Salzburg

Seine Signatur wurde 113 Mal gefälscht

02.03.2013

Schwer belastet wurde Monika Rathgeber am Freitag von ihrem ehemaligen Mitarbeiter Christian M.

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© APA/NEUMAYR/MMV
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Unzählige Finanzgeschäfte unterschrieb Christian M. (43) gemeinsam mit Monika Rathgeber nach dem Vieraugenprinzip. Dass seine Paraphe auf noch mehr Geschäftsbestätigungen und anderen Papieren aufscheint, wusste er bis vor Kurzem nicht, wie er dem U-Ausschuss am Freitag schilderte: Erst von der Korruptionsstaatsanwaltschaft habe er erfahren, dass Rathgeber – für alle gilt die Unschuldsvermutung – seine Unterschrift gefälscht haben soll, und zwar nicht wie bisher angenommen neun, sondern 113 Mal. Ihm selbst sei nur ein einziger Fall bekannt gewesen, wie der Beamte erklärt. Da habe Rathgeber seine Unterschrift auf eine Bestätigung kopiert: „Ich habe ihr gesagt, das ist unmöglich und geht nicht, das kann man nicht dulden. Dabei habe ich es aber belassen“, so der 43-Jährige.
 

Aufgaben.
M. gab dem U-Ausschuss auch über seine Aufgaben Auskunft: Die einzelnen Geschäfte habe Rathgeber abgeschlossen, er habe die Bestätigungen der Abschlüsse dann überprüft und kontrolliert, ob die vorgegebenen Limits eingehalten wurden. „Die grundsätzlichen Geschäfte habe ich verstanden, bei der Komplexität schaut das aber schon ein wenig anders aus“, räumte M. ein.
Ob Rathgeber zuletzt risikobereiter geworden sei oder zum „Zocken“ geneigt habe, wie Ausschussmitglied Lukas Essl (FPÖ) wissen wollte, sei ihm aber nicht aufgefallen. Auch von einem Schattenportfolio will M. nichts gewusst haben: „Ich war 100 Prozent der Meinung, dass alle Geschäfte weitergemeldet wurden und im Bericht aufgeschienen sind.“
 

Aufdecker.
Nun ist M. maßgeblich an der Aufklärung des Finanzskandals beteiligt: Er war es, der im Mai Alarm geschlagen hatte, als Rathgeber ein möglicherweise verbotenes Finanzgeschäft abgeschlossen haben soll, einen Range Accrual Swap.
Dass M. Mittäter gewesen sein könnte, bezweifeln viele Beobachter. Dennoch: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn – wegen des Verdachts der Beihilfe zu Untreue und Amtsmissbrauch. Für Ausschussvorsitzende Astrid Rössler (Grüne) ist zumindest klar, dass sich das Vier-Augen-Prinzip als blind erwiesen hat.

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