Deponieverbot

Gips mit Grips: erstes Gipsrecyclingwerk eröffnet

24.10.2025

Ab Jänner 2026 dürfen Gipskartonplatten nicht mehr wie bisher in Deponien entsorgt werden. Jetzt wurde in Stockerau (Bezirk Korneuburg) das erste Gipsrecyclingwerk Österreichs eröffnet. Aus dem gewonnenen Gips werden wieder neue Platten hergestellt. 

Zur Vollversion des Artikels
© ORF/Thomas Koppensteiner
Zur Vollversion des Artikels

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach bei der Eröffnungsfeier von einem bemerkenswerten Projekt, „weil es ein wesentlicher Schritt ist weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu Wiederverwertungsgesellschaft, weg vom Förderband, das nur in eine Richtung läuft, hin zur Kreislaufwirtschaft, wo alles wieder zusammengeführt wird“.

Die für Wirtschaft und Energie zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) bezeichnete die Recyclingwirtschaft als „Best-Practice-Beispiel, wenn es darum geht, gute Ideen von Österreich in die Welt zu tragen. Gerade in Ländern, die vielleicht noch nicht so weit sind, können wir da einen Anschub geben.“ 

Aufgrund des Deponieverbots entstanden

Gipskartonplatten werden beim Hausbau vor allem im Innenausbau verwendet. Es handelt sich um Platten mit einem Gipskern, die von einer Kartonschicht ummantelt sind. Bisher wurden die Plattenreste, die etwa auf Baustellen als Verschnitt und bei Abbrucharbeiten anfallen, meist in Deponien entsorgt. Ab Jänner ist das nicht mehr erlaubt.

Dann tritt eine Novelle zur Deponieverordnung in Kraft, die besagt, dass Gipsplatten, Gipswandbauplatten und faserverstärkte Gipsplatten nicht mehr deponiert werden dürfen. Drei Unternehmen – Porr, Saubermacher und Saint Gobain – haben das als Chance erkannt und in Stockerau das erste Gipsrecyclingwerk in Betrieb genommen. 7,5 Millionen Euro wurden investiert, 40 Prozent vom Bund gefördert. 

Anlage auf 60.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt

Die Anlage läuft seit dem Sommer. Gipsabfälle werden von Entsorgungsbetrieben per Lkw angeliefert, dann beginnt ein mehrstufiger Prozess. Die Teile werden gereinigt, zerkleinert und zersiebt. Ein Magnet zieht Metallteile wie Schrauben und Nägel heraus, Mitarbeiter kontrollieren alles nochmal händisch. Am Ende kommt recycelter Gips mit unterschiedlichen Körnungsstufen heraus. 

© ORF/Thomas Koppensteiner

60.000 Tonnen Gipsabfälle sollen pro Jahr verarbeitet werden, sagte Monika Döll, Geschäftsführerin der GzG Gipsrecycling GmbH, bei der Eröffnungsfeier am Donnerstag gegenüber noe.ORF.at. "Wir haben uns dabei auf Ostösterreich, wo die größten Mengen an Abfällen anfallen, konzentriert. Wir wollen die ‚Baubanane‘ Linz, Wien, Graz damit optimal abdecken, sind aber natürlich auch für alle anderen in Österreich da.“ 

Wiederverwertung in Bad Aussee

Das Werk hat einen eigenen Bahnanschluss. Der recycelte Gips wird direkt in der Halle auf Waggons verladen und mit dem Zug zu Saint Gobain nach Bad Aussee (Steiermark) gebracht, wo er bei der Produktion von neuen Gipskartonplatten beigefügt wird. Aktuell sind vier Mitarbeiter in dem Werk in Stockerau beschäftigt. Im Vollbetrieb will man künftig im Zweischichtbetrieb mit acht Mitarbeitern fahren. 

Zur Vollversion des Artikels