DNA-Spuren überführen ersten Verdächtigen

Festnahme nach Home-Invasion mit Geiselnahme

05.11.2019

DNA-Spuren und Material aus Überwachungskameras führten auf die Spur des 42-jährigen Tschechen - Verdächtiger soll nach Österreich ausgeliefert werden - Täter tarnten sich als Mountainbiker.

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Salzburg/Koppl. Nach dem Überfall auf eine Salzburger Juwelierfamilie am 15. August hat ein tschechisches Spezialkommando am Dienstag um 4.30 Uhr in Prag einen 42-jährigen Verdächtigen festgenommen. Zudem gaben Polizei und Staatsanwaltschaft neue Details zu der Home-Invasion bekannt. So dürften die Täter die Villa der Familie am Rand der Landeshauptstadt als Mountainbiker verkleidet ausgekundschaftet haben.

Am Tatort und in der Umgebung waren nach dem Überfall zahlreiche DNA-Spuren sichergestellt worden, außerdem wurden mehr als 500 Stunden Material aus Überwachungskameras gesichtet. Ein Treffer in einer Datenbank führte im September dann auf die Fährte des jetzt verhafteten Tschechen. Nach weiteren Abgleichungen mit Material aus dem Haus, dem Fluchtfahrzeug und aus einem Waldstück in der Umgebung der Juweliervilla stand schließlich fest, dass der Mann an allen drei Orten war.
 

Auf einer Überwachungskamera erkennbar

"Dazu ist der Verdächtige eindeutig auf einer Überwachungskamera erkennbar", sagte Christian Voggenberger, der Leiter des Landeskriminalamts Salzburg. Dabei stellte sich heraus, dass die Täter als Mountainbiker getarnt bereits fünf Tage vor dem Überfall an Ort und Stelle waren und die Nacht vor der Tat im Wald verbracht haben. Dort deponierten sie Rucksäcke und die Fahrräder für ihre spätere Flucht. "Man sieht sie auch unmittelbar nach dem Überfall das Waldstück verlassen und in Richtung Hallwang hinab fahren."
 
Der heutige Zugriff sei nach Vorliegen des EU-Haftbefehls akribisch vorbereitet worden, betonte Voggenberger und bedankte sich für die gute Kooperation mit der tschechischen Justiz und Polizei. Bei der Festnahme seien auch vier Beamte aus Österreich dabei gewesen. Der Verdächtige werde aktuell in Prag vernommen, das Ergebnis von zwei am Morgen in der tschechischen Hauptstadt Prag stattgefundenen Hausdurchsuchungen stehe noch aus.
 
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher, am Dienstag erklärte, hat die österreichische Justiz ein Auslieferungsbegehren gestellt. Dem Verdächtigen werden schwerer Raub, schwere Nötigung, Brandstiftung - und als schwerstes Delikt - erpresserische Entführung angelastet. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann damit zehn bis 20 Jahre Haft.
 

Kein unbeschriebenes Blatt

Der 42-Jährige ist dabei kein unbeschriebenes Blatt. Er verbrachte einen Großteil der vergangenen 15 Jahre im Gefängnis. So wurde er laut Staatsanwaltschaft nach einem räuberischen Diebstahl in einem Bankinstitut im Jahr 2005 zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er kam zwar 2011 bedingt frei, bereits 2012 erfolgte jedoch schon die nächste Verurteilung wegen Einbruchsdiebstahls. Der Verdächtige wurde schließlich erst im April 2019 und damit nur wenige Monate vor der Home-Invasion in Salzburg aus dem Gefängnis entlassen.
 
Bei dem Überfall waren zu Maria Himmelfahrt gegen 10.00 Uhr drei mit Sturmhauben maskierten Männer über die unversperrte Balkontür in die Villa der Familie am Heuberg eingedrungen und hatten einen 41-jährigen Mann, seine 35-jährige Frau, die zwei Kleinkinder des Paares sowie das 26-jährige Au-pair-Mädchen bedroht. Einer der Täter hatte eine Faustfeuerwaffe bei sich. Das Trio fesselte die Erwachsenen. Dann zwangen sie die Juwelierin in gebrochenem Englisch, in das am Feiertag geschlossene Geschäft zu fahren, um Schmuck zu besorgen. Auch die Villa durchsuchten sie nach Wertgegenständen.
 
Während die Frau der Forderung nachkam, zwangen sie das Au-pair und die zwei Kinder in ein Auto. Der Vater musste gefesselt in den Kofferraum steigen. Dann setzten die Räuber das Gebäude an mehreren Stellen in Brand, vermutlich um Spuren zu zerstören. In der Folge durchbrachen sie mit dem Wagen der Familie das Garagentor von innen. "Das dürfte eine Panikreaktion gewesen sein. Die Gründe dafür kennen wir aber nicht", sagte Voggenberger heute.
 

Flucht querfeldein

Bei der Flucht querfeldein in ein nahes Waldstück blieb das Auto schließlich an einem Baumstumpf hängen. Die Täter sperrten nun auch das Au-pair-Mädchen in den Kofferraum und flohen zu Fuß. Die Kleinkinder ließen sie im Auto zurück. Beim Versuch, im Wald ihre Kleidung anzuzünden, wurden sie von zwei Wanderern - 75 und 77 Jahre alt - beobachtet. Das Paar sah eine Stichflamme und wollte die Polizei rufen. Darauf gab einer der Täter mindestens vier Schüsse ab und zwang die Wanderer zur Herausgabe der Mobiltelefone. Dann flüchtet das Trio. Das Ehepaar befreite kurz darauf die Geiseln. Der Mann verständige darauf die Polizei und seine Frau, die zu dem Zeitpunkt noch im Geschäft in der Stadt war.
 
Die Polizei geht nach aktuellem Ermittlungstand derzeit von drei Tätern aus, schließt aber weitere Beteiligte nicht aus. Zu den beiden anderen Verdächtigen gebe es gute Ermittlungsansätze, aus taktischen Gründen könne man dazu aber keine Angaben machen, betonte Voggenberger heute. Über die Höhe der Beute wollte die Polizei am Dienstag ebenfalls keine Angaben machen. "Nur so viel: Für so ein Verbrechen hat es sich nicht ausgezahlt", sagte der Kripo-Chef.
 
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