Mordversuch

Bauer fuhr eigenen Bruder mit Traktor nieder

10.09.2025

"Ich bin kein Mörder", so der 80-jährige Landwirt, dem wegen versuchten Mordes am Mittwoch am Grazer Straflandesgericht der Prozess gemacht wurde. Er soll seinen Bruder auf dessen Moped mehrmals mit dem Traktor angefahren haben.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Stmk. Zwischen den beiden Brüdern (80, 72) aus Graz Umgebung herrscht schon seit geraumer Zeit ein schlechtes Verhältnis. Die beiden Männer sind Nachbarn und nutzen dieselben Zufahrtsstraßen, um zu ihren Häusern zu kommen. Über die Jahre ist es immer wieder zu gegenseitigen Beschuldigungen und Vorwürfen gekommen, etwa, dass der eine Bruder dem anderen die Zufahrt zum Grundstück blockiere. Zur Anklage ist es bisher nie gekommen. Zwei Tage vor der Tat soll der Landwirt seinen Bruder bedroht haben: "Du kommst dran." 

Am 4. November 2024 kam es laut Anklage dann zur Eskalation. Der Landwirt soll mit seinem Traktor in der Nähe der beiden Grundstücke den Bruder auf dessen Kleinmotorrad angefahren haben. Nach der ersten Kollision hat der 80-Jährige laut Staatsanwaltschaft auf das inzwischen am Boden liegende Moped zugesteuert, unter dem bereits der Bruder eingeklemmt war. Zu diesem Zeitpunkt soll der Bruder "Hör auf" geschrien haben, der Angeklagte soll erwidert haben: "Jetzt bist du dran." Der Traktor rammte mehrmals das Kleinmotorrad. Den Ermittlungen zufolge hat sich der 72-Jährige nur dadurch vor seinem Bruder retten können, indem er in ein nahes Bachbett flüchtete. Der Mann erlitt schwere Verletzungen, darunter zahlreiche Knochenbrüche, Serien-Rippenbrüche und Wirbelbrüche. 70 Tage verbrachte er stationär im Krankenhaus, fünf Tage davon auf der Intensivstation. 

Der Landwirt, der sichtlich zitternd in den Gerichtssaal kam, zeigte sich vor den Geschworenen nicht geständig: "Ich bin nicht schuldig. Ich bin auch kein Mörder. Das, was dort passiert ist, hat der Bruder organisiert." Der Mann gab an, sein Bruder sei ihm bewusst in den Traktor gefahren, weil er ihm Schwierigkeiten bereiten habe wollen. Schon jahrelang habe ihm der Bruder den Hof streitig machen wollen, den er von den Eltern übernommen hat. Er habe zurzeit überhaupt keinen Kontakt mehr zum Bruder. Zum Tathergang sagte der Angeklagte: "Ich bin umgedreht in der Kreuzung. Ich habe meinen Bruder nicht gesehen. Auf einmal ist er da gestanden und dann war er im Bachbett. Er hat das hundertprozentig absichtlich gemacht." Wie es zur Kollision gekommen ist, könne er nicht sagen. 

 Laut den beiden Verteidigern des Angeklagten steht kein versuchter Mord im Raum, sondern eine fahrlässige Körperverletzung. Die Kritik der Verteidigung: Es habe keinen Ortsaugenschein gegeben, "das ist eigentlich bei jedem Pimperl-Verkehrsunfall üblich."

Die Verteidigung habe selbst mithilfe von privaten Gutachtern beim Nachkonstruieren der Tat festgestellt, dass der Vorgang nicht so habe ablaufen können, wie es die Staatsanwaltschaft darlegt. Ein Antrag der Verteidiger auf Enthebung des Sachverständigen der Staatsanwaltschaft wurde nicht stattgegeben.

Der Prozess wird am Nachmittag fortgesetzt.

Zur Vollversion des Artikels