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Ticker-Nachlese: Der Prozess am Donnerstag

22.11.2012

Weitere Zeugen sagten aus. Am Nachmittag wird das Urteil erwartet.

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© TZ ÖSTERREICH
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10:43 Uhr: Die Verhandlung wird nun für 10 Minuten unterbrochen. +++ Wir melden uns, sobald es weitergeht wieder LIVE aus dem Gerichtssaal +++

10:42 Uhr: Eis-Lady über ihren Vater: "Ich hatte Mordfantasien"
"Meine Kindheit war nicht perfekt, aber ich will nicht die Verantwortung darauf schieben. Mein Vater hatte auch keine einfache Kindheit, aber kein Elternteil ist perfekt." - "Einmal habe ich meinen Vater als Erwachsene einmal 6 Monate nicht gesehen." Grund seien "Altlasten" gewesen, die auf sie gedrückt hätten. Esti beschreibt dieses Bild sehr genau, nimmt ihre Hände zu Hilfe, zeigt eine unsichtbare Last. Dann legt sie die linke Hand wieder auf den Oberschenkel, die Handoberfläche nach oben gerichtet - eine Geste, die ihr Ausgeliefertsein unterstreicht. Was das in ihr ausgelöst habe, dieser "Flashback" mit den Altlasten? Ihre Stimme wackelt, sie ist den Tränen nahe: "Mordfantasien".

10:37 Uhr: Eis-Lady lobt nun ihren Vater, als es um ihr Baby geht
Estis Aussagen sind jetzt etwas verwirrend. Es geht um den Druck, den Alex G. auf sie ausgeübt habe. "Und wie war das mit dem Herrn Hinterberger?" Die Angeklagte antwortet: "Er wollte mich nicht gehen lassen. Er wollte mich als Arbeitskraft." Die Eis-Lady sitzt ganz aufrecht, spricht mit sanfter, leiser Stimme.

Die Richterin weist sie auf Widersprüche hin. Diese wischt die Angeklagte nun weg: "Ich hab sie auch geliebt." Stille. Der Richter fragt: "Ihr Kind ist heute bei ihren Eltern in Barcelona. Sie sind damit zufrieden, obwohl ihr Vater so ein schrecklicher Mensch sein soll." Esti: "Er hat sich völlig verändert. Er ist der beste Opa, den man sich wünschen kann!"

10:36 Uhr: Die Richterin wendet sich an die Angeklagte:
"Sie haben immer gesagt, die Männer hätten Sie nicht gehen lassen - kann es nicht auch umgekehrt gewesen sein?" fragt die Richterin. Einige Zeugen hatten ausgesagt, dass sich sowohl Holz als auch Hinterberger von ihr trennen wollten. "Nein", antwortet Esti, und erklärt - aber nicht so, dass es die Richterin verstehen kann. Sie fragt nun nach...

10:35 Uhr: Esti nimmt wieder in der Saalmitte Platz, die grüne Jacke hat sie mitgenommen und bedeckt ihre Knie damit
"Warum haben Sie die Waffe nicht einbetoniert, sondern aufbewahrt?" fragt die Richterin. Esti verwendete die gleiche Waffe für beide Morde. "Ich habe alles einbetoniert, was blutverschmiert war", beschreibt Esti. Auch das Handy von Hinterberger habe sie mit einbetoniert. "Ja, auch seine Brieftasche."

"Es ist schon auffällig, dass Sie gerade die Waffe nicht mit einbetonieren", so die Richterin. Estibaliz C antwortet: "Ich verstehe, was Sie meinen. Alles, was nicht blutverschmiert war, aber seine intimen Sachen waren, habe ich später mit hineingeworfen. Auch sein Handy habe ich hineingeworfen."

10:30 Uhr: Eis-Lady bricht in sich zusammen
"Er sei ja eigentlich kein wirklich böser Mann gewesen, sie habe zur Polizei gehen wollen, überall sei so viel Blut gewesen. Dann habe das Mädchen aus dem Eissalon angerufen. Dann sah sie ein jugoslawisches Nachbar-Ehepaar, die hätten sicherlich die Schüsse gehört und wüssten, was passiert sei. Sie habe darauf gewartet, dass die Polizei im Eissalon vorbeikomme und sie festnimmt, aber es kam niemand. Sie rechnete auch mit Holger Holz, der vorbeikam und ihr sagte: "Schau, was Du mir angetan hast!"" liest Richterin Lehr aus der Aussage Estis vor.

Angeklagte bricht ein
'Esti fällt bei den Ausführungen in sich zusammen, stützt die Unterarme auf den Oberschenkeln auf, die Schultern fallen nach vorn. Sie hat die Hände zusammengefaltet, fällt immer weiter nach vorn....

10:16 Uhr: Es folgt das Gutachten des nächsten (3.) Sachverständigen
Sein Bericht wird verlesen, da er sich im Ausland befindet: Für die Vergleichsschüsse musste eines der Gewehre im Keller erst wieder instand gesetzt werden, so sein Gutachten.

10:09 Uhr: Erster Gutachter ist schon mit Aussagen fertig, zweiter nun am Wort:
Jetzt Ing. Reinhard Binder, der die Schussentfernungs-Bestimmung durchführte, indem er die Schmauchspuren untersuchte. Er entnahm Hautstücke vom Hinterkopfbereich der beiden Leichname. Er kommt durch die Vergleichsschüsse mit den gefundenen Gewehren und der Pistole zu dem Schluss, dass die Pistole die Tatwaffe war. Die Schuss-Entfernung betrug 10-20 Zentimeter.

10:05 Uhr: Die Befragung der Zeugen ist beendet - Jetzt kommen die Gutachter
Gutachter Prof. Lothar Wicke erhält das Wort: Er machte eine Magnetresonanz-Tomographie vom Gehirn der Angeklagten. "Ich habe keine wie immer gearteten Auffälligkeiten wie etwa einen Tumor gefunden."

10:01 Uhr: "Sie hat viel geputzt"
Ursula S. war zu Beginn täglich in der "Schleckeria". dem Eis-Salon der Angeklagten. Sie nahm es so wahr, dass Holger im Geschäft fleißig mitarbeitete. "Hat Esti viel geputzt?", fragt der Verteidiger. "Sie hat schon drauf geschaut, dass alles passt, wenn der Manfred (Anm.: Hinterberger) kommt." Damit ist die Befragung der Zeugin Ursula S. zu Ende.

09:58 Uhr: "Esti" war sexuell sehr umtriebig
Hinterberger lernte Ursula S. nur flüchtig kennen. Sie erlebte das Paar nie zusammen. Laut den Erzählungen von Esti sei er sehr dominant, die beiden aber sehr verliebt gewesen. Esti habe ihr unzählige Beispiele genannt, dass er sie ständig kritisiere. Er habe dann auch Affären gehabt. Warum sie sich nicht getrennt habe? "Sie wollte da noch das Finanzielle klären", so die Zeugin S. Esti habe ihr auch von ihren Affären erzählt, die sie eingegangen wäre, "weil Hinterberger nicht mehr so das sexuelle Interesse an ihr hatte." - "Sie wollte auch ihren Spaß haben", so S.

09:56 Uhr: Richterin: "Wurde die Angeklagte unterdruckt?"
Ob Estibaliz C. unterdrückt worden wäre, fragt die Richterin? Zeugin S.: "Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht direkt etwas zurücksagte, sondern dass sie andere Wege hatte, ihre Ziele zu verfolgen."

Ob sie etwas von gemeinsamen Unternehmungen der beiden nach der Scheidung wisse? "Nein, es gab nur den Kontakt im Geschäft. Esti hat darauf geschaut, ihn nicht zu verärgern, damit sie weiterhin gut im Geschäft zusammenarbeiten konnten."

09:52 Uhr: Ursula S ist jetzt im Zeugenstand: "Es gab Streit"
Sie war eine Kundin von Esti, die auch Estis Ex-Ehemann Holger Holz kennengelernt hatte. Es sei "eine normale Ehe" gewesen zu Beginn, die sich auseinander entwickelt habe, gibt sie zu Protokoll. Esti habe ihr von der Entfremdung ihres Mannes erzählt. Auch von ihren Affären erzählte ihr Esti.

S. war auch einmal Zeugin eines Streits zwischen den beiden, weil die Eis-Lady einmal zu spät nach Hause kam. "Für mich ein normaler Streit zwischen Eheleuten."

09:48 Uhr: Bei Trennung "finanziell arrangiert"
Peter R. (jetzt im Zeugenstand) habe einmal gefragt, wie es denn weitergehen würde, sollten sich Hinterberger und die Eis-Lady trennen. "Wir haben uns finanziell arrangiert", habe Esti gesagt. Es laufe "eh sehr gut", da Esti auch an andere Lokale ihr Eis liefere.

09:44 Uhr: Jetzt spricht der "Kuschel-Bär"- Freund
Peter R. ist ein Freund von "Kuschelbär" Alex G. gewesen, der einer von Estis Lovern war. Er habe ihr Esti im Eis-Salon vorgestellt. Die Beziehung ging damals seines Wissens auseinander, weil Alex G. den Kinderwunsch von Esti nicht erfüllen wollte.

Wie der nächste Lover von Esti hieß, weiß R. nicht mehr. "Es war ein Oberösterreicher. Wie er heißt, wusste ich einmal - weiß ich jetzt aber nicht mehr." Esti habe ihm von einer großen Leidenschaft mit ihrer neuen Liebe erzählt, die sich aber abgekühlt habe. "Der hat andere Frauen auch, das weiß ich eh..." habe ihm Esti gesagt. Esti schaut Peter R. bei dessen Ausführungen direkt an, aufmerksam. Hin und wieder blickt sie zzu Richterin Lehr. So aktiv wie bei diesem Zeugen hat sie selten an einer Zeugenaussage teilgenommen.

An Aussagen, Hinterberger habe sie geschlagen, kann er sich nicht erinnern.

09:41 Uhr: "Sie waren verliebt"
Hinterberger habe sich in Esti verliebt gehabt, die Beziehung zu ihr, Susanne P. genannt "Susi", sei nie etwas Langfristiges gewesen, sagt sie. Damit ist sie aus dem Zeugenstand entlassen.

09:34 Uhr: "Sie wollte sich von Hinterberger trennen"
Die Zeugin Susanne P. erfuhr aus den Medien, dass Hinterberger vermisst wird. Sie fragte bei der Polizei nach. Bei der polizeilichen Einvernahme hatte P. gesagt, dass er "mit ihr abhauen" wollte und er sich von Esti trennen wollte. Esti interessiere ihn sexuell nicht mehr so wie am Anfang. Die Affäre mit P. habe etwa ein Jahr gedauert. Man habe sich ab Ende 2009 ein Jahr lang "immer wieder mal getroffen".

09:28 Uhr: Ausstiegs-Szenario aus dem Eis-Salon
Sollte die Beziehung mit der Eis-Lady in die Brüche gehen, wollte Manfred Hinterberger sein Geld aus dem Eis-Salon zurück. "Wenn die Beziehung in die Brüche geht, hatte Manfred einen Vertrag, dass die Esti ihm das Geld zurückgeben muss." Das habe Hinterberger Frau Susanne P. erzählt, mit der er eine Affäre hatte.

09:26 Uhr: Zeugin "Susi" wird aufgerufen - sie hatte eine Affäre mit Hinterberger
Susanne P. arbeitete in einem Café, sie kannte Manfred Hinterberger (den getöteten Ex-Freund der Eis-Lady) schon als Vertreter seit dem Jahr 2006. Ab 2008 sei sie mit ihm befreundet gewesen und hin und wieder mit ihm "auf einen Kaffee gegangen". Auf Nachfrage der Richterin gibt P. zu: "Es war dann schon eine kleine Affäre." Hinterberger sei offen, redegewandt gewesen. Als dominant und beherrschend habe sie ihn "in keiner Weise" wahrgenommen. Sie wusste, dass Hinterberger mit Esti zusammen war. Einmal besuchte sie ihn im Eissalon, redete auch mit Esti. "Das ist die Susi, das ist die Esti", habe Hinterberger sie vorgestelt.

Esti schaut P. an, zur Richterin, dann wieder starr zu Boden. Sie wirkt heute lebhafter als am Vortag und auch nicht so nervös wie die Tage zuvor. Die Körpersprache ist gleich. Immer wieder spricht sie jedoch mit ihren Verteidigern. Wenn sie sich zu ihnen wendet, heben sich ihre Fersen aus den ansonsten nicht zu groß wirkenden grauen Schuhen mit niedrigem Pfennig-Absatz.

09:20 Uhr: Vierte Zeugin wird befragt
Ilaria S. - bei ihr machte die Eis-Lady einen Sprachkurs von Oktober 2010 bis Jänner 2011. 12 Termine lang. "Sie war die Teilnehmerin, die man sich als Kursleiter wünscht. Sie war intelligent, hat sich eingebracht, Fragen gestellt." Esti habe einen sehr positiven Eindruck hinterlassen und sei sehr gern in die bereits bestehende Gruppe aufgenommen worden. Sie fehlte ein paar Mal im Kurs.

09:16 Uhr: Wieder eine Justizwachebeamtin im Zeugenstand
Petra G. über die Eis-Lady: "Sie war wie jede andere." Und auch hier wieder: "Es gab keinerlei Sonderstatus." Es geht Schlag auf Schlag, die Befragung von Petra G. ist schon wieder zu Ende. Als sie sich hinsetzt, dreht sich Esti zu ihrem Verteidiger, spricht aufgeregt mit ihm und dem 2. Verteidiger Werner Tomanek..

09:15 Uhr: Nächste Zeugin - es geht im Minuten-Takt weiter:
Alice B. ist Justizwachebeamtin. Auch sie wird nach Estis Verhalten gefragt. "Traurig war sie halt. Aber Sonderstatus hat sie keinen bekommen." Zeugin B. wird auch schon wieder aus dem Zeugenstand entlassen

09:13 Uhr: Es geht weiter mit Zeugenbefragungen
Als erstes heute ist die Polizistin Andrea K., die Esti in Haft beaufsichtigt hat, im Zeugenstand. Diese sei unauffällig gewesen. Verteidiger Mayer fragt: "In den Medien wurde kolportiert, dass sie eine Sonderbehandlung wünschte, ist das richtig?" - Andrea K.: "Sonderstatus hat sie keinen bekommen." Damit ist die Befragung von Andrea K. auch wieder zu Ende.

09:08 Uhr: Es geht los: Die Eis-Lady ist da
Um exakt 9.05 Uhr öffnet sich die Seitentür zum Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht Wien. Die Eis-Lady kommt, wie jeden Tag leichenblass und im grauen kurzen "Büßerkleid". Die Haare wie gewohnt mit einer Spange zusammengebunden, die grüne mitgebrachte Decke legt sie wieder über die Knie. Der Blick ist starr zu Boden gerichtet.

Richterin Lehr lässt neue Fotos zu, die Esti bei der Hochzeit mit Holger Holz zeigen sollen - ausgelassen und fröhlich. Esti hatte ja vor Gericht ausgesagt, sie habe "nur geweint". Ein Zeuge - ein langjähriger Freund von Holger Holz und Trauzeuge - hatte ausgesagt, die Hochzeit sei in kleinem Rahmen, aber "sehr harmonisch" abgelaufen...

09:03 Uhr: Andrang wieder enorm
Der Fotografenandrang ist am letzten Prozesstag wieder groß - sech Polizisten warten im Saal, um die Lage nicht eskalieren zu lassen. Alle warten nun auf die Eis-Lady, die jeden Moment in den Gerichtssaal geführt werden wird.

08:30 Uhr: Um 9 Uhr beginnt der heutige Prozesstag
Auf dem Programm stehen vier Gutachter sowie sechs Zeugenbefragung. Hauptaugenmerk liegt auf der Psychiaterin Adelheid Kastner: Die Leiterin der Abteilung Forensische Psychiatrie an der Nervenklinik Linz wird eine Stunde lang referieren. Danach wird sich das Gericht zur Beratung zurückziehen. Ein Urteil wird für den Abend erwartet.

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