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So musste Hava sterben!

11.12.2007

Wie kann ein Vater so grausam sein? Islam B. setzte Hava auf die Fensterbank und stieß sie mit dem Finger, der Mutter ins Gesicht lachend, hinunter.

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Schon die Tat am Donnerstag schockierte das Land: Wie berichtet, war es zwischen einem tschetschenischen Pärchen in Ybbs zum Streit gekommen – worauf Islam B. sein 21 Monate altes Kind aus dem Fenster warf. Das Baby fiel 8,70 Meter in die Tiefe und starb im Spital an den ­inneren Verletzungen. So weit die Ereignisse.

Doch die Vorgeschichte, Umstände und Details des Todes der kleinen Hava sind noch viel schrecklicher. Das lassen die Aussagen von ­Elisa N. gegenüber der Polizei am Montag erahnen.

Tyrann
Demnach wollte sich die 18-Jährige schon länger von ihrem Lebensgefährten trennen. Die beiden waren aus Tschetschenien geflüchtet, zuerst nach Belgien, wo Hava zur Welt kam, dann nach Österreich. Hier erhielten sie Asylstatus und wurden von der Caritas betreut. Angeblich, weil Islam B. unter einem Kriegstrauma leidet und gefoltert worden sein soll. Von Polizeiseite sickerte durch, dass die physischen Auswirkungen (eine steife linke Hand) nur von einem Strom­unfall als 13-Jähriger an einer Bahnanlage herrühren. Faktum ist, dass Islam B. in Niederösterreich in psychiatrischer Behandlung war und dass er sich immer mehr zum Tyrannen entwickelte, der bei jedem Streit drohte, das einzige gemeinsame Kind aus dem Fenster zu werfen. "Ich wollte dieses Kind sowieso nie“, gestand er am Freitag.

Gewürgt
"In der Woche vor dem schrecklichen Vorfall konnte die Frau nicht mehr, sie kündigte ihre Rückkehr zu ihren Eltern in Tschetschenien an“, sagt der Sprecher des Landeskriminalamtes, Oberst Franz Schuch. Islams Antwort: "Das ist gegen meine Ehre, das lass ich nicht zu.“ Daraufhin nahm der Tschetschene Hava und fesselte das Mädchen mit einer Schlüsselkette an den Stuhl und strangulierte das Kind, bis es blau im Gesicht wurde – und bis seine Lebensgefährtin in Panik und Todesangst versicherte, bei ihm zu bleiben.

Nur ein Schubs
Am Donnerstag kam es erneut zu ­einer Auseinandersetzung. Wieder drohte Elisa N. mit der Trennung. Die beiden standen im Schlafzimmer. Baby Hava lag im orangen Kinderpyjama im Gitterbett. Islam B. fing an, zu schimpfen und zu poltern: "Du wirst nicht gehen. Niemals!“ Als ihm die Stimme versagte, befahl er der 18-Jährigen, ein Glas Wasser zu holen. Die Frau gehorchte. "Ich kam zurück aus der Küche“, schildert sie später, von Medikamenten ruhiggestellt, apathisch dem Polizei-Dolmetscher. "Während ich draußen war, hat Islam das Fenster geöffnet und Hava auf die Fensterbank gesetzt. Er lachte mir ins Gesicht und gab dem Baby mit einem Finger einen Schubs.“ Schreiend brach die Mutter zusammen und schleppte sich auf den Gang. Andere Hausbewohner, ältere Tschetschenen, die öfter bei Streit zwischen dem Paar vermittelt hatten, kamen, um wieder einmal zu schlichten. Als sie erfuhren, was geschehen war, stellten sie den Täter und übergaben ihn der Polizei.

Mitleid
Im Verhör wollte der Verdächtige sich zuerst auf einen Unfall herausreden, schilderte aber dann emotionslos und ohne Reue den Tathergang. Oberst Schuch: "Letztlich hat er gestanden. Da sich seine Aussagen mit denen der Frau decken, ist für uns der Fall als Mord-Causa abgeschlossen.“ Islam B. wartet in U-Haft auf seinen Prozess, Elisa N. bleibt weiter in psy­chiatrischer Behandlung. Eine bemitleidenswerte Frau, der alles genommen wurde: zuerst die Heimat und dann auch noch das Kind.

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