Hoch hinaus!

SPÖ-Bezirksvorsteher Hohenberger will Monsterhochhaus

08.09.2025

Schützenhilfe für das umstrittene Hochhaus-Projekt am Heumarkt kommt von von unerwarteter Seite: Erich Hohenberger, seit mehr als 35 Jahren Bezirksvorsteher im "Dritten“, spricht sich jetzt auch für einen Monsterbau in Riesendimensionen aus. Jetzt droht die UNESCO-Blamage: nix mehr Weltkulturerbe!

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© Initiative Stadtbildschutz
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Damit hätte in der Stadtpartei SPÖ wirklich niemand gerechnet: Ausgerechnet Erich Hohenberger, seit fast vierzig Jahren Bezirksvorsteher in Wien-Landstraße, forderte seine Partei in einem Interview mit dem Kurier mit deutlichen Worten auf, beim umstrittenen Heumarkt-Projekt endlich Fakten zu schaffen. Es müsse eine Entscheidung her – und zwar schnell. 

Der längstdienende Bezirksvorsteher Wiens sprach sich zudem klar für eine Umsetzung des Bauprojekts in seiner ursprünglichen Form aus: anstelle des jetzigen Intercontinental-Hotels soll ein Hochhaus mit etwa 73 Metern Höhe entstehen – deutlich höher und massiver als die umliegende Bebauung. Hohenberger empfahl dies – auch wenn dies bedeuten würde, auf die Vorgaben der UNESCO keine Rücksicht zu nehmen. 

Auf die Frage nach den Einwänden von Denkmalschutzorganisationen und internationalen Gremien reagierte Hohenberger gelassen. Mit dem sogenannten „Commitment“ habe die Stadt Wien unter Bürgermeister Michael Häupl eigentlich seinerzeit - schon vor der umstrittenen Flächenwidmung - dem Investor Michael Tojner quasi einen General-Persilschein ausgestellt, mit dem er auf dem Areal des Hotel Intercontinental das Monstergebäude einschließlich Luxuswohnhaus bauen dürfe, so der seit 1989 der Landstraße vorstehende Hohenberger.

Baubeginn für 2027 geplant

Der Baubeginn soll in zwei Jahren erfolgen. Nur einerseits mittels Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), auf die Bürgerinitiativen pochen, scheint derzeit eine Verhinderung möglich. Denn sie würde aufzeigen, dass die Folgen eines solchen Monsterbaus mit der Umwelt, der Luftversorgung und dem Stadtbild schlicht und ergreifend "nicht verträglich" seien.

Die UNESCO hat Wien in dieser Angelegenheit vor etlichen Jahren auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt. Staatsvertraglich an die internationale Organisation gebunden, ist deren Stimme tatsächlich von Gewicht. Erst vor zwei Monaten hatte ein Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht Wien erneut deutlich gemacht, dass ein rundum erneuertes Projekt "Heumarkt neu" deshalb wohl mit Bestimmtheit einer UVP unterzogen werden muss. Dabei spielten insbesondere die Heritage Impact Assessments eine Rolle, die klar auf erhebliche Eingriffe in das historische Stadtbild hinwiesen.  

Scharfe Kritik von Opposition und Bürgerinitiativen

Vertreter von FPÖ und ÖVP hatten zuletzt den sofortigen Stopp des Projekts gefordert. "Das Weltkulturerbe ist kein Selbstbedienungsladen für Baukonzerne", kritisierte etwa FPÖ-Mandatar Lukas Brucker. Auch Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen werfen der Stadtregierung mangelnde Transparenz vor und sehen in der UVP die letzte Möglichkeit, den Bau noch zu verhindern.

Einfach bauen!

Während SPÖ und Neos weiter an dem Vorhaben festhalten, prüft die UNESCO parallel, ob Wien auch künftig auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten bleibt. Sollte es keine substanziellen Änderungen geben, droht der Stadt eine dauerhafte internationale Blamage. Hohenberger selbst lässt diese Warnungen komplett kalt. Sein Fazit: "Bauen wir das Projekt einfach!" 

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