Aufruhr um Flüchtlingsquartier

Identitäre crashen Bürgerversammlung

17.02.2016

Im 23. Wiener Gemeindebezirk herrscht aufgeheizte Stimmung.

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© APA/ Harald Schneider
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750 Flüchtlinge sollen in Wien-Liesing in einem Großquartier untergebracht werden. Das sorgt unter den Anrainern für Angst und Aufregung. Aus diesem Grund nahmen am Dienstagabend 600 Menschen am 2. Informations-Abend zur Flüchtlingsunterkunft in der Ziedlergasse im vollkommen überfüllten „Haus der Begegnung“ teil.

Skepsis und Beunruhigung
Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ), Flüchtlingskoordinator Peter Hacker und Polizei-Stadthauptmann Walter Czapek saßen zum zweiten Mal auf dem Podium und beantworteten die Fragen der besorgten Bevölkerung, um die Bürger zu beruhigen. Doch die Skepsis der Anrainer bleibt weiterhin bestehen.

Aufruhr
Doch von Anfang an wollte keine Ruhe einkehren: Schon zehn Minuten nach Beginn der Veranstaltung sprangen zwei Männer auf und warfen Einladungen zu einer Info-Veranstaltung der rechten Identitären in die Menge. „Lasst euch nicht verarschen!“, riefen sie laut Medienberichten dabei – die Polizei begleitete die Herren hinaus.

© Twitter/ @einhundertlux


Fragen über Fragen
Auch nach diesem Zwischenfall bleibt die Stimmung der Bürgerversammlung aufgeheizt: Es folgen Fragen über Fragen. Eine der brennendsten davon: „Wer soll sich um die 750 Flüchtlinge in dem Asylquartier kümmern?“ Laut Flüchtlingskoordinator Hacker werden die Johanniter und der Arbeiter-Samariterbund die Betreuung übernehmen. Elf Sozialarbeiter und 45 hauptberufliche Mitarbeiter sollen vor Ort im Einsatz sein, die von 20 Zivildienern und ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden sollen.

Dennoch treten laut Medienberichten weiterhin Fragen wie „Soll ich mir einen Bodyguard mieten, damit ich in der Nacht auf die Straße kann?“ oder „Wer schützt meine Urenkel?“ auf. Eine Sprecherin vom Samariterbund verwies darauf, dass das Personal je nach der wirklichen Menge der untergebrachten Flüchtlinge aufgestockt werden kann. Auch eine externe Sicherheitsfirma soll Tag und Nacht das Gelände und die Umgebung bewachen.

© TZOe Artner

In diesem Gebäude sollen Anfang März 750 Asylwerber unterkommen.


Streitgespräch in der „ZiB 2“
In der „ZiB 2“ wurde am Dienstagabend das Projekt weiter besprochen. Flüchtlingskoordinator Hacker verteidigte das Großquartier: Auch wenn das Quartier „sehr groß“ sei, müsse man doch Obdachlosigkeit verhindern. „Bevor wir Hunderte Obdachlose in der Stadt haben, ist es besser, ein solches Quartier zu haben als kein Quartier“, erklärte er.

Der Bezirksobmann der Liesinger FPÖ, Wolfgang Jung, kritisierte das Vorhaben stark: „Die Leute haben Angst.“ Hacker wiederum konterte, dass die FPÖ falsche Gerüchte über das Projekt verbreiten würde, sodass nun eine Petition gegen das Großquartier schon von mehr als 5000 Personen unterzeichnet wurde.

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