185.000 Besucher

So schrill war die Wiener Regenbogenparade

17.06.2017

185.000 Teilnehmer feierten unter dem Motto "Many colours - one community"

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Die 22. Wiener Regenbogenparade führt seit 14:00 Uhr "andersrum", also gegen die Fahrtrichtung, einmal um die Ringstraße. Bei der Abschlusskundgebung beim Rathausplatz nahm unter anderem auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) teil.

Angeführt von zwei Straßenbahngarnituren in Regenbogenfarben und einer Gruppe hupender Motorradfahrer bewegt sich die Demonstration seit dem frühen Samstagnachmittag über die Wiener Prachtstraße. Gleich dahinter durchschritten die Veranstalter in Begleitung von Aktivisten und Politikern den bunten Startbogen. Ihnen folgten Zehntausende zu Fuß, auf Sattelschleppern, Kleintransportern und anderen Gefährten. Hermes Phettberg, früher bei dieser Gelegenheit im Fiaker, war diesmal im PKW unterwegs, dafür gab es später noch einen von Menschen gezogenen Römischen Streitwagen.

Mit all ihren typischen Luftballons, exzentrischen Kostümen und der lauten Musik soll die Parade allerdings nicht nur eine Feier, sondern auch eine politische Demonstration für die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten sein. Um 17:00 Uhr stoppte der gesamte Zug für eine Schweigeminute im Gedenken an jene, die an der Immunschwächekrankheit AIDS verstorben sind oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Opfer eines Gewaltverbrechens wurden.

Kurze Kern-Rede

Tausende Menschen haben sich am Samstagabend am Wiener Rathausplatz zur Abschlusskundgebung der Regenbogenparade versammelt. Neben Musik- und Unterhaltungsprogramm gab es Redebeiträge von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), der Grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek, von Neos-Chef Matthias Strolz und dem Wiener Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Lunacek erinnerte sich in ihrem Redebeitrag sich an die erste Regenbogenparade 1996 und machte nicht ohne Stolz auf rechtliche Fortschritte seitdem aufmerksam. Kern, der zum zweiten Mal als Regierungschef auftrat, betonte den Fortschritt in der gesellschaftlichen Integration: "Das macht mir eine diebische Freude, dass ihr in der Mitte der Gesellschaft steht und das repräsentiert, was Österreich ausmacht: Buntheit, Vielfalt und Offenheit."

© APA


Im Anschluss an die untypisch kurz gehaltenen Redebeiträge traten Musik- und Tanzgruppen auf, darunter Nathan Trent, der diesjährige Vertreter Österreichs beim Eurovision Song Contest.

 

Gegendemo

Am Albertinaplatz versammelte sich indes eine Gruppe von circa 100 Gegnern der Parade zum "Marsch für die Familie". Der ehemalige PEGIDA-Sprecher Georg Immanuel Nagel wollte die Demonstration im Gespräch mit Journalisten "nicht in erster Linie als Gegenveranstaltung" verstanden haben, räumte jedoch ein, dass es kein unabhängiger Anlass sei. Viele Leute fühlten sich gestört von "Gender-Wahn" und der "Zwangssexualisierung in Kindergarten und Schulen".

Außerdem demonstrierten die Teilnehmer gegen die Öffnung der Ehe und des Adoptionsrechts für Homosexuelle, sowie gegen das Recht auf Abtreibung. Man müsse, so einer der Redner, die Institution der Familie "gegen die Angriffe eines abartigen Sexualhedonismus verteidigen" und sei "gegen die Benachteiligung der Familie durch Gleichstellung mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften". Der Nationalratsabgeordnete Marcus Franz (parteilos) verortete in der Politik der Bundesregierung "ein gigantisches linksideologisches Projekt, die Familie zu zerstören".

Hinter einer weiteren Absperrung demonstrierten etwa 50 Aktivisten der Sozialistischen Linkspartei (SLP) mit Sprechchören und Trommeln gegen den "Marsch der Familie". Im Gespräch mit der APA erklärte Bundessprecherin Sonja Grusch, die SLP sei solidarisch mit der Vienna Pride. Der Grund für die eigene Veranstaltung sei, dass man eine Versammlung "gefährlicher Reaktionäre" nicht unkommentiert lassen wollte.
 

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