AK schlägt Alarm
Ein Drittel der jungen Wiener lebt am finanziellen Limit
01.12.2025
Ein Drittel der jungen Wienerinnen und Wiener kommt mit dem Einkommen kaum über die Runden. Eine neue AK-Studie zeigt, wie sich finanzielle Lage, Wohnsituation und politische Teilhabe seit 2008 verschlechtert haben.
Die soziale Lage junger Wienerinnen und Wiener hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Zu dem Schluss kommt eine am Montag veröffentlichte Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK). Rund ein Drittel der 16- bis 30-Jährigen kommt nicht, bzw. nur knapp mit dem Einkommen aus. Mangels Staatsbürgerschaft hätten zudem 44 Prozent kein Wahlrecht. Die AK fordert mehr innerbetriebliche Mitbestimmung sowie einen leichteren Zugang zu gefördertem Wohnbau und Staatsbürgerschaft.
Die Studie des Instituts Foresight basiert auf Langzeitdaten der Wiener Lebensqualitätsstudie. Im Jahr 2008 gaben demnach nur 16 Prozent der jungen Wiener an, nicht oder nur knapp vom eigenen Einkommen leben zu können. Bis 2023 stieg der Anteil auf 32 Prozent. Verschlechtert hat sich auch die Zufriedenheit mit der Wohnsituation. Zuletzt (2023) beurteilten 23 Prozent die Preiswürdigkeit als schlecht oder sehr schlecht. Das Gleiche gilt bei 16 Prozent für die Größe der Wohnung. 2008 urteilten jeweils nur zehn Prozent der befragten Jungwiener so.
Viele dürfen nicht wählen gehen
Ein weiteres Problem, auf das die AK aufmerksam macht, ist der geringe Anteil an Wahlberechtigten. Rund 185.000 der etwa 418.000 Wiener im Alter von 16 bis 30 Jahren dürften nicht wählen - obwohl viele in Wien aufgewachsen oder gar geboren worden seien. Dabei sei das Bedürfnis nach Teilhabe groß. Fast jede oder jeder Zweite engagiere sich "in der Wohnumgebung, in einem Verein oder einer NGO, an einem Bürgerbeteiligungsprojekt oder in einer Partei oder Bürgerinitiative".
Vor diesem Hintergrund fordert die AK eine rasche Umsetzung der EU-Einkommenstransparenzrichtlinie, "um gerechtere Bezahlung sicherzustellen". Die Gründung von Betriebsräten müsse forciert und genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Zudem brauche es eine Offensive zur Aufschulung von "Personen mit niedriger Qualifikation". Fürs Wohnen brauche es "Strafen bei Mietwucher und ein gerechtes Mietgesetz". Befristete Mietverträge sollten zur Ausnahme werden. Weiters will die AK einen leichteren Zugang zu geförderten Wohnungen für junge Menschen mit niedrigem Einkommen.
Staatsbürgerschaft dürfe "keine Frage des Geldbeutels sein"
Mit Blick auf die Einbürgerung stört sich die AK an den hohen Kosten für das Verfahren und den Einkommenshürden. Der Zugang zur Staatsbürgerschaft dürfe "keine Frage des Geldbeutels sein". Politische Bildung solle zudem ein eigenes Fach in der Unter- und Oberstufe aller Schulformen werden.
Die Studie beruht auf Daten von rund 1.400 jungen Wienerinnen und Wienern. Die Interviews sind bis November 2023 geführt worden. Ergänzend habe es 2025 zum Thema Mitsprache "Interviews mit einer Fokusgruppe von jungen Wiener:innen ohne Wahlrecht" gegeben.