Nun ermittelt Justiz
Kinder nach Ägypten entführt: Hoffnungsschimmer vor Weihnachten
23.12.2025Nachdem ihr Ex-Mann die gemeinsamen Kinder nach Ägypten entführt hat, setzte die Mutter Liza Ulitzka alles daran, ihre Kids wiederzusehen. Doch vergeblich, während sie in Kairo vor verschlossenen Türen stand, wurden die Ermittlungen gegen ihren Ex eingestellt. Nun erhielt sie aber gute Nachrichten.
Wien. Das Schicksal der 44-jährigen Mutter erinnert an den 90er-Film "Nicht ohne meine Tochter" - allerdings mit Wien als Hauptkulisse. Liza Ulitzka lernt in Ägypten einen gutaussehenden, westlich lebenden Zahnarzt kennen. Die beiden verlieben sich, er zieht zu ihr nach Wien und eröffnet eine gut besuchte Zahnarztpraxis. Alles scheint perfekt zu sein - doch plötzlich verändert sich der Mann. Er beginnt sich zu radikalisieren, macht Liza Ulitzka Vorschriften, will, dass Frau und Kinder - Lily (8) und Noah (6) - mehr islamisch leben. Nach Monaten im Glaubenskonflikt dann der Schock: Der Ägypter verschwindet in den Sommerferien mit den beiden Kindern.
Weil zum Zeitpunkt der Ausreise der beiden Kinder noch das gemeinsame Sorgerecht bestand, konnten die österreichischen Behörden bisher nicht einschreiten. Mittlerweile ist die Scheidung trotz der Abwesenheit des Vaters schon vollzogen, das Sorgerecht wurde der Mutter übertragen. Doch die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren gegen den Zahnarzt eingestellt. Die 44-Jährige, die darauf eine Urteilsbegründung gefordert hatte, um einen Fortführungsantrag zu stellen, erhielt nun am Montag - nur drei Tage vor Weihnachten - von ihrem Anwalt gute Nachrichten: Die Staatsanwaltschaft hat von sich aus das Ermittlungsverfahren wegen Kindesentführung wieder aufgenommen. "Mir fällt ein Stein vom Herzen. Trotzdem findet für mich Weihnachten dieses Jahr nicht statt. Ohne meine Kinder möchte ich nicht feiern", so die zweifache Mutter Liza Ulitzka im Gespräch mit oe24.
Seit sechs Monaten kämpft die verzweifelte Mutter aus Wien bereits darum, ihre Kinder, deren genauer Aufenthaltsort noch unklar ist, endlich wieder in die Arme schließen zu dürfen. Doch ihr Ex-Mann, mit dem sie elf Jahre verheiratet gewesen war, soll derzeit alles versuchen, Noah und Lily von ihr fernzuhalten.
Mehrmals war die 44-Jährige bereits nach Kairo gereist, stand dort bei der Familie des Ägypters allerdings vor verschlossenen Türen. Erst als sie mit der Polizei auftauchte, öffneten die Verwandten, hielten allerdings dicht. Wo die beiden Kinder genau sind, ist noch immer unbekannt.
"Es ist die Hölle", schildert die freie Journalistin. "So, als würde jemand einem bei lebendigem Leib das Herz herausreißen." Mit so einem Ausgang einer langjährigen Partnerschaft hätte sie niemals gerechnet.
Liza Ulitzka hatte ihren damals weltoffenen Ex-Mann 2011 beim arabischen Frühling in Kairo kennengelernt. Sie verliebten sich, heirateten 2014 und zogen ein Jahr später in Wien zusammen. Es folgten die beiden gemeinsamen Kinder Noah und Lily. Alles schien perfekt zu sein. Der in seiner Heimat approbierte Zahnarzt schaffte es, hierzulande als Mediziner anerkannt zu werden und eröffnete sogar eine eigene Praxis in Wien.
Doch plötzlich veränderte sich der zweifache Familienvater, hörte sich ständig über diverse Kanäle "Prediger" an, wurde Mitglied in einer Wiener Moschee und besuchte regelmäßig eine weitere Moschee, deren Mitglieder als radikal beschrieben werden. "Er schleppte auch immer öfter die Kinder mit. Eigentlich hatte ich anfänglich nichts dagegen, da ich selbst zum Islam konvertiert bin", erzählt Liza Ulitzka.
Doch die Lage spitzte sich zu. "Plötzlich wollte er nicht mehr, dass Lily kurze Hosen trägt. Sie war damals gerade mal sechs Jahre alt." Als ihr Ehemann schließlich eine Bibel verbrennen wollte und die heute 44-Jährige nicht mehr ohne seine Zustimmung verreisen sollte, war für die Wienerin eine rote Linie überschritten. "Da wusste ich, dass es so nicht mehr weitergehen kann."
Es folgte eine furchtbare Trennung, bei der sogar die Polizei einschreiten musste. Trotzdem schränkte Liza Ulitzka aus gutem Willen heraus den Kontakt ihrer Kinder zu ihrem ehemaligen Partner nicht ein. Ein Mal die Woche durften sie ihren Vater besuchen, übernachteten dann sogar in seiner Zahnarztpraxis.
Im Sommer unternahm ihr Ex-Mann mit den Kids eine dreiwöchige Reise nach Ägypten - der Urlaub war gerichtlich festgelegt. Dann die furchtbare Nachricht: Am Tag der geplanten Rückreise - am 19. Juli - wurde die Journalistin von ihrem Ex kontaktiert. "Er sagte mir, ich hätte jetzt alles verloren." Ein Mal durfte die 44-Jährige dann noch mit ihren Kindern, die eingeschüchtert gewirkt haben sollen, telefonieren. Danach riss der Kontakt komplett ab.
Die 44-Jährige hat in Ägypten bereits Strafanzeige eingereicht und hofft nun auf die ägyptischen Behörden. "Weil ich das alleinige Sorgerecht habe, müsste der Vater die Kinder mir übergeben, doch das kann noch länger dauern", so die Mutter. Um ihre Anwaltskosten noch stemmen zu können, hat sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen.