Arbeitsmarkt
AK NÖ zur Teilzeitdebatte: Vollzeit möglich machen
29.07.2025AK-Präsident Markus Wieser fordert in der aktuellen Teilzeitarbeit-Debatte: Rahmenbedingungen statt Rückschritt schaffen.
Statt über Sanktionen zu sprechen, sollte darüber diskutiert werden, wie Vollzeitarbeit überhaupt ermöglicht werden kann, fordert Niederösterreichs AK-Präsident Markus Wieser. Denn: "Nicht Teilzeit ist das Problem, sondern ein System, das Teilzeit als Lifestyle-Entscheidung betrachtet, unbezahlte Arbeit ausblendet und besonders Frauen dafür mit Altersarmut bestraft", so Wieser. Und: "Wer Teilzeitarbeit zurückdrängen will, ohne die Ursachen zu beseitigen, ignoriert, wie die Arbeits-, Lebens- und Familienrealität bei uns tatsächlich aussieht."
Wirft man einen Blick auf die Statistiken, zeigt sich: Vier von fünf Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Die Teilzeitquote liegt bei den Männern in Niederösterreich bei aktuell 12,3 Prozent und bei den Frauen bei 51,5 Prozent. Betrachtet man die aktive Teilzeitquote bei den Personen mit Kindern unter 15 Jahren, sinkt diese bei den Männern auf 6,5 Prozent und steigt bei den Frauen auf 73,3 Prozent an. Das weist auf eine traditionelle Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit hin.
Unternehmen in die Pflicht nehmen
Im Schnitt arbeiten Teilzeitbeschäftigte 21 Stunden pro Woche. Die Wunscharbeitszeit liegt mit rund 30 Stunden deutlich darüber – ein klarer Hinweis, dass viele gerne mehr arbeiten würden, wenn die Bedingungen stimmen.
Wer heute mehr Beschäftigte in Vollzeit bringen will, muss zuerst die strukturellen Barrieren beseitigen, die Menschen – besonders Frauen – in Teilzeit drängen. Es geht nicht ohne ganztägige, flächendeckende und kostenfreie Kinderbildung- und -betreuung ab dem ersten Geburtstag – eine seit September 2020 bestehende Forderung der Sozialpartner gemeinsam mit der Industriellenvereinigung.
"Und darüber hinaus müssen jene Branchen in die Pflicht genommen werden, die selbst keine Vollzeitjobs anbieten, jedoch die vielen Teilzeitarbeitsverhältnisse bemängeln", erklärt Wieser abschließend.