Horror-Vater

Fritzl ist Studien-Objekt

27.04.2011

Lebenslange Haft: Zwei Experten blicken in die Seele des Monsters.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/Robert Jäger, TZ Österreich/Pauty
Zur Vollversion des Artikels

Wie tickt eine Bestie? Wie kann ein Mann damit leben, dass er die eigene Tochter ein Vierteljahrhundert in ein Verlies sperrt, sie dort Tausende Male vergewaltigt und dann auch noch Inzest-Kinder mit ihr gefangen hält? Nicht frei von grausiger Egozentrik hat Horror-Vater Josef Fritzl (75) der Wissenschaft Antworten darauf angeboten.

Schon kurz nach seiner Verhaftung am 26. April 2008 erklärte er der Kripo: „Ich möchte von den besten Spezialisten der Welt untersucht werden. Und dann von den Forschern erfahren, warum ich zu einem Monster wurde – warum ich gehandelt habe, wie ich handeln musste.“

Monster-Talk
Wie das Magazin „News“ in seiner neuen Ausgabe berichtet, nahmen zwei Experten den lebenslangen Häftling beim Wort: Österreichs renommiertester Gerichtspsychiater Reinhard Haller und Kriminalpsychologe Thomas Müller, der als Profiler und Autor („Bestie Mensch“) auch international einen guten Ruf hat.

Seit November 2009 besuchen die beiden Seelenforscher den Gruselgreis in der Justizanstalt Stein, um in langen Gesprächen seine Gedanken zu durchleuchten. Die Analyse ist noch nicht abgeschlossen und wird nur Fachkreisen, aber niemals öffentlich zugänglich sein.

Er will neuen Prozess
Ziel des Projektes ist es, die Persönlichkeit des Jahrhundertverbrechers zu begreifen und von seinem Handeln zu lernen. Denn falls irgendwo auf der Welt wieder ein junges Mädchen verschwindet, könnte der Täter wie Fritzl ticken.

Dazu gehört die Kunst des Verdrängens. Und wie „News“ meldet, fehlt dem Inzest-Täter bis heute Einsicht in seine Schuld. Denn mit Hilfe eines Tiroler Anwalts strebt Fritzl eine Wiederaufnahme seines Verfahrens an: „Denn ich wollte meine Opfer niemals quälen. Und ich bin kein Mörder.“
 

Fritzl teilt Essen aus und putzt die Gänge

In der Justizanstalt Stein, Sondertrakt für geistig abnorme Rechtsbrecher, hat das Wachpersonal mit dem bekanntesten Häftling keine Probleme: Josef Fritzl gilt als „höflich und freundlich“. Der 75-jährige komme mit dem Leben hinter Gittern gut zurecht, heißt es vonseiten der Justiz.

Einzelzelle
Auch bei Mitgefangenen ecke er nicht an. Was freilich auch damit zu tun haben kann, dass er in seiner Einzelzelle in einem eigenen Universum lebt und an Häfn-Kontakten nicht interessiert ist.

Als Hausarbeiter teilt Fritzl Mahlzeiten aus oder hält mit Kübel und Besen die Gänge sauber. In der Freizeit dreht er einsame Runden im Gefängnishof, sieht fern oder verschlingt Bücher (Historisches und juristische Fachliteratur). Post bekommt er nur von Wirrköpfen. Die Familie hat keinen seiner Entschuldigungsbriefe beantwortet.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel