Protest

Das Orchester der Bühne Baden probt den Aufstand

05.09.2025

Statt Einsparungen drohen Mehrkosten, statt künstlerischem Zugewinn droht ein Qualitätsverlust. Das Orchester der Bühne Baden ist eine überregionale Institution mit 172-jähriger Tradition –  die sich nun  vehement gegen die Schließungsandrohung seitens der NÖKU wehrt.

Zur Vollversion des Artikels
© Orchester Baden
Zur Vollversion des Artikels

Die Niederösterreichische Kulturwirtschaft (NÖKU) führt finanzielle Einsparungen als Hauptargument für die geplante Abschaffung des Orchesters der Bühne Baden an. "Aus meiner Sicht ist jedoch das Gegenteil zu erwarten", ärgert sich Andreas Gergen, Künstlerischer Leiter der Bühne Baden, zur geplanten Auflösung seines Orchesters. Anstellte dieses möchte die NÖKU GmbH das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich installieren. "Zweifelsohne" sei dieses ein "hoch renommiertes Sinfonieorchester, allerdings ohne spezifische Qualifikation im Musiktheater, für das es große Erfahrung auf diesem Gebiet braucht".

Der Argumentation, sparen zu müssen, weil das Landes-Budget klamm sei, tritt Gergen offensiv entgegen: "Für die Genres Operette und Musical, die im Zentrum der Bühne Baden stehen, werden also in Zukunft zusätzliche Spezialistinnen und Spezialisten benötigt, die z.B. die Rock- und Pop-Stilistik im Bereich Musical beherrschen. Diese müssten hinzuengagiert werden – teilweise wären dies möglicherweise dieselben Musikerinnen und Musiker, die bislang ohnehin unser Orchester bilden. Damit ist absehbar, dass die Kosten langfristig höher sein werden als beim Erhalt des bestehenden Ensembles."

Kulturpolitischer Einschnitt in gewachsene Struktur

Den geplanten kulturpolitischen Einschnitt – die Schließung des Orchesters der Bühne Baden –  lässt naturgemäß auch der Betriebsrat des betroffenen Orchesters nicht unkommentiert. In einer Offiziellen Stellungnahme heißt es: "Die geplante Schließung des Orchesters der Bühne Baden bedeutet nicht Erneuerung, sondern einen massiven kulturellen Verlust für Stadt und Region." Seit über zweihundert Jahren präge das Orchester das Musikleben in Baden. Es habe Kriege, Pandemien und gesellschaftliche Umbrüche überstanden – "stets als Garant für höchste künstlerische Qualität und unvergessliche Erlebnisse für das Operetten- und Musicalpublikum".

Der Betriebsrat wird noch deutlicher: Nun sollen 25 hochqualifizierte Musikerinnen und Musiker ihre Existenzgrundlage verlieren, Familien ihre Sicherheit, und Baden sein kulturelles Fundament. All das, um eine kolportierte Einsparung von nur einer Million Euro zu erzielen – "eine Summe, die in keinem Verhältnis zum Schaden für Stadt, Land und Publikum steht".

Die deutlichen Reaktionen aus Öffentlichkeit und Kulturszene zeigen: Der geplante Schritt der NÖKU wird als schwerer kulturpolitischer Fehler wahrgenommen. Das Orchester sei kein Luxus, sondern ein unverzichtbarer Teil der Identität und Attraktivität der Stadt Baden. "Wir sehen uns daher verpflichtet, uns mit allen rechtlich möglichen Mitteln für den Erhalt des Orchesters einzusetzen – um weiterhin künstlerische Exzellenz zu garantieren und das kulturelle Erbe der Stadt Baden auch für kommende Generationen zu bewahren", so der Betriebsrat des Orchesters der Bühne Baden. Bleibt abzuwarten, ob die NÖKU aufgrund der großen Empörung in der künstlerischen-musikalischen Szene Niederösterreichs einlenken wird.
 

Zur Vollversion des Artikels