Religionszwist

Schwarz und Rot streiten um Kreuze in Kindergärten

30.10.2008

Die Kruzifixe fehlen, nennt die ÖVP ein "Kreuzzeichen-Verbot". Die SPÖ will die "Trennung von Religion und Staat".

Zur Vollversion des Artikels
© AP Photo/National Labor Committee
Zur Vollversion des Artikels

In Linz ist zwischen ÖVP und SPÖ ein heftiger Streit um Kruzifixe in Kindergärten, Krabbelstuben und Horten entbrannt. Die Volkspartei ortet ein "Kreuzzeichen-Verbot" in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen und will die Landesstellen bemühen, um die Anbringung der religiösen Symbole sicherzustellen. Allerdings sind auch die übergeordneten Stellen teils in roter und teils in schwarzer Hand, womit eine Prolongierung des Streits auf höherer Ebene vorgezeichnet sein dürfte.

Roter "Anti-Religionskurs"
Der Linzer ÖVP-Klubchef Thomas Stelzer ortet einen "Anti-Religionskurs" bei der SPÖ: Nachdem erst kürzlich ein schwarz-roter Schlagabtausch rund um die Finanzierung des Projektes Krippenstadt - bei dem Geschäfte und Institutionen Darstellungen der Geburt Christi in die Schaufenster stellen - die Lokalpolitik in Aufregung versetzt hatte, stehen nun die Kruzifixe im Zentrum des Streits.

"Trotz gesetzlicher Auflagen"
Stelzer zeigte sich "fassungslos", dass "trotz gesetzlicher Auflagen in den Betreuungseinrichtungen der Stadt keine Kreuzzeichen angebracht sind". Das oberösterreichische Kinderbetreuungsgesetz sieht vor, dass ein Kruzifix in den Gruppenräumen aufgehängt werden muss, wenn die Mehrheit der Kinder christlichen Glaubens ist.

Beschwerde beim Land
"Nachdem wir das Religionsbekenntnis der Kinder nicht erheben, wissen wir gar nicht, ob die Mehrheit einen christlichen Glauben hat", weist die zuständige SP-Vizebürgermeisterin Ingrid Holzhammer die Kritik zurück. "Außerdem hängen wir auch keine anderen religiöse Symbole auf", pocht sie auf eine Trennung zwischen Kirche und Staat. Stelzer will das nicht akzeptieren und spricht von "Selbstaufgabe" statt Integration. Er kündigte eine Beschwerde beim Land an.

Schau ma mal
SPÖ-Landesrat Josef Ackerl will auf die Beschwerde warten, prinzipiell befürworte man aber eine "Trennung zwischen Religion und Staat". Bei seinem Kollegen Viktor Sigl von der ÖVP hieß es ebenfalls, man werde prüfen, ob die Kreuze tatsächlich fehlen. Sollte das so sein, werde der Schulerhalter aufgefordert, den Mangel zu beheben. Die letzte Konsequenz wäre die Aussetzung der Landesförderung.

FPÖ sieht Islam im Vormarsch
Heftig reagierte der oberösterreichische FPÖ-Landesparteichef Lutz Weinzinger auf den Linzer Kruzifixstreit. Die Abnahme der Kreuze sei eine völlig falsch verstandene Toleranz gegenüber Zuwanderern, die keinesfalls akzeptiert werden könne. Der Werteverfall der heutigen Zeit schaffe ein Vakuum, in dem radikale Ideologien wie der Islamismus Platz fänden, so Weinzinger.

Moslems haben kein Problem
"Muslime fordern keinesfalls ein Abnehmen von Kreuzen in öffentlichen Einrichtungen", betonte indes die Islamische Religionsgemeinde. Österreich sei ein auch vom Christentum geprägtes Land, daher betrachte man die Sichtbarkeit von christlichen Symbolen als Selbstverständlichkeit.

Zur Vollversion des Artikels