Berührender Nachruf

Wolf Science Center in Ernstbrunn trauert um "Unwolf" Amarok

08.07.2025

Nach 13 Jahren ist Wolf Amarok im Ernstbrunner Wolf Science Center verstorben. Das Team verabschiedete sich in einem persönlichen Nachruf von einem Tier, das sich durch besondere Verhaltensweisen auszeichnete. 

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© Robert Bayer
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Wolf Amarok ist tot. Nach 13 Jahren im Ernstbrunner Wolfsforschungszentrum blickt das Team auf die gemeinsame Zeit zurück. Amarok zeigte ein Verhalten, das sich in vielen Bereichen vom üblichen Verhalten seiner Artgenossen unterschied. "Du hattest keine Berührungsängste, weder mit Menschen noch mit wissenschaftlichem Equipment“, schrieb Tiertrainerin und stellvertretende wissenschaftliche Leiterin Lina Oberließen in einem Nachruf. Amarok zeigte sich offen gegenüber Emotionen wie Trauer oder Verzweiflung. "Du warst bei einem, wenn man selbst nicht bei sich war“, erinnerte sich Oberließen. "Du warst ein Meister des aus der Reihe Tanzens. Nicht umsonst war 'Unwolf' einer deiner Spitznamen".

Zerstörung und Vertrauen im Forschungsalltag

Vor allem in seinen jungen Jahren beschäftigte sich Amarok intensiv mit den Versuchsapparaturen des Teams. Regelmäßig zerlegte er technische Aufbauten. "Da du für die Baukunst unserer Forschenden ein berüchtigter Endgegner warst, kamst du in vielen Tests als letzter Wolf an die Reihe“, heißt es im Nachruf.

Gleichzeitig zeigte Amarok eine Verlässlichkeit im Umgang mit Menschen, die für einen Wolf ungewöhnlich war. "Du hast im Laufe der Jahre so viele Menschen berührt, so viele Herzen geöffnet und mit deiner Stärke und Präsenz innere Welten auf den Kopf gestellt“, schrieb Oberließen. Ein großer Teil seines Lebens war von der Freundschaft mit dem Wolf Kenai geprägt. Auch nach kleinen Konflikten hielt ihre Verbindung stand. Nach dem Tod Kenais wurde Amarok mit der ebenfalls verwitweten Wölfin Una vergesellschaftet. Die neue Situation irritierte ihn zunächst. 

Schwere Tumorerkrankung

Trotz einer schweren Tumorerkrankung lebte Amarok deutlich länger als von den Tierärzten prognostiziert. Das Team äußerte im Nachruf die Überzeugung, dass die Beziehung zu Una ihm Kraft gegeben habe. In den letzten Wochen zeigten sich deutliche körperliche Veränderungen. "Du konntest langsam aber sicher immer weiter loslassen. Es war wie ein Feuer, das allmählich zurückgeht, bis es irgendwann verlischt, ganz undramatisch, ganz ruhig“, schildert die Tiertrainerin. Nach seinem Tod zog sich Una zunächst zurück. Spaziergänge nimmt sie weiterhin gern an, was laut Team eine wichtige Konstante für sie bleibt. Das WSC-Team begleiten sie nun durch diesen neuen Lebensabschnitt. 

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