Sabrinas Prügeltrupp

"Wir schlugen zu, weil sie es wollte"

13.03.2008

Jene vier Burschen, die einen 22-jährigen in den Rollstuhl geprügelt hatten, waren geständig, schoben die Schuld aber der Anführerin zu.

Zur Vollversion des Artikels
© Niesner
Zur Vollversion des Artikels

„Weil wir deppert waren“, begründet der 16-jährige Ayhan P. seine schreckliche Tat. „Weil ich Angst hatte, nicht mehr dazuzugehören“, piepst Milchgesicht Patrick W. (19). Der rothaarige, blasse Bursche fand vor der Horrornacht des 3. November nie Anschluss an andere Jugendliche. Grund: Sein missgebildetes Ohr, das er dem Gericht zeigt. Doch das ist für Richterin Monika Lassmann kein Grund, um auf den Kopf eines am Boden Liegenden einzutreten. Die sechs Angeklagten haben den 22-jährigen Manfred Steiner vor einer Disco in Hainburg ins Koma geprügelt. Oder dazu angestiftet.

Anklagebank
Heute ist Manfred wach. Er kann sich nicht bewegen, nicht sprechen und sich nur durch Augenzwinkern verständigen. Am Mittwoch saßen seine Peiniger auf der Anklagebank. Der Gerichtssaal ist zum Bersten voll. Familie und Freunde der Angeklagten sind da. Mittendrin sitzen Manfreds Angehörige. Seine Mutter und sein Vater, seine Geschwister – alle kreidebleich. Bei manchen Aussagen der prügelerfahrenen Jugendlichen schießen Mutter Maria Domitzi die Tränen in die Augen. Keiner der vier Burschen, die immer wieder auf ihren Sohn eingetreten und geschlagen haben, kannten Manfred. Warum also? Warum? Die Erklärung heißt, so sind sich die fünf männlichen Angeklagten einig, Sabrina B. Manfred soll sie beschimpft haben. Gehört hat das außer dem Mädchen, das die Hauptschule abgebrochen und noch keinen Job länger als drei Monate hatte, niemand.

Schlägertrupp
„Geht’s hin und schlagt’s ihn! Seid ihr feig? Weitermachen!“, soll sie ihren Schlägertrupp angefeuert haben. Ihren damaligen Freund, Christian E. (18), hielt sie aus der Sache aber raus. Trotzdem ist er angeklagt. Er war die ganze Zeit dabei. „Wir waren wie kleine Kinder. Völlig durchgedreht. Total happy“, beschreibt Ayhan P. die Stimmung. Nach der schreck­lichen Tat, auf einem Parkplatz, bedankt sich Sabrina bei ihren Kumpels für die Hilfe. Tage später ruft sie sie an, um ihnen zu diktieren, was sie bei der Polizei sagen sollen.

Am Mittwoch waren Sabrinas vier Schläger geständig und reumütig. Plötzlich nannten sie ihr Opfer nicht mehr „Manfred“, sondern „Herrn Manfred Steiner“. Doch das Leben dieses Herrn haben sie beendet. Zu viert gegen einen. Der Prozess wurde aus Zeitmangel auf 2. April vertagt.

Zur Vollversion des Artikels