Gastpatienten-Streit

Ludwig drängt auf Gesundheitsverbund Ostregion

17.09.2025

Wien will die Gesundheitsversorgung gemeinsam mit Niederösterreich und dem Burgenland neu aufstellen. Bürgermeister Michael Ludwig schlägt einen regionalen Verbund vor, um Spitäler, Ärzte und Rettung besser zu koordinieren. 

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© APA/ROLAND SCHLAGER
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Wien will die Grenzen im Gesundheitssystem aufbrechen. Bürgermeister Michael Ludwig fordert eine enge Zusammenarbeit mit Niederösterreich und dem Burgenland. Er schlägt vor, Spitalsversorgung, niedergelassene Medizin und Rettungsdienste gemeinsam zu planen und zu steuern. 

Als mögliches Modell nennt man im Rathaus gegenüber dem "Kurier" den Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). Dort haben Wien, Niederösterreich und das Burgenland erfolgreich ein gemeinsames Tarifsystem für den öffentlichen Verkehr entwickelt. Ähnlich könne man auch die Gesundheitsversorgung planen. Auf Basis demografischer Daten ließen sich regionale Versorgungsangebote besser koordinieren und Ungleichgewichte ausgleichen.

Nachrang für Gastpatienten

Die Aufregung über die Behandlung von Gastpatientinnen und -patienten in den Wiener Spitälern ist groß. Bereits seit fast drei Jahren verfolgt die Stadtregierung das Ziel, den Anteil von Personen aus anderen Bundesländern bei planbaren Eingriffen zu reduzieren. Aufgrund der angespannten Budgetsituation und wachsender Wartezeiten will man diesen Kurs nun weiter verschärfen. Künftig sollen deutlich weniger Termine an Nichtwienerinnen und Nichtwiener vergeben werden. Vorrang sollen Personen mit Hauptwohnsitz in Wien erhalten, wenn es um planbare Operationen geht.

Länder prüfen rechtliche Möglichkeiten

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hatte in diesem Zusammenhang angeregt, Wartelisten künftig nach Hauptwohnsitz zu trennen. Diese Idee stieß auf massive Kritik. Im Burgenland kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) rechtliche Schritte an. Er will nicht hinnehmen, dass Patientinnen und Patienten aus seinem Bundesland in Wiener Spitälern abgewiesen werden.

Auch in Niederösterreich wird Wiens Kurs als konfrontativ und verantwortungslos kritisiert. Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) wirft der Stadt vor, das bewährte Miteinander zu gefährden. Die finanzielle Abgeltung der Gastpatienten sei längst vertraglich geregelt und werde eingehalten. Die Patientenanwaltschaft überlegt zudem rechtliche Unterstützung anzubieten. 

Grüne: Gesundheitsverbund Ost ist überfällig 

Unterdessen melden sich auch die Wiener Grünen zu Wort. "Die Gesundheitsversorgung in Wien hat sich dermaßen verschärft, dass in der Hauptstadt Patientinnen und Patienten aus den Bundesländern abgewiesen werden und sich die SPÖ-Spitzen über Bundesländergrenzen hinweg in die Haare kriegen. Das zeigt, wie sehr Strukturreformen notwendig sind“, so Parteivorsitzende Judith Pühringer. Man freue sich aber, dass Bürgermeister Ludwig die Idee eines Gesundheitsverbunds Ostregion aufgreife. "Eine Finanzierung aus einem Topf für die Ostregion wäre ein wichtiger Schritt", ergänzt  Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen.

Die Debatte zeigt, wie tief die Gräben inzwischen sind. Während Wien die Kooperation sucht, reagieren Niederösterreich und Burgenland mit Ablehnung oder Schweigen. Die Leidtragenden sind all jene, die auf medizinische Hilfe angewiesen sind. Wenn politische Interessen den Zugang zur Behandlung diktieren, verliert das Gesundheitssystem seine Menschlichkeit. 

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