Rätsel um Natascha

Kampusch: FPÖ will Fall neu aufrollen

16.11.2011

FPÖ & BZÖ decken Justiz mit 32 Anfragen ein.

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© TZ ÖSTERREICH / Kernmayer
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Vor exakt 1.912 Tagen befreite sich Natascha Kampusch aus den Fängen von Wolfgang Priklopil. 1.912 Tage also hatten die ermittelnden Behörden Zeit, Licht in den spektakulären Entführungsfall zu bringen. Allerdings: Das ist mitnichten passiert. Behaupten zumindest die Oppositionsparteien.

Um das zu ändern, starteten FPÖ und BZÖ nun eine wahre Flut von parlamentarischen Anfragen an das Justiz- und Innenministerium. 32 Anfragen waren es allein in diesem Jahr, elf davon wurden seit Ende September gestellt und: Die Fragen, die von den Ministerien beantwortet werden sollen, sind teilweise mehr als pikant. Ein Auszug:

  1. Wurde Natascha Kampusch jemals befragt, ob sie ein Kind geboren hat? Laut Anfrage von Hans-Jörg Jenewein (FPÖ) soll sich Natascha Kampusch kurz nach ihrer Befreiung bei einem Arzt erkundigt haben, wie lange eine Schwangerschaft nachgewiesen werden könne. Zitat: „Auf Nachfrage antwortete Kampusch sinngemäß, dass es egal sei, weil ohnehin schon länger her.“
  2.  Wurden DV-Mini-Kassetten zwischenzeitlich ausgewertet? Drei Kassetten mit der Aufschrift „Weihnachten 2005 & Am Schluss Ostern 2006“, „Ostern 2006 Teil 2“ und eine ohne Beschriftung sollen von den Behörden sichergestellt worden sein. Über den Inhalt der Filme wurde aber nichts bekannt. Stattdessen wurde die Auswertung der Kassetten gestoppt. Warum ist bisher unklar.
  3. Wie viele Kinder aus dem Bekanntenkreis der Familie von Natascha Kampusch wurden ermordet? Nach Nataschas Verschwinden soll auch gegen ihre Mutter ermittelt worden sein. Der Hintergrund: Angeblich wurden „immer wieder Kinder von Kontaktpersonen aus dem Bekanntenkreis ermordet“.
  4. Warum wurde nicht nach weiteren Tätern gesucht? Laut einer Anfrage von Ewald Stadler (BZÖ) soll Natascha Kampusch 2006 bei der Polizei die Existenz von Komplizen nicht in Abrede gestellt haben. Warum nicht weiterhin ermittelt wurde, ist unklar.

Nach und nach sollen die Anfragen nun beantwortet werden. Ob die Antworten Neuheiten bringen, bleibt abzuwarten.

ÖSTERREICH: Was bezwecken Sie mit dieser Flut von parlamentarischen Anfragen?
Ewald Stadler:
Sie sind die einzige Möglichkeit diesen Fall aufzuklären. Es gibt so viele Ungereimtheiten, so viele massive Widersprüche – das muss ein Ende haben.

ÖSTERREICH: Wo gibt es für Sie die größten Ungereimtheiten im Fall Kampusch?
Stadler:
Davon gibt es so viele, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Nach all dem, was wir jetzt wissen, ist aber sicher die Einzeltäter-Theorie nicht aufrechtzuerhalten. Und wenn da tatsächlich ein Kinderschänderring dahinter stecken würde – als Vater von sechs Kindern werde ich da nicht tatenlos zuschauen und deshalb wird es auch noch mehr Anfragen geben.

ÖSTERREICH: Natascha Kampusch streitet ab, dass es mehrere Täter gab.
Stadler:
Seit Jahren werden wir von Natascha Kampusch und ihrem Anwalt an der Nase herumgeführt. Ich weiß nicht, warum sie das tut und ich möchte auch nicht darüber spekulieren. Aber das muss ein Ende haben.

 

 

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