Vandalismus

Wer aufs Häusl will, muss zahlen: Wirbel um WC-Abo in Wr. Neudorf

20.08.2025

Ein persönlicher WC‑Pass regelt künftig den Zugang zu öffentlichen Toiletten in Wiener Neudorf. Die Gemeinde reagiert damit auf wiederholte mutwillige Zerstörungen und Vandalismus.  

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© Wiener Neudorf
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Wiener Neudorf kämpfte monatelang gegen ein untragbares Ausmaß an Schäden in den WC-Anlagen im Rathauspark und im Anningerpark. Verwüstete Kabinen, verschmutzte Spülungen, demolierte Heizkörper und bekritzelte Wände setzten der Nutzung ein Ende. Renovierungen folgten Schlag auf Schlag, doch nach jeder Sanierung begannen die Zerstörungen von neuem und die Toiletten blieben wochen- und monatelang geschlossen. Schließlich zog die Gemeinde die Reißleine und führte ein neues System ein. Ab sofort ist der Zutritt nur noch mit einer personalisierten Karte möglich, die im Bürgerservice gegen einen einmaligen Beitrag von zehn Euro erhältlich ist. So sollen die Anlagen dauerhaft offen bleiben und mögliche Täter im Fall von Schäden leichter ermittelt werden können.

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Die Karte gilt nach Angaben der Gemeinde bis zu 30 Jahre und wurde vom gesamten Gemeindevorstand einstimmig befürwortet. Erste Türen sind bereits umgerüstet, erste Karten wurden ausgegeben. Dennoch sorgt die Einführung für Protest. Manche Einwohner empfinden es als unzumutbar, für ein öffentliches WC zahlen zu müssen. Gerade für ältere Menschen, die öfter darauf angewiesen sind, wird die Regelung als Belastung gesehen. Auch Besucher von außerhalb könnten Probleme haben, da sie sich nur während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes registrieren lassen können.

Datenschutzbedenken werden laut

Vertreter der FPÖ warnen davor, dass durch die Registrierung nachvollzogen werden könnte, wann jemand eine Toilette benutzt. Sie schlagen alternative Maßnahmen wie Bewegungsmelder oder eine nächtliche Schließung der Anlagen vor. Die Neos unterstützen die Lösung trotz Bedenken, weil sie derzeit keinen besseren Weg sehen, die Toiletten offen zu halten. Parallel dazu prüft die Datenschutzbehörde eine Beschwerde, das Verfahren läuft.

Ob der "Klo-Pass" eine dauerhafte Lösung bietet oder die Gemeinde weiter mit verschlossenen Türen kämpft, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Ende September steht die endgültige Beschlussfassung im Gemeinderat an. Bis dahin bleibt der Gang zum stillen Örtchen nur jenen vorbehalten, die bereit sind, eine Karte zu beantragen und damit ihren Namen für den nächsten Besuch zu hinterlegen. 

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