Serie Teil 6

"In 6 Jahren ist Fritzl frei'"

14.03.2009

Laut Juristen könnten einige Anklagepunkte im Inzestfall nicht halten.

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Seine Tat gilt als Jahrhundertverbrechen: 24 Jahre sperrte Josef Fritzl seine Tochter Elisabeth im Keller seines Hauses ein, vergewaltigte sie mehr als 3.000 Mal, zeugte mit ihr sieben Kinder. Doch Experten sind sich sicher: Bei dem am Montag am Landesgericht St. Pölten beginnenden Prozess könnte der 73-Jährige mit einem blauen Auge davonkommen. "Nach sechseinhalb Jahren ist er wieder auf freiem Fuß“, ist Jurist Raoul Wagner sicher.

Mordanklage wackelt
Gerade die Mord-Anklage hat vor Gericht wenig Chance. Hintergrund: 1996 kam im Verlies ein Bub mit schweren Atemproblemen zur Welt, starb nach 70 Stunden. Fritzls Tochter ist laut Einvernahme überzeugt: Das Baby hätte überleben können, hätte ihr Peiniger den Buben zu einem Arzt gebracht. 13 Jahre nach der Tat und ohne Leichnam (Fritzl verbrannte den kleinen Körper nach dessen Tod) ist eine unterlassene Hilfeleistung jedoch kaum noch nachzuweisen. Auch für Fritzl gilt dann: Im Zweifel für den Angeklagten.

Sklaverei problematisch
Ebenfalls Probleme gibt es beim Anklagepunkt der Sklaverei. Zwar gibt es in Österreich den Tatbestand „Sklavenhandel“, der wurde bisher aber nie angewandt und trifft auch nicht exakt das begangene Verbrechen. "Hier gilt: Man darf nur strafen, wenn genau das, was man getan hat, in Österreich auch verboten ist“, erklärt Rechtsanwalt Wagner.

Ausschluss der Öffentlichkeit
Fast der gesamte Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, für Verfassungsrechtler Heinz Mayer ein gewaltiges Problem: „Sollte ein Verstoß gegen das Öffentlichkeitsgebot vorliegen, wäre das gesamte Verfahren nichtig.“

Sechseinhalb Jahre Haft
Josef Fritzl könnte so höchstens wegen Vergewaltigung verurteilt werden. Die Höchststrafe liegt hier bei 15 Jahren. Durch das Haftentlassungsgesetz, das für jeden Häftling gilt, könnte sich die Haftstrafe Fritzls noch einmal um die Hälfte verringern. Und: Nach Anrechnung der Untersuchungshaft wäre Fritzl so schon nach sechseinhalb Jahren wieder auf freiem Fuß.

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