Wien

Akademikerball: 54 Festnahmen

30.01.2015

2.600 Polizisten im Einsatz. FPÖ veranstaltete Hofburg-Ball.

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Ausnahmezustand am Freitag in der Wiener City: Mehr als 2.500 Polizisten riegelten die Stadt ab, weil in der Hofburg der rechte FPÖ-Akademikerball veranstaltet wurde. Während drinnen laut Veranstalter 1.500 Gäste feierten, formierten sich draußen 6.000 Demons­tranten. Schon untertags ging es rund:

  • Freitag, 15 Uhr: 1. Festnahmen. Bei der Kontrolle eines tschechischen Reisebusses werden sechs Personen verhaftet. Messer und Schlagringe werden sichergestellt.
  • 15.30 Uhr: Deutsche zurückgeschickt. Ein Bus aus München wird an der Wiener Stadtgrenze zurückgeschickt, die Polizei findet Pyrotechnik und Sturmhauben.
  • 17.41 Uhr: Rechtsradikaler verhaftet. Eine der rechten Szene zuordenbare Person mit verbotener Waffe wird in der Mariahilfer Straße festgenommen.
  • 17.42 Uhr: Hacker-Angriff auf NOWKR-Seite. Um 17.42 Uhr wird die Website des Linksbündnisses gehackt.

Demos. Die Demonstrationszüge starten beim Schottentor, erreichen – geordnet und weitgehend friedlich – den Stephansplatz und lösen sich bereits um 19.11 Uhr auf. Erst bei den folgenden „Blockaden“ und Barrikaden der Ballgegner kommt es zu gewalttätigen Aktionen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag:

  • 19.30 Uhr: 25 Festnahmen. Auf dem Schwarzenbergplatz löst die Polizei eine „Sitzblockade“ auf und verhaftet 25 Anti-Ball-Aktivisten.
  • 20.15 Uhr: Böller-Attacke auf Polizisten. Hubschrauber kreisen über der City. Bei der ­Bellaria

Volksgarten werden Böller auf Polizisten geworfen – ein Polizist wird verletzt. WEGA-Einsatzkräfte schreiten ein. Ein ÖSTERREICH-­Fotograf ist direkt dabei: „Ein Böller flog mitten unter die Polzisten. Es war furchtbar!“

  • 20.30 Uhr: „Krieg“ um das Volkstheater. Beim Volkstheater haben sich Vermummte des berüchtigten Schwarzen Blocks aufgepflanzt. Taxis werden blockiert. Hundertschaften der Polizei kesseln das ehrwürdige Gebäude ein. Der Grund: Es fliegen immer wieder Böller. Bengalische Feuer werden entzündet. Auch die Feuerwehr trifft ein. Es herrscht eine Pattstellung …
  • 22.30 Uhr: Entwarnung. Nach Scharmützeln am Graben lösen sich die Demo-Trupps allmählich auf.

Für die Polizei war es einer der größten Balleinsätze aller Zeiten: Mindestens 1,5 Millionen Euro wurden investiert. WEGA, Helikopter und Hundestaffeln kamen auch größtenteils zum Einsatz. Polizeisprecher Johann Golob hatte es im Vorfeld so formuliert: „Wir versuchen den Dialog. Klappt das nicht, greifen wir hart durch.“

Polizei: Riesen-Aufgebot

Die Polizei antwortete auf die befürchteten Ausschreitungen mit einem der größten Ball-Einsätze ­aller Zeiten: Mehr als 2.500 Polizisten waren abgestellt, darunter 900 Beamte aus den Bundesländern und 600 Polizisten der Spezialeinheit WEGA.

1.000 Euro pro Gast. 1,5 Mio. Euro wurden investiert, der größte Budgetposten waren die Überstunden. Umgerechnet auf die 1.500 Ballbesucher wurde jeder Ballgast also um 1.000 Euro geschützt!

© tz österreich

Helis & Wasserwerfer. Helikopter und Hundestaffeln kamen zum Einsatz. Hundertschaften sperrten die Seitengassen in der City ab. Und bereits untertags wurden Busse von Demo-Touristen angehalten, um Chaoten aufzuhalten.

Negativbilanz. Es gab 54 Festnahmen, darunter 25 am Schwarzenbergplatz, drei am Karlsplatz, sieben im Vorfeld der Demonstrationen. Es wurden Messer, Schlagringe und pyrotechnische Geschosse sichergestellt.

Ministerin Mikl: "Kann mir nicht aussuchen, wo Ball stattfindet"

ÖSTERREICH: Ist es ein Fehler, dass der Ball immer noch in der Hofburg stattfindet?

Johanna Mikl-Leitner: Ich kann es mir nicht aussuchen, wo ein Veranstalter seine Veranstaltung abhält. Unsere Aufgabe ist, dass Veranstaltung so wie auch Demonstrationen geschützt ablaufen.

ÖSTERREICH: War das Verbot von Demonstrationen nicht eine Provokation für die Demonstranten, die eher zur Unsicherheit beitrug?

Mikl-leitner: Präsident Gerhard Pürstl hat hier mein vollstes Vertrauen. Aufgabe der Sicherheitsbehörde ist es, die Freiheitsrechte der Bürger zu schützen. Aber ein Recht auf Ausübung von Gewalt gibt es in diesem Land nicht.

ÖSTERREICH: Auch wenn ­diese Gewalt noch gar nicht stattgefunden hat?

Mikl: Wenn Sie die Postings mit Aufforderung zur Gewalt anschauen, gibt es hier keine Reaktion von NOWKR, sich zu distanzieren.

(knd)

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