Prozess wegen Entführung

Olivers Vater: Show vor Gericht

25.09.2012

Vater: „Habe das Sorgerecht“ - Heute tritt Olivers Mutter auf.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Kommt er, kommt er nicht? Bis fast zur letzten Minute wurde spekuliert, ob Olivers Vater zum Prozess nach Graz kommen würde. Die Anklage: schwere Nötigung, Freiheitsentziehung. Das Entgegenkommen der heimischen Justiz: freies Geleit, kein Haftbefehl.

Blitzlichtgewitter und 
eine Show im Gericht
Um 9.57 Uhr hatte das Rätselraten ein Ende: Thomas Sörensen (41), fast zwei Meter groß, betritt das Gericht. Ein zuversichtliches Lächeln für die vielen Kameras im Gesicht, an seiner Seite die renommierte Verteidigerin Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner, vorbei an der Ex-Partnerin und Olivers Mama Marion Weilharter. Er grüßt, sie nicht.

Vater hat keine Zweifel. „Einen Akt von Selbstjustiz“ wirft ihm wenig später Staatsanwältin Gertraud Pichler vor. Er habe das Kind vor dem Grazer Kindergarten am 3. April 2012 an sich gerissen, während ein bisher unbekannter Komplize die Mutter daran hinderte, Oliver zu beschützen und an sich zu nehmen.

Ob er sich schuldig fühle, will Richter Günter Sprinzel wissen. Ganz selbstbewusst und ohne Zweifel die Antwort im randvollen Gerichtssaal: „Nein, weil ich in Dänemark das Sorgerecht habe.“

Draußen vor dem Gerichtssaal sitzt derweil Olivers Mama, wartet auf ihren Auftritt als Zeugin.

Drinnen schildert der Vater die Tat. Alles hat nur wenige Augenblicke gedauert. Er sei vom Hotel mit einem „Begleiter“ – so nennt er seinen Komplizen – zum Kindergarten, raus aus dem Auto, habe den Wagen der Mutter blockiert. „Nein, zuerst hat die Mutter, dann Oliver geschrien“, behauptet der hünenhafte Däne. Der Bub habe sich aber schnell beruhigt.

Dann ging es heim nach Dänemark. Völlig anders sah das eine Zeugin. Schreie vor dem Kindergarten, ein Auto rast mit quietschenden Reifen und Vollgas weg. „Mein Kind ist entführt worden“, sagt eine zitternde Frau mit bebender Stimme – es ist Olivers Mama Marion.

Mutter weint. Offenbar hat auch bei Gericht kaum jemand geglaubt, dass Thomas Sörensen kommt. Der Saal ist nur für eine Stunde reserviert. „Wir vertagen“, sagt Richter Sprinzel überraschend. Davor wartet noch immer Marion Weilharter. Als sie hört, dass es vorerst aus ist, bricht sie in Tränen aus. Der Prozess geht heute um 10 Uhr weiter. Es gilt die Unschuldsvermutung.

ÖSTERREICH: Frau Weilharter, Olivers Vater ist doch zum Prozess erschienen. War das eine Überraschung für Sie?
Marion Weilharter:
Ich habe fast damit gerechnet, da er freies Geleit bekommen hat und er sich nach dem Urteil in Dänemark sehr siegessicher fühlt.

ÖSTERREICH: Der Prozess musste vertagt werden …
Weilharter:
Ich hatte gehofft, dass ich die Aussage gestern hinter mich bringen kann. Jetzt kommt eine weitere schlaflose Nacht auf mich zu.

ÖSTERREICH: Welches Gefühl haben Sie, wenn Sie Olivers Vater entgegentreten?
Weilharter:
Es ist ein belastendes Gefühl. Ich versuche, ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.

ÖSTERREICH: Würde eine mögliche Verurteilung Ihre Chancen verbessern?
Weilharter:
Es ändert nichts. Aber es ist ganz wichtig, dass Herr Sörensen jetzt verurteilt wird.

ÖSTERREICH: Herr Sörensen, es war für alle Beteiligten eine Überraschung, dass Sie vor Gericht aufgetaucht sind …
Thomas Sörensen:
Ich möchte nicht wie die Mutter ein Interview geben und in der Öffentlichkeit stehen.

ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich entschlossen, zum Prozess nach Österreich zu kommen.
Sörensen: Ich möchte einige Dinge vor Gericht aufklären und zeigen, dass ich im Recht bin. Man braucht nur zu recherchieren und bei den richtigen Stellen nachzufragen, dann wird man sehen, dass viele Statements der Mutter falsch sind.

ÖSTERREICH: Da steht Aus­sage gegen Aussage. Werden Sie heute wieder zum Prozess kommen?
Sörensen:
Wahrscheinlich schon.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel