St. Pölten

Juwelier-Überfall: 3, 4 und 4,5 Jahre Haft

15.05.2012

Teenager wollten Juwelier ausrauben - der Coup in der Innenstadt scheiterte jedoch.

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Wegen versuchten schweren Raubes an einem Juwelier sind am Landesgericht St. Pölten am Dienstag drei Angeklagte schuldig gesprochen worden. Der Tschetschene (16), von dem der Tatplan ausging, wurde zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, ein gleichaltriger Österreicher zu drei und ein 19-jähriger Mazedonier zu vier Jahren unbedingter Haft. Die Urteile des Schöffensenats sind nicht rechtskräftig.

Zur Strafbemessung führte der Richter aus, dass dem Alter der Beschuldigten entsprechend unterschiedliche Strafrahmen vorlagen. Mildernd waren die Geständnisse und dass es beim Versuch geblieben ist, erschwerend beim vorbestraften Erstangeklagten u.a. die Tatbegehung innerhalb der Probezeit. Die Opfer hätten ein Martyrium erlitten, und auch generalpräventiv war angesichts zunehmender Raubüberfälle auf Juweliere eine unbedingte Strafe zu verhängen.

Überfall ging schief
Die jungen Angeklagten waren am 23. Februar mit Strickhauben maskiert in ein Juweliergeschäft in der City gestürmt und bedrohten den Inhaber und einen Angestellten mit einer Gaspistole. Angesichts der Polizei verschanzten sie sich, ergaben sich dann aber nach einer Dreiviertelstunde.

Der versuchte Überfall sei relativ glimpflich ausgegangen, meinte der Staatsanwalt. Laut den Verteidigern seien die Beschuldigten grundsätzlich geständig.

Laut Anklageschrift verlangten die Beschuldigten mit den Worten "Überfall, Geld her, wo ist das ganze Gold" Schmuck und Bargeld. Die Opfer mussten sich auf den Bauch legen und der Juwelier wurde aufgefordert, die Vitrinen aufzuschließen, um Preziosen im Wert von 50.000 Euro zu entnehmen. Die in der Wohnung befindliche Ehefrau des Juweliers hatte Schreie aus dem Geschäft gehört und die Polizei verständigt. Die Räuber bemerkten die Einsatzkräfte, gerieten in Panik und fragten nach einem Hinterausgang. Als sie erkannten, dass es kein Entkommen gab, zogen sie sich mit den Überfallenen in den hinteren Teil des Geschäftslokals zurück, verließen dann aber gemeinsam mit den Opfern das Geschäft und ließen sich festnehmen. Forderungen wurden in diesem Zeitraum keine gestellt, der Tatbestand der erpresserischen Entführung sei nicht erfüllt.

Geldprobleme
Die Burschen kannten einander aus dem Fitnesscenter. Geldprobleme hätten zur Überlegung geführt, einen Juwelier zu überfallen. Der Drittangeklagte (19) bestritt heute oder konnte sich nicht erinnern, dass in der bedrängten Situation in dem Geschäft kurz die Rede davon gewesen war, eine Geisel zu nehmen. Welche Strafe wegen der Tat auf ihn zukommen könnte, nämlich bis zu 15 Jahre Haft, sei ihm nicht klar gewesen.

Nach kurzer Befragung der Beschuldigten wurde als erster Zeuge der Juwelier aufgerufen. Der 69-Jährige schilderte völlig unaufgeregt, wie er von dem maskierten Trio zunächst gezwungen wurde, sich auf den Bauch zu legen. Die Waffe sei ihm an den Kopf gehalten worden. Er musste das Geschäft von innen zusperren und die Schmuckvitrinen öffnen. Die Beute im Wert von 70.000 Euro verstauten die Täter in Taschen. In der Wohnung oberhalb befanden sich zu diesem Zeitpunkt seine Frau und sein Hund. Als die Polizei eintraf und sich die Burschen mit ihm und seinem Uhrmacher in den hinteren Teil des Lokals zurückzogen, hätten sie ihre Strickhauben vom Gesicht gezogen und Zigaretten geraucht.

Der Uhrmacher (52) musste sich ebenfalls auf den Boden legen. Auch ihm wurde die Waffe angehalten. Als die Situation angesichts der Einsatzkräfte eskalierte, habe es eine kurze Diskussion über die Möglichkeit einer Geiselnahme gegeben - was die Beschuldigten zuvor in Abrede gestellt hatten. Sie gaben an, Angst gehabt zu haben, selbst erschossen zu werden. Zu den psychischen Auswirkungen des Geschehens erklärte der Zeuge, nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung zu stehen.

Der Raubversuch war am 23. Februar kurz vor Geschäftsschluss verübt worden. Die Frau des Juweliers hatte im Stiegenhaus den Satz "Überfall... " gehört. Sie wählte sofort den Notruf und lief in die Räume im zweiten Stock, wo sie sich einschloss. Die 56-Jährige erzählte von bangen Minuten, die ihr sehr lang vorgekommen seien, und ihrer Angst, zumal sie aufgeschnappt hatte, dass ihr Mann am Kopf blute (wie die leichte Verletzung zustande kam, ist laut Anklageschrift ungeklärt). Ihr Mann war danach und wirke auch heute sehr gefasst - aber in der Nacht wache er immer noch mehrmals auf, berichtete sie, das Geschehen beschäftige ihn noch immer.




 
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