Ex-Prostituierte sagt aus

Mordfall S. Schnabel: Angeklagter belastet

08.02.2011

"Für mich kommt nur er als Mörder in Betracht", betonte die 49-jährige.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Der Prozess im Mordfall Silke Schnabel (17) ist heute, Dienstag, am Salzburger Landesgericht mit der Einvernahme von Zeugen fortgesetzt worden. Eine ehemalige Prostituierte belastete den Angeklagten Anton W. schwer: "Für mich kommt nur er als Mörder in Betracht", betonte die 49-jährige Frau und schilderte dem Geschworenengericht, dass sie drei Jahre vor dem Mord von W. gewürgt und mit Fäusten geschlagen worden sei, weil sie ihn vorher gekränkt hatte. Auch die damalige Geschäftsführerin jenes Lokals in Salzburg, in dem sich Schnabel und der Beschuldigte in der mutmaßlichen Tatnacht aufhielten, meinte: "Sicher ist er der Mörder."

Mordopfer gewarnt
Die damalige Prostituierte befand sich in der Nacht auf 11. Juli 1992 ebenfalls in dem Animierlokal "Max und Moritz" und hatte Silke Schnabel noch vor der Gefährlichkeit von Anton W. gewarnt, wie die 49-Jährige schilderte. Sie brach in Tränen aus, als sie über die selbst erlittene Attacke erzählte. "Er kam drei Jahre vor dem Mord als Freier zu mir. Als nichts ging und ich sagte, er sei zu blöd zum Schnackseln, drehte er durch. Er hatte einen total starren Blick und schlug mit beiden Fäusten wie ein Irrer auf mich ein. Ich bekam Todesangst. Die Würgemale waren noch lange sichtbar." Dass sie jetzt psychologisch betreut werde, habe mit ihrer Vergangenheit und auch mit Anton W. zu tun, sagte die Zeugin.

Angst vor Strafe
Die Attacke von W. habe sie deshalb nicht der Polizei angezeigt, weil sie als Geheimprostituierte arbeitete, Angst vor einer Strafe hatte und sich vor W. fürchtete. Erst im Juni 2008 schilderte die Frau den Vorfall ausführlich in der ORF-Sendung "Thema". Sie hatte auch gehört, wie Anton W. nach der Entlassung aus der U-Haft (im November 1992, Anm.) auf den Zuruf von Prostituierten "Verschwinde, du Mörder" geschrien habe: "Halt's die Goschn, sonst geht's euch wie der Silke." Das sei vor dem Lokal "Max und Moritz" gewesen, erklärte die 49-Jährige.

"Sie war sehr vertrauensselig"
Silke Schnabel, mit der sie befreund war, sei ein liebes Dirndl gewesen. "Sie war sehr vertrauensselig. Ihr konnte man alles erzählen, sie glaubte es", schilderte die Ex-Prostituierte weiter. Das Mädchen sei Stammkundin im "Max und Moritz" gewesen, "sie hat nie Geld gehabt und hat sich deshalb gerne einladen lassen". Silke habe aber bestritten, dass sie als Prostituierte gearbeitet hätte, sagte die Zeugin. An die Oberbekleidung von Silke in der mutmaßlichen Tatnacht konnte sie sich nicht mehr erinnern, "es war irgendetwas Helles."

Mitbewohnerin befragt
Zur Sprache kam am Dienstag auch jene zur Tatzeit 17-jährige Frau, die vor dem Mord mit Silke Schnabel in einer betreuten Wohngemeinschaft gelebt hatte. "Silke war ein relativ starker Mensch, hatte aber eine geringe Hemmschwelle." Sie wollte Silke am Abend des 10. Juli noch überreden, mit ihr ein anderes Lokal zu besuchen, erzählte die Zeugin. Doch Silke, die sich zuvor noch mit ihrem Freund gestritten hatte, ging alleine weg. "Sie trug Jeans, eine Jeansjacke, meinen BH und ein weißes Hemd, das aus grobem Material war." Auf die Frage des vorsitzenden Richters Günther Nocker, warum sie die Bluse jetzt näher beschreiben konnte, in einer früheren Einvernahme aber nicht, fand sie keine Antwort. Bei einer Hausdurchsuchung Ende Juli 1992 entdeckten Polizisten bei Anton W. eine weiße Damenbluse. Verteidiger Karl Wampl hatte gestern erklärt, Silke sei vermutlich drei Wochen vor ihrem Verschwinden zu Hause bei dem Beschuldigten gewesen und hätte die Bluse womöglich dort liegen gelassen.

"Er ist ein Narrischer"
Die damalige Geschäftsführerin des Beisls stellte dem Angeklagten heute ein schlechtes Zeugnis aus: "Er ist ein Narrischer. Wenn er betrunken war, war er aggressiv. Nach seiner Enthaftung habe ich ihn immer rausgeschmissen." Für sie sei es eine klare Sache, dass W. der Mörder sei. "Er gehört in ein Arbeitslager", sagte die 68-jährige Zeugin.

Der Angeklagte saß während der Zeugeneinvernahme am Vormittag regungslos auf seinem Platz und gab kein Wort von sich. Als die Ex-Prostituierte an die Reihe kam, wurde er auf Anordnung des Vorsitzenden aus dem Saal geführt. Am Nachmittag werden noch weitere Zeuge einvernommen.
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel