Nebenfahrbahnen
Grüne und SPÖ streiten um Zukunftspläne für den Ring
21.08.2025Wiens prachtvolle Ringstraße wird zur politischen Kampfarena. Die Wiener Grünen haben ein Konzept vorgestellt, das den Ring sicherer für Radler und Fußgänger, grüner und lebenswerter machen soll. Die SPÖ verweist auf bereits beschlossene Maßnahmen.
Die Parteivorsitzende der Wiener Grünen, Judith Pühringer, erklärte, dass die Ringstraße zwar Wiens historisches Aushängeschild sei, aber viele Menschen sie inzwischen meiden. Engstellen, Verkehrslärm und ständige Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern seien Alltag. Über zwei Millionen Radfahrten wurden im vergangenen Jahr gezählt, an Spitzentagen mehr als zehntausend. Fußgänger, Touristen und Radler teilen sich oft schmale Wege ohne bauliche Trennung.
Damit alle Menschen sicher und bequem am Ring unterwegs sein können, sollte der Rad- und Fußverkehr entlang der gesamten Ringstraße getrennt geführt werden. Die Nebenfahrbahnen werden dafür zu Fahrradstraßen bzw. baulich getrennten Radwegen umgestaltet. "Öffnen wir die Nebenfahrbahnen für durchgängige Fahrradstraßen und großzügige, sichere Gehbereiche und die Sicherheit steigt sofort spürbar“, sagte die Bezirksrätin der Inneren Stadt, Melanie Salis-Samaden. Wo notwendig, könnten sie als "Service-Straßen" für Lieferverkehr, Taxis oder Hotelzufahrten nutzbar bleiben.
Ihr Parteikollege Kilian Stark sieht im Umbau eine historische Chance. "Unser Ziel ist ein zeitgemäßer Ring, fahrrad- und fußgängerfreundlich und mit mehr Bäumen, die auch in hundert Jahren noch Schatten spenden", sagte der Mobilitätssprecher der Grünen.
"Guten Morgen, liebe Grüne!"
Kaum war das Konzept vorgestellt, meldete sich die SPÖ mit deutlicher Kritik zu Wort. "Guten Morgen, liebe Grünen. In unserem rot-pinken Regierungsprogramm vom Juni haben wir bereits die Neugestaltung am Ring fixiert", sagte Omar Al-Rawi, der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses im Wiener Gemeinderat. Ziel sei es, Rad- und Fußwege klar zu entflechten, die Nebenfahrbahnen optimal zu nutzen und die Aufenthaltsqualität am Ring deutlich zu erhöhen. "Wir zeigen, dass rot-pinke Politik der Lebensqualität nicht nur Worte, sondern konkrete Taten liefert", betonte Al-Rawi.
Er erinnerte daran, dass die Grünen zehn Jahre lang für dieses Ressort verantwortlich gewesen seien. Umgesetzt worden sei in dieser Zeit wenig. Als Beleg für die eigene Handschrift nennt die SPÖ Projekte wie den Radhighway in der Praterstraße oder den neuen Zweirichtungsradweg in der äußeren Mariahilfer Straße. Der neue Verkehrsminister Peter Hanke soll nun auch gesetzlich den Weg für eine verkehrsberuhigte Innere Stadt ebnen.
Die zuständigen Magistratsabteilungen prüfen derzeit verschiedene Varianten für die Umgestaltung. Es geht um getrennte Verkehrsströme, neue Baumreihen und eine bessere Aufenthaltsqualität. "Nur durch den Schulterschluss zwischen Verwaltung, Politik und Bevölkerung können wir ein Projekt realisieren, das Mobilität und Lebensqualität gleichermaßen stärkt", sagte Al-Rawi. Die Grünen setzen auf emotionale Mobilisierung. Die SPÖ verweist auf konkrete Planung. Der Ring selbst wird zum Symbol für den politischen Wettstreit um die Stadt der Zukunft.
"copy paste“ aus dem Regierungsübereinkommen
Auch Österreichs größter Mobilitätsclub, der ÖAMTC, hat sich zum Vorschlag der Wiener Grünen, die Ringstraße umzugestalten, zu Wort gemeldet. "Der heute präsentierte Vorschlag der Grünen wirkt wie 'copy paste' aus dem Regierungsübereinkommen von SPÖ und Neos. Es ist allerdings nach wie vor nicht zu Ende gedacht, die Nebenfahrbahnen des Ring einfach zu Fahrradstraßen zu erklären, weil es dort immer Lieferanten-, Taxi- und Busverkehr etwa für Hotels geben wird", so Bernhard Wiesinger, Leiter der Interessenvertretung des ÖAMTC. Der ÖAMTC werde noch heuer selbst ein Konzept zur Neugestaltung der Ringstraße vorlegen.