Toter Libyer in Wien

Musste er wegen Gaddafi-Millionen sterben?

03.05.2012

Der Verfassungsschutz ermittelt jetzt, ob Ghanem ermordet wurde.

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© Reuters
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Der Haftbefehl gegen Gaddafis ehemaligen Premier und Ölminister war bereits ausgestellt: Wie berichtet, wollte Libyens Übergangsregierung Shukri Ghanem über (verschwundene) Milliarden von Euro von Muammar Gaddafi befragen.

Shukri Ghanem trieb völlig angezogen in Neuer Donau
In Libyen "gehen die meisten davon aus, dass Ghanem Milliarden unterschlagen" habe, sagt ein Mann aus Tripolis. Ghanem starb jedenfalls -angezogen, frühmorgens -am Sonntag in der Neuen Donau. Offizielle Todesursache: Er ist ertrunken.

Ghanem lebte seit einigen Monaten unauffällig in seiner schönen Wohnung in der Nähe der UNO-City. Der heimische Verfassungsschutz ermittelt jetzt - vom Time Magazine über Al Jazeera spekulieren sämtliche Medien, ob er ermordet wurde -, ob der 69-Jährige etwa von eine Brücke gestürzt wurde. Auch ein toxikologisches Gutachten wurde in Auftrag gegeben.

Der Fall erinnert an Spionagethriller: Ghanem gehörte zum "innersten Kreis" von Muammar Gaddafi und dessen Sohn Saif. Am 16. Mai 2011 setzte er sich aus Libyen ab. In seiner Heimat glaubt man ihm die Abkehr von Gaddafi nicht. Er habe "60 Millionen Euro selber in Sicherheit gebracht und Milliarden von den Gaddafis transferiert", behaupten einige Libyer. Ghanem selbst hatte das stets bestritten. Die Gerüchte hätten ihn belastet, berichtete die Familie.

Die Familie will jedenfalls auch den Behörden nur wenig sagen. Er sei nicht gesund gewesen, die letzten Wochen habe er "depressiv" gewirkt. War es also Selbstmord?

Daran glaubt ein langjähriger Wegbegleiter Ghanems nicht: "Er hätte seine Familie nicht im Stich gelassen. Jetzt könnten ja seine Kinder gefährdet sein."

Abschiedsbrief wurde keiner gefunden.

Der Verfassungsschutz wird jedenfalls auch die Selbstmordtheorie prüfen. Auch, wenn die meisten an Mord glauben.


Austro-Firma fliegt wegen Saif aus Libyen

Am Mittwoch kam es zum endgültigen Eklat: Die Zementund Betonfirma Asamer war seit 2007 in Libyen -in Benghazi - vertreten.

Die neuen Machthaber im Osten des Landes warfen der Familie Asamer eine "zu große Nähe zu Saif Gaddafi" vor. Asamer ist in Benghazi künftig "unerwünscht" und muss schließen. Drei Zementwerke hatte die österreichische Firma zu Muammar Gaddafis Zeiten gegründet.

Saif, der häufig in Österreich war, kannten die Asamers.

Allerdings -berichten Libyer selbst -hatten die Asamers den Rebellen im Aufstand humanitäre Unterstützung geboten und 2011 weiter produziert.

Offenbar wollte Asamer nicht neue Konditionen akzeptieren. Ein Insider sagt: "Hier geht es zu wie im Wilden Westen "

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