann in die Arme zu nehmen. Als um 18.41 Uhr, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, die Meldung kam, dass sie die Radfahrer gefunden haben, war ich irrsinnig froh. Ich hatte nämlich schon Angst vor der nächsten Nacht.

ÖSTERREICH: Was glauben Sie, wie hat sich Franca verlaufen?
Druml:
Franca war sicher schon 30- bis 40-mal bei den Fischteichen oberhalb des Schlosses. Am Montag hat sie aber Opa nicht mehr gesehen. Sie wollte ihm nachlaufen, hat sich bei einer Weggabelung vertan und die falsche Abzweigung genommen.

ÖSTERREICH: Können Sie sich erklären, wie das Mädchen die Nacht überleben konnte? Wie sie das geschafft hat?
Druml:
Das ist für mich selbst ein Phänomen. Meine Tochter hat Erde gegessen und Wurzeln gekaut, sie hat zwischendurch Wasser aus dem Bach getrunken. Sie sagte mir später, es war richtig grauslich, aber trotzdem hat sie daraus getrunken.

ÖSTERREICH: Warum ist Ihre Tochter in dieser Phase so stark gewesen?
Druml:
Sie ist ein sehr ­resolutes Kind und überhaupt nicht ängstlich. Diese Eigenschaft kann auch – wie man gesehen hat – sehr gefährlich werden. Franca war immer schon sehr mutig.

ÖSTERREICH: Wie hat Franca Ihnen den Moment beschrieben, als sie plötzlich die Radfahrer gesehen hat?
Druml:
Sie hat ihren Namen gesagt und ihre Adresse und wer ihre Mama ist, und sie war richtig glücklich, dass plötzlich wieder Menschen da waren. Ich bin wirklich überwältigt, dass sie diese Situation so gut überstanden hat. Beeindruckend: Das ganze Dorf hat mitgesucht, die Leute sind nicht zur Arbeit gegangen, sie haben Franca gesucht. Der Rückhalt aus der Bevölkerung war irrsinnig toll.

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