Klima-Sorgen

Experten schlagen Alarm: Wiens Grundwasser ist zu warm

29.07.2025

Eine aktuelle BOKU-Studie zeigt, wie Klimawandel und Versiegelung unterirdische Hitzeinseln entstehen lassen – mit teils schweren Folgen für Ökologie, Wasserqualität und Geothermie.

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© Johannes Tögel
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In Wien macht die Sommerhitze nicht nur auf den Straßen und in den Wohnungen Probleme, auch unter der Erde brodelt es. Eine neue Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) zeigt: Das Wiener Grundwasser heizt sich durch den Klimawandel immer stärker auf – mit teils gravierenden Folgen für Umwelt, Wasserqualität und sogar die Energieversorgung. Die Forscher fordern deshalb eine gezielte "unterirdische Raumplanung", um nachhaltige Schäden unter den Füßen der Wiener Bevölkerung zu vermeiden.

© Bernadette Kastler

Zwischen 2001 und 2010 stieg die Grundwassertemperatur in Wien um 0,9 Grad. In den zehn Jahren darauf (von 2011 bis 2020) stieg die Temperatur dann um weitere 1,4 Grad an - eine alarmierende Entwicklung. Besonders markant ist der Temperaturunterschied zwischen Stadtgebiet und Umland: In versiegelten Zonen ist das Grundwasser im Jahresmittel um etwa vier bis acht Grad wärmer – ein Phänomen, das als unterirdische Hitzeinsel bekannt ist. Schuld ist vor allem die dichte Bebauung: Asphalt, Beton, U-Bahn-Schächte, Kanäle und Tiefgaragen speichern Hitze und leiten sie in den Untergrund weiter. 

Ergebnisse von 800 Messstellen

Das Forschungsteam erfasste die Grundwassertemperaturen an rund 800 Messstellen in Wien und Umgebung. Im April lag der Durchschnittswert bei 13 Grad Celsius, im Oktober bei 15 Grad. "Als Gegenmaßnahme empfehlen wir die gezielte Nutzung der in städtischen Wärmeinseln gespeicherten unterirdischen Wärme zum Heizen", so Eva-Florina Kaminsky vom Institut für Bodenphysik und landeskulturelle Wasserwirtschaft an der BOKU.

© Stadt Wien

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"Es darf uns nicht egal sein, was unter unseren Füßen passiert“, mahnt Kaminsky. "Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung und Notwendigkeit einer unterirdischen Raumplanung mit sämtlicher unterirdischer Infrastruktur und Untergrundeinbauten sowie mit hochaufgelösten, kontinuierlich überwachten Temperatur- und Wasserqualitätsdaten. Nur so kann eine nachhaltige Nutzung des Untergrunds gewährleistet werden."

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