Serbische Bande vor Gericht

Luxus-Busse gestohlen: Prozess in Wien

01.03.2018

Sechs Männer auf der Anklagebank, kein Wort über Hintermänner.

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© TZOe Artner
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Sechs Mitglieder einer serbischen Bande, die nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern Luxus-Reisebusse gestohlen haben soll, haben sich am Donnerstag am Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Die sechs Männer sind Teil einer Tätergruppe, die die Fahrzeuge geknackt, schnell ins Ausland gebracht und dort umgerüstet haben soll. Der Schaden geht in die Millionen.

Ursprünglich hätten sieben Männer auf der Anklage Platz nehmen müssen. Die Anklage gegen einen Beschuldigten war jedoch noch nicht rechtskräftig. Der Großteil der Serben bekannte sich nicht schuldig. Zwei Lkw-Fahrer gaben laut ihrern Anwälten zu, aus Geldnot je drei Mal beim Verbringen der Reisebusse ins Ausland geholfen zu haben. Pro Fahrt hätten sie 1.000 Euro kassiert. Vor Gericht aussagen wollten die beiden 40-Jährigen am Donnerstag jedoch aus Angst vor den Hintermännern nicht, ließen sie über ihrer Rechtsvertreter ausrichten. Die wegen Diebstahls und Hehlerei angeklagten Serben waren laut Anklage in den Jahren 2014 und 2015 aktiv.

Kopf der Bande nicht greifbar

Der Kopf der Bande war für die österreichische Justiz nicht greifbar. Angeklagt war jedoch ein 53-jähriger Serbe, der zumindest die Diebstähle in Österreich organisiert haben soll. Wenn die Reisebusse geknackt wurden, wurden sie sofort mit Hilfe der Lkw-Fahrer über die Grenze nach Ungarn gebracht. Dort schliff man in einer Halle, die einem in Österreich lebenden 41-jährigen Serben gehört, die Fahrgestellnummer der Schwerfahrzeuge heraus, lackierte sie um und machte sie für den Verkauf am Schwarzmarkt fertig.

Aufgeflogen war die Bande durch einen kroatischen Polizeispitzel, der die Gespräche der Männer mitangehört haben soll. Der Mann könne jedoch nicht vor Gericht aussagen, da er laut österreichischer Polizei seit einem Jahr nicht mehr auffindbar sei, sagte der Anwalt des Hallenbesitzers, Elmar Kresbach. Der Verbindungsbeamte bei der kroatischen Polizei ist mittlerweile verstorben. Der Verteidiger des 53-Jährigen, Andreas Strobl, sagte, dass die Anklage nur auf diesem Spitzel beruhe. Die Männer wurden weder abgehört, noch seien Fingerabdrücke oder DNA-Spuren gefunden worden.

Die Polizei habe lediglich die Reisetätigkeit der Männer überprüft. Der 53-Jährige, der die Diebstähle organisiert haben soll, sei jedoch Hundezüchter in Serbien und sehr oft zum Verkauf der Pitbull-Welpen nach Österreich und Ungarn gefahren, sagte Anwalt Strobl. Begleitet wurde er dabei von seinem 32-jährigen Sohn und seinem 31-jährigen Schwiegersohn, die nun mit dem 53-Jährigen die Anklagebank teilten.

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