Klima ist neue Hofreitschulen-Chefin

Polit-Streit um neue First Lady der Pferde

18.01.2019

Sonja Klimas Bestellung zur Chefin der Spanischen Hofreitschule wird zum Aufreger der Nation.

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Wien. Postenschacher, Politintrige – der Start für Sonja Klima als neue Chefin der ­österreichischen Institution könnte umstrittener nicht sein. Der vierköpfige Beirat der Hofreitschule trat am Freitag geschlossen zurück, ätzt: „Mit Sonja Klima wurde eine rein politische Entscheidung getroffen“, so Dressurolympiasiegerin Elisabeth Max-Theurer. Klarer kann Ablehnung nicht sein. Freitagnachmittag warf schließlich Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein sein Aufsichtsrat-Mandat in der Hofreitschule hin (siehe links).

ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die für die Hofreitschule zuständig ist, feiert hingegen Klima: „Eine gute, zukunftsorientierte Entscheidung“.

 

"Rote Sonja" unterstützte schwarze Mikl-Leitner

Kampfstark. Sonja Klima steckt das Donnerwetter gegen sie (vorerst) weg: „Ich wusste, was auf mich zukommen wird, als ich gefragt wurde, ob ich den Job übernehmen will“, sagte sie im Exklusiv-Interview mit ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner (siehe unten).

Sie nimmt ihre Bestellung an. 8.000 Euro brutto soll sie verdienen, ihr Vertrag wird demnächst unterzeichnet. Sie wird mit Co-Geschäftsführer Erwin Klissenbauer die Reitschule leiten.

Ex-Kanzler-Gattin. Management könne sie, das habe sie längst bewiesen, sagt sie. Es ärgert sie auch tierisch, stets auf die Ex-Frau des SPÖ-Kanzlers Viktor Klima (1996 bis 2004) reduziert zu werden. ­Ihre Scheidung ist eine Ewigkeit her. Das mediale „Stahlgewitter“ von damals hat sie bis heute „geprägt“. Diese Erfahrung nützte ihr jetzt.

Zukunft. Längst hat sie ihr privates und berufliches Glück gefunden. Neun Jahre lang führt die Ex-Volksschullehrerin erfolgreich die Ronald-­McDonald-Kinderhilfe. Betreibt und errichtet österreichweit Häuser, in denen schwer kranke Kinder mit ihren Eltern wohnen können. Als Charity-Managerin ­organisiert sie Millionen. Ihren Job als Präsidentin legte sie jetzt zurück, bleibt aber im Aufsichtsrat. 

Ihre Affinität zu Pferden ist nicht neu. Von 2009 bis 2014 war sie Präsidentin des Badener Trabrennvereins. Inzwischen besitzt sie ein Gestüt in Schönfeld (NÖ) mit 40 Pferden: „Dort lebe ich, manage das Gestüt.“

„Rote Sonja“ wurde sie genannt. Heute ist sie mit ÖVP-Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner befreundet, auch Kanzler Kurz schätzt sie. Den Vorwurf, zu wenig von Pferden zu verstehen, wischt sie weg: Es sei ja kein Bereiter gesucht worden, sondern eine Managerin, kontert sie.

Karl Wendl 

 

Klima: "Wusste ganz genau, was auf mich zukommen wird"

oe24.TV: Sie sind neue Leiterin der Hofreitschule. Wie sehr freut Sie das?

Sonja Klima: Es waren ­natürlich aufregende Tage und ich bin sehr glücklich, dass das jetzt vorbei ist. Ich freue mich auf diese neue Aufgabe. Ich bin wirklich stolz.

oe24.TV: Wann treten Sie ­Ihren neuen Job an?

Klima: Das wird demnächst der Fall sein. Die vertraglichen Formalitäten werden jetzt geregelt, wann genau, steht nicht fest.

oe24.TV: Woher Ihre Liebe zu Pferden?

Klima: Ich bin mit Pferden aufgewachsen und habe jetzt meinen Traum erfüllt.  Mein Großvater war Hufschmied, meine Großmutter war eine Pferdenärrin und ich auch. Für mich sind Pferde meine Welt. Sie sind mein Traum, ich liebe sie über alles. Vor drei Jahren habe ich mir auch ein kleines Gestüt gekauft im Marchfeld. Mittlerweile stehen dort 50 Pferde, zum Teil Rennpferde. Ich lebe dort, manage das Gestüt.

oe24.TV: Haben Sie sofort Ja gesagt zu diesem Traumjob?

Klima: Nein, am Anfang ­habe ich gesagt: „Oh Gott, nein, das mache ich nicht!“, weil ich natürlich weiß, was da auf mich zukommt und noch zukommen wird. Man sieht das schon jetzt in Medienberichten über ­meine Bestellung.

oe24.TV: Sie sind Nachfolgerin von Elisabeth Gürtler. Wie verstehen Sie sich mit ihr?

Klima: Elisabeth Gürtler begleitet mich schon sehr lange, sie ist für mich ein großes Vorbild, sie ist eine Lady, eine ganz tolle Managerin.  Ich schätze sie und ihre großartige Arbeit.

oe24.TV: Was ist Ihr Ziel?

Klima: Die Hofreitschule gemeinsam in die Zukunft führen: Bereiter, mein ­Co-Geschäftsführer, die Tiere.  Ich habe in den vergangenen neun Jahren als Geschäftsführerin von Ronald McDonald gezeigt, dass ich erfolgreich Sponsoren und Unterstützer finden kann.

oe24.TV: Volksschullehrerin, Kanzlergattin, jetzt Hofreitschule – unglaubliche Karriere.

Klima: Natürlich kann ich alles, was ich in meinem ­Leben gelernt habe, in der Zukunft umsetzen.

 

Aufstand der Alt-ÖVP gegen Kurz

Erst warf der Hofreitschul-Fachbeirat hin, trat aus Protest zurück: „Postenschacher übelster Sorte“, hieß es. Im Beirat ­saßen Ex-Dressur-Olympiasiegerin Elisabeth Max-Theurer, Dressurrichter Thomas Lang und Michael Enzinger, Präsident der Wiener Anwaltskammer. 

Die Experten wollten den langjährigen Leiter der Reitbahn, Herwig Radnetter, als neuen Chef und keine „Charity-Lady“. In ­einem internen Hearing erhielt er 165 Punkte, Klima erreichte 145. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Johann Marihat (Agrana-Chef und Präsident der VP-nahen ­Industriellenvereinigung NÖ) war für Radnetter.

Protest. Freitagnachmittag dann der nächste (ÖVP-interne) Knalleffekt: Der frühere ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Barten­stein trat als Aufsichtsrat  der Hofreitschule zurück: „Im Hinblick auf die jüngsten Vorgänge kann ich die Entscheidung nicht mittragen und lege mein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung zurück“, wurde der Pharma-Industrielle in der Kleinen Zeitung zitiert. Er habe darüber ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger informiert, die für die Hofreitschule zuständig ist.

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