Mann meldete sich

Tödliche Lawine: Tourengeher ausgeforscht

04.01.2013

Deutscher soll die Hilfe bei Suche nach Vermisstem verweigert haben.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Eine schwarze Fahne hängt vor der Berufsschule Knittelfeld. Die Trauer um den fröhlichen Lehrlingsbetreuer Martin M. ist groß. Der 38-jährige Sportler wurde vergangenen Samstag von einer Lawine verschüttet. Sein Begleiter bat einen Skitourengeher um Hilfe, doch der weigerte sich. Martin M. verstarb.

Lawinenabgang auf 3.000 Meter Höhe
Die ganze Geschichte: Martin M. aus Zeltweg im Bezirk Murtal war am Samstag mit einem Freund (49) auf dem Tiroler Zischgeles unterwegs. Bei einem plötzlichen Lawinenabgang auf 3.000 Meter Höhe wurden die erfahrenen Skitourengeher unter den Schneemassen begraben. Sein Begleiter konnte sich befreien, suchte verzweifelt nach Martin M. Der Innsbrucker bat einen vorbeikommenden Tourengeher um Hilfe, doch der ging einfach weiter. Erst nach einer halben Stunde konnte Martin M. geborgen werden. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Dort verlor er aber am nächsten Tag den Kampf um sein Leben.

Angehörige überzeugt: Martin könnte noch leben
Die Polizei suchte seither nach dem herzlosen Unbekannten, denn unterlassene Hilfeleistung ist strafbar. Am Mittwoch kam ein Anruf aus Deutschland: „Ich war dort,“ sagte ein Mann aus dem Raum Allgäu am Telefon. Er wird in den nächsten Tagen einvernommen.

Martin M. wird am Montag beerdigt. Angehörige und Freunde sind fassungslos. Es ist ihnen unbegreiflich, wieso der Deutsche nicht geholfen hat. Für sie steht fest, dass der Familienvater noch leben könnte, wenn rechtzeitig Hilfe da gewesen wäre.

Es war der Fahndungsdruck der Polizei und Staatsanwaltschaft (über Berichte in den Medien), die den deutschen Alpinisten erst dazu bewegt haben, sich bei der Polizei zu melden – und zuzugeben, dass er der Tourengeher sei, dem unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen wird. Dem Verdächtigen drohen bis zu einem Jahr Haft. Dem herzlosen Bergsportler ist man aufgrund von Zeugenaussagen auf die Spur gekommen. Zudem sind die Eintragungen im Gipfelbuch kontrolliert worden. Der Deutsche meldete sich telefonisch bei der Polizei. Er befinde sich derzeit im Ausland und soll in den nächsten Tagen zu den erhobenen Beschuldigungen einvernommen werden.

Video: Lawinenwarnstufe "3" in Tirol

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel