Nach TV-Auftritt

Natascha versteckt sich zu Hause

06.03.2012

715.000 sahen ihr TV-Interview - Wie Natascha Kampusch leidet.

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH / Kernmayer
Zur Vollversion des Artikels

Auch fast sechs Jahre nach ihrer Flucht bewegt der Fall Kampusch: 715.000 Österreicher erlebten am Montag mit, wie sich Natascha in ORF-Thema gegen neue Spekulationen wehrte (Schwangerschaft, Porno-Ring, Mittäter).

 

Der TV-Auftritt war eine Flucht nach vorne: „Es ist kräfteraubend. Ich frage mich, wie lange ich noch die Kapazität habe, das zu ertragen“, sagte Natascha zu Interviewer Christoph Feurstein. Der Journalist beschäftigt sich seit Kampuschs Verschwinden mit dem Fall: „Immer, wenn solche Wellen aufkommen, wird Natascha Kampusch sehr zurückgeworfen. Sie ist getroffen und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Sie wird auf der Straße attackiert und bespuckt, da hört es sich auf.“

Zurückgezogen
„Frau Kampusch schafft es nicht, den Weg von der Wohnung zur Lehrstelle zu bewältigen. Niemand weiß, wie es ihr geht, wenn sie alleine ist“, so Feurstein. „Sie gab das erste Interview im Glauben, dass die Menschen sich freuen würden, weil ihr die Flucht gelang. Jetzt ist die Stimmung gekippt, das hat sie verändert.“ Vertraute berichten, dass Natascha aufgrund der Anfeindungen kaum noch außer Haus gehe.

Die Resonanz auf den TV-Auftritt war groß: Internationale Medien berichteten, im ORF meldeten sich Hunderte Seher. Feurstein: „Es gibt zwei Lager. Aber die Spekulationen, die durch Fakten aus dem Weg zu räumen sind, machen einen rationalen Umgang mit dem Thema unmöglich.“

Auch die Justiz ist gespalten: Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut und andere pochen auf die Wiederaufnahme. Oberstaatsanwalt Werner Pleischl sagt: „Alle Beweise wurden durchgeführt.“ Nachsatz: Es gebe keine Hinweise auf weitere Täter. Ende März wird der geheime U-Ausschuss seinen Endbericht vorlegen. Er wird eine Wiederaufnahme empfehlen.

Staatsanwalt: "Es 
gab keine Pannen"
ÖSTERREICH: Sie gerieten als Justiz-Verantwortlicher im Fall Kampusch unter Beschuss. Wurde vertuscht?
Werner Pleischl:
Es wurde nichts vertuscht, alles ist dem Innenausschuss übermittelt worden. Es gab keine Pannen. Vonseiten der Staatsanwaltschaft sind alle Beweise durchgeführt worden.

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie neue Spekulationen?
Pleischl:
Ich beschäftige mich weder mit Spekulationen noch Theorien. Tatsache ist: Es gab keine Hinweise auf einen Mittäter – abgesehen von der zweiten Zeugin, die eingehend bewertet wurde.

ÖSTERREICH: Warum ging man der Aussage nicht nach?
Pleischl:
Wie soll man dem nachgehen? Die Zeugin hat damals erschreckt reagiert und zwei Täter gesehen. Frau Kampusch hat über Jahre einen Täter gesehen. Ihre Version ist wahrscheinlicher.

ÖSTERREICH: Wurde Kampusch ausreichend befragt?
Pleischl:
Ja.

ÖSTERREICH: Standen Sie jetzt selbst vor dem geheimen U-Ausschuss?
Pleischl:
Nein, bislang nicht. Ich habe auch keine Ladung erhalten.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel