Nach Berlin-Terror

So ist die Stimmung am Wiener Christkindlmarkt

20.12.2016

Es ist auch in Österreich  "kein Tag wie jeder andere".

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© APA
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Weniger als 24 Stunden nach dem tödlichen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin haben sich die Standler und Besucher des Wiener Christkindlmarkts vor dem Rathaus teils in nachdenklicher Stimmung gezeigt. "Es ist kein Tag wie jeder andere", sagte etwa eine Verkäuferin an einem Punschstand im Gespräch mit der APA. Doch Angst hatten am Dienstagabend weder sie noch die anderen Anwesenden.

"Man kann nicht sagen, heute schneit es und morgen scheint wieder die Sonne. Aber es geht nicht um Angst", führte die Frau ihre Emotionen aus, "man ist mit Gedanken einfach bei den Menschen in Berlin". Am Christkindlmarkt selbst sei es so sicher oder unsicher wie überall. Und wie sich der Terror in Deutschland auf das Geschäft auswirke, werde man sehen. Zwei Pärchen aus Deutschland zog es ebenfalls auf den Traditionsmarkt der Bundeshauptstadt. "Wir kommen aber nicht aus Berlin, sondern aus dem Ruhrgebiet", stellte eine der Damen fest. Und nein, auch sie habe keine Bedenken bezüglich ihrer Anwesenheit, denn so ein Attentat könne doch überall passieren.

"Habe keine Angst"

Ein paar Stände weiter wartete ein Hutverkäufer auf seine Kunden. "Wir stehen hier seit Jahrzehnten, und da gab es immer etwas, über das man sich Gedanken hätte machen können", äußerte dieser. Er habe jedenfalls keinerlei negativen Empfindungen. Auch an einem Stand, der die Besucher unter anderem mit Büchern und Postkarten versorgt, gab man sich unbeeindruckt. "Ich habe keine Angst", äußerte die Verkäuferin und gab dabei auch ihren Glauben als eine Ursache dafür an. Sie sei nach den für sie äußerst bedrückenden Ereignissen in Berlin aber erstaunt gewesen, dass es heute in Wien trotzdem viele Besucher gegeben habe. "Und das ist gut, denn wir dürfen uns nicht verängstigen lassen."

Zwei ältere Damen freuten sich indes, es endlich hierher geschafft zu haben - und über den Schneefall und sahen vor allem die Abwesenheit einer Freundin als negativ an. Auch an einem weiteren Stand, wo man sich mit Würsten und dergleichen versorgen konnte, war der Anschlag nicht das Thema. Während sich zwei Bekannte über berufliche Probleme unterhielten, stellten sich jüngere Besucher aus Japan in Pose und fertigten Selfies von sich und dem Rathaus im Hintergrund an.

"Es gibt keinen Grund Märkte oder Veranstaltungen zu meiden", schrieb die Wiener Polizei am frühen Dienstagnachmittag auf Twitter und berichtete unter anderem von erhöhter "Polizeipräsenz an neuralgischen Punkten". Doch diese Präsenz war kaum spürbar, wie auch die Veranstalter des Christkindlmarkts feststellten. "Die Polizeistreifen gibt es ja auch immer", so Sprecher Andreas Zenker am Nachmittag. Vielleicht falle es einem heute aber eher auf. Es sei bisher ein eher ruhiger Tag gewesen, eventuell wegen der Witterung. "Es waren aber fünf bis sechs Schulklassen da und ebenso Touristen", sagte Zenker. "Niemanden wäre jedenfalls geholfen, wenn man die Weihnachtsmärkte schließt", schloss Zenker. Damit wäre dem Willen der Terroristen nachgegeben.
 

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