Schwangere tot

Tragödie in oö. Flüchtlingslager

14.08.2007

Wie erst am Dienstag bekannt wurde, starb eine Schwangere in einem oberösterreichischem Flüchtlingslager. Heftige Kritik taucht gegen den behandelnden Arzt auf.

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© APA/EHC
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In einem Flüchtlingslager in Bad Kreuzen im oberösterreichischen Bezirk Perg ist eine im neunten Monat schwangere Frau aus Ingusetien, einer Teilrepublik der Russischen Föderation, im Rettungswagen verstorben. Ein Blutgefäß ist geplatzt. Auch für das Baby kam jede Hilfe zu spät, die Versorgung durch die Gebährmutter war nicht mehr gewährleistet.

Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes vom Flüchtlingslager gab zu Protokoll, dass er am Sonntag um 20.47 Uhr einen Notarztwagen angefordert habe, nachdem ihn die Kinder der Frau alarmiert hatten. Gleichzeitig ging ein Alaram an den Gemeindearzt aus. Weil dieser nicht erschien, musste ein Wagen des Roten Kreuz nachgefordert werden. Doch für die Frau kam der Rettungseinsatz zu spät. Sie verblutete auf dem Weg ins Krankenhaus Amstetten.

Der unternehmenssprecher von European Homecare, der Organisation, die für das Flüchtlingsheim zuständig ist, sendete Folgendes aus: Nach dem Transport in dem Rettungswagen verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand von Elisabeta D.. Kurz nach der Abfahrt aus dem Flüchtlingsheim stoppte der Rettungswagen und der hinzukommende Notarzt leitete gemeinsam mit dem Hausarzt die Reanimationsversuche. Auf dem Weg ins Krankenhaus Amstetten verstarb die dreifache werdende Mutter an einer inneren Blutung der Bauchaorta.

Die Frau hinterlässt drei kleine Kinder. Ihr Ehemann will mit den Kindern zurück in die Heimat.

Verweigerte Arzt die Hilfe?
Jetzt erhebt die Familie der 40-jährigen Frau schwere Vorwürfe gegen den ansässigen Arzt: Er sei nicht erschienen, obwohl er als Gemeindearzt unverzüglich gerufen worden war. Angeblich soll der Mann das Argument vorgeschoben haben, die Frau simuliere bloß, um nicht abgeschoben zu werden.

Sowohl die Leitung des Flüchtlingslagers, als auch der herbeigerufene Rettungsarzt weisen jede Schuld von sich. Auch Sicherheitsdirektor Lißl bekräftigt: Die Rettungskette sei geschlossen gewesen. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Linz Rainer Schopper erklärte, er erwarte einen Bericht der Polizei. Dieser werde geprüft werden, anschließend werde über das weitere Vorgehen entschieden.

SOS-Mitmensch schaltet sich ein
Kritik kommt jetzt von "SOS Mitmensch": "Wir fordern die Behörden auf, von sich aus Ermittlungen aufzunehmen, ansonsten werden wir selbst Anzeige einbringen", betonte der Sprecher der Menschenrechtsorganisation, Philipp Sonderegger.

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