Tierheim Vösendorf

250.000 Euro Mehrkosten: Tierschutz leidet unter Behörden-Irrsinn

06.05.2025

Verletzte Tiere bleiben auf der Strecke, weil ein absurdes Gesetz Tierärzten den Zugang zu Tierheimen von gemeinnützigen Organisationen verwehrt. Was nach einer grotesken Fehlinterpretation klingt, bedroht das Überleben tausender Wildtiere. 

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© Tierschutz Austria
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Seit einer Änderung des Tierärztegesetzes ist das größte Tierheim des Landes, das Tierschutzhaus Vösendorf, in der Bredouille. Die Novelle verbietet es gemeinnützigen Organisationen, eigene Tierärzte zu beschäftigen. „Alle bisher vorgestellten Lösungen aus dem Ministerium sind entweder Scheinlösungen alias Scheinselbständigkeitskonstruktionen oder teuer“, kritisiert Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria.

Mehr als 10.000 Tiere wurden allein 2024 in Vösendorf betreut, viele von ihnen in akuter Not. Doch ohne eigene Tierärzte bleibt den Helfern oft nur der Griff zu teuren externen Diensten oder fragwürdigen Vertragsmodellen. "Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch rechtlich bedenklich", so Petrovic.

250.000 Euro Mehrkosten pro Jahr

Die Folgen für das Tierheim sind dramatisch: Rund 250.000 Euro Mehrkosten schlagen jedes Jahr zu Buche. "Das ist Geld, das direkt den Tieren fehlt und das nur, weil ideologische oder wirtschaftliche Interessen über den Tierschutz gestellt wurden“, empört sich Petrovic.

© : APA/ROLAND SCHLAGER

Dabei wäre die Lösung einfach: Eine Ergänzung im Gesetzestext, die Tierheime mit öffentlichen Aufgaben von der Einschränkung ausnimmt. Doch statt rascher Hilfe herrscht politisches Zögern.
Die Volksanwaltschaft spricht offen von einem "klaren Verfassungswiderspruch" und drängt auf eine Gesetzesänderung im §14 Abs 5 des Tierärztegesetzes.

Appell an Vernunft und Herz

Die Forderung ist unmissverständlich: Tierschutz Austria und die Volksanwaltschaft verlangen von der neuen Bundesregierung, die Ungleichbehandlung endlich zu beenden.
"Ein Satz im Verordnungstext würde reichen, um tausenden Tieren jedes Jahr zu helfen. Dass wir überhaupt darüber diskutieren müssen, ist ein politisches Armutszeugnis“, wettert Petrovic.
Besonders bitter: Kleinere Tierheime im Besitz öffentlicher Einrichtungen dürfen sehr wohl Tierärzte anstellen – ein klarer Bruch der Gleichbehandlung.
Ein Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof ist in Vorbereitung, doch der Weg dorthin ist lang, teuer – und kostet wertvolle Hilfe für jene, die keine Stimme haben: die Tiere. 

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