ÖSTERREICH-Interview

"Ich bin die Liebe des Pfarrers"

15.03.2009

Jetzt spricht Friedls Freundin - Rosi K. im ÖSTERREICH-Gespräch.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/Getty
Zur Vollversion des Artikels

Es könnte eine Liebesgeschichte ohne Happy End werden. Zumindest beruflich. Pfarrer Josef Friedl wurde wegen seines Outings („Ich habe eine Freundin“) für heute zu Diözesanbischof Ludwig Schwarz bestellt.

Brisante Entscheidung
Der Bischof muss jetzt entscheiden, wie es mit Friedl weitergeht. Das Ergebnis wird mit Hochspannung erwartet, denn die Lage ist äußerst verzwickt. Eigentlich kann Schwarz nur verlieren: Wenn er den sympathischen Pfarrer von Ungenach dazu zwingt, sein Amt als Priester niederzulegen, wird es von weiten Teilen der Kirche Proteste geben: Die mächtige Plattform „Wir sind Kirche“ hat Friedls öffentliches Bekenntnis zu seiner Freundin Rosi bereits begrüßt. Zusätzlich machte eine Reihe von Pfarrern, die ebenfalls in einer Beziehung leben, in einem Brief Druck auf den Bischof. Gut möglich, dass es bei einem Amtsentzug zu einer Outing-Welle kommt.

Druck aus Rom
Andererseits glauben Insider, dass der Bischof wegen des Drucks aus Rom gar keine Wahl hat. Immerhin hat Friedl öffentlich bekannt, seit Jahrzehnten das Zölibat zu brechen: Für die Moralhüter des Vatikans alles andere als eine Kleinigkeit. Weitere mögliche Sanktionen: Eine Verwarnung oder der vorzeitige Ruhestand.

Friedl selbst geht gelassen an die Sache heran, er erwartet sich keine Standpauke. Und seine Freundin Rosi sagt: „Es wäre schade für die Kirche, sie kann doch nicht auf jemanden wie meinen Josef verzichten.“

Hier das ganze Interview mit Rosi:

ÖSTERREICH: Wie verbringen Sie den Tag vor der Aussprache zwischen ihrem Lebensgefährten Josef Friedl und dem Linzer Bischof Ludwig Schwarz?

Rosi K.: Meine Familie, die Enkel sind bei mir, hier laufen gerade zehn Kinder herum (lacht). Da ist wenigstens etwas los, das ist das wahre Glück und Leben. Und genau das wird den Oberen in der Kirche wohl immer fehlen.

ÖSTERREICH: Wie ist die Stimmung bei Ihnen und in Ihrem Umfeld?

Rosi K.: Es kommt viel Positives, Aufbauendes, der Rückhalt hier im Ort ist groß, aber auch darüber hinaus.

ÖSTERREICH: In der Diskussion auf Kirchenebene wollen Sie sich jeder Einmischung enthalten. Was aber wünschen Sie sich vom Herzen her für den Ausgang der Causa?

Rosi K.: Für mich persönlich würde ich mir für die Kirche und ihre Angehörigen mehr Ehrlichkeit wünschen. Als unsere Beziehung öffentlich wurde, war es ja, als würde ein lange brodelnder Dampfkochtopf hochgehen. Es war anscheinend für viele in derselben Situation wie eine Befreiung. Deshalb sollte es möglich werden, wenigstens über das Thema offen sprechen zu können, selbst das ist ja noch ein Tabu. Dann wäre schon viel gewonnen.

ÖSTERREICH: Was hat sich für sie geändert?

Rosi K.: Für mich hat sich nichts geändert und es wird sich nichts ändern. Ich bin in der Kirche aufgewachsen, bin da daheim und werde es immer sein.

ÖSTERREICH: Sollte ihr Freund das Priesteramt wegen ihrer Liebe niederlegen müssen, würde Sie das treffen?

Rosi K.: Es wäre schade für die Kirche, sie kann doch nicht auf jemanden wie meinen Josef verzichten. Er ist ein Mensch, der das Leben kennt und liebt. Und ist das nicht auch die Botschaft Jesu? Sie richtet doch die Menschen auf. Er hat geholfen, ist auf jeden zugegangen, egal ob Ehebrecher oder andere gesellschaftlich Geächtete. Seine Antwort darauf war klar und deutlich: Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel