Inselbegabung

SIE sind unter uns: 30 Super-Recognizer sehen die Bösen

09.10.2025

Die Polizei startet in Niederösterreich und Vorarlberg den Einsatz von „Super-Recognizern“. Dabei handelt es sich um Menschen mit der Inselbegabung, Gesichter unter tausenden zu erkennen. Die Super-Recognizer unterstützen bei Fahndungen und Observationen: Das Böse darf sich jetzt fürchten.

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30 polizeiliche Beamtinnen und Beamte sind seit Anfang Oktober bereits versuchsweise in Niederösterreich und Vorarlberg im Einsatz: Sie sind "Super-Recognizer" - auf sie stützen sich große Hoffnungen in der Verbrechensbekämpfung, in Fahndungen und Observationen.

"Super-Recognizer haben natürliche Fähigkeiten, die nicht antrainiert werden können“, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im Rahmen eines Hintergrundgesprächs im Innenministerium. "Selbst wenn sich Gesichter im Laufe der Zeit durch den Alterungsprozess verändert haben, selbst wenn schwierige Bedingungen vorherrschen, wie im Fall einer großen Menschenmenge, die noch in Bewegung ist, und wenn Gesichter nur kurzzeitig gesehen werden“, sagte Ruf, könnten Treffer erzielt werden. "Sie sind fähig, Gesichter nach unten gedreht, nach oben schauend oder auch mit einem Bart zu erkennen“, skizzierte Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamts, ein weiteres Beispiel.

Sonderbegabte in Niederösterreich und Vorarlberg

Vorbild für dieses österreichische Pilotprojekt ist ein erfolgreich gestarteter Versuchsballon im Schweizer St. Gallen. Dort sind im Rahmen eines einjährigen Testbetriebs rund 300 Ermittlungsansätze generiert worden, bei lediglich dreiprozentiger Fehlerquote. Allein bei zwei Großveranstaltungen in St. Gallen sind 20 gesuchte Personen identifiziert worden, sagte Ruf. In 60 Prozent der Identifizierungen ist schließlich ein Geständnis erfolgt. 

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"Wien" hat Kontakt mit der Neurowissenschaftlerin Meike Ramon von der Berner Fachhochschule (BFH) aufgenommen, die als Entwicklerin des bisher einzigen Diagnoseverfahrens zur Erkennung von Super-Recognizern im deutschsprachigen Raum gilt. "Sie hat es uns kostenlos zur Verfügung gestellt“, erzählte der Generaldirektor. Daraufhin sind im November des Vorjahres 903 Exekutivbedienstete getestet worden. 

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Scheinbar sitzen die Sonderbegabten in Niederösterreich und Vorarlberg: 30 von ihnen (19 in Niederösterreich, elf in Vorarlberg) zeigten diese Begabung. Sie sollen künftig im kriminalpolizeilichen Bereich eingesetzt werden, unter anderem in der Bildfahndung, bei der Zielfahndung, bei Observationen sowie Großveranstaltungen. Die Super-Recognizer bekommen regelmäßig Fahndungsfotos zugesandt. Diese prägen sie sich dann ein, und im Zuge ihres Dienstes nutzen sie ihr Wissen, sagte Ruf. Selbstverständlich sei auch ein Einsatz bei Schwerpunktaktionen denkbar, so Ruf. 

Ausrollung in ganz Österreich geplant

Der Probebetrieb geht bis Ende Februar 2026. Dann soll eine Evaluierung erfolgen. Die beiden leitenden Beamten betonten am Mittwoch, dass eine österreichweite Einführung das Ziel des Projekts sei. Er sei diesbezüglich "optimistisch“, so Holzer. Es spreche "aus jetziger Sicht vieles dafür“, ergänzte Ruf. Könnten etwa Gefährderinnen und Gefährder auf diese Art früher erkannt werden, bedeute das letztlich "mehr Schutz für die Bevölkerung“, betonte der Generaldirektor. 

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