Kaum Bewerber
Führungskrise in Schulen: Fast niemand will Direktor werden
23.09.2025
Die Suche nach Direktorinnen und Direktoren verläuft in Wien zunehmend schleppend. Die Bewerberzahlen sind extrem niedrig. Eine Schule im 15. Bezirk wird seit Jahren nur provisorisch geführt.
Im Schatten des Schulalltags spitzt sich eine stille Krise zu. Wiens Pflichtschulen finden keine Leitung mehr. Der Beruf der Schulleiterin oder des Schulleiters verliert offenbar rasant an Anziehungskraft. Wie dramatisch die Lage wirklich ist, zeigen aktuelle Zahlen, die Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos) auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Felix Stadler (Grüne) vorlegte.
Im vergangenen Schuljahr waren in Wien 27 Direktionen neu zu besetzen. Die Stadt zählt über 400 öffentliche Pflichtschulen. Trotzdem fanden sich bei den meisten ausgeschriebenen Stellen kaum Interessenten. In vielen Fällen gab es nur eine einzige Bewerbung, selten zwei oder drei. Besonders drastisch zeigt sich die Situation bei sechs Schulen. Dort ging keine einzige Bewerbung ein. Diese Standorte konnten deshalb nicht nachbesetzt werden.
Schule wird seit 2017 interimistisch geleitet
Noch deutlicher wird die Misere bei den interimistischen Leitungen. In 37 Schulen führt derzeit niemand offiziell die Geschäfte. Der größte Teil dieser Übergangslösungen dauert bereits ein oder zwei Jahre an. An einer Schule in Rudolfsheim-Fünfhaus herrscht sogar seit dem Jahr 2017 eine bloß vorläufige Leitung. Dort fehlt seit mittlerweile acht Jahren eine fixe Schulleitung.
Die konkreten Ursachen dafür bleiben offen. Doch zwischen den Zeilen wird klar, dass Überlastung, fehlende Anerkennung und wenig Entscheidungsspielraum mögliche Gründe sind. Unter diesen Voraussetzungen scheint kaum jemand bereit, Führungsverantwortung zu übernehmen.