Griechenlands Ausstieg

Wie läuft die Rückkehr zur Drachme ab?

12.06.2012

Dieses Bild könnte bald Vergangenheit sein - quo vadis, Griechenland?

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Es ist wirtschaftlich, juristisch und politisch absolutes Neuland, dass die EU hier vorraussichtlich betreten wird. Während Spanien, Italien, oder auch Zypern noch EU-Hilfe in Anspruch nehmen können, ist für Griechenland das Maß so ziemlich voll.

In der EU wird das Vorgehen für den Fall diskutiert, dass Griechenland nach der Wahl am Wochenende die Euro-Zone verlässt und zur Drachme zurückkehrt.

Eine Katastrophe 
"Die ökonomischen Folgen eines Ausstiegs wären eine Katastrophe", warnt der frühere Regierungschef Lucas Papademos am Dienstag in einem Beitrag für das "Handelsblatt". "Und die sozialen Folgen, vor allem für die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft, wären sehr tiefgehend und langandauernd." Papademos befürchtet eine explodierende Inflation von bis zu 50 Prozent, einen Einbruch der realen Einkommen und große Probleme für das Bankensystem. Klar ist: Griechenland geriete in den absoluten Ausnahmezustand - und Europa würde mitgerissen.
 

Enorme Sicherheitsvorkehrungen
Damit die Griechen aus Angst um ihr Erspartes nicht ihre Konten leerräumen und die Banken zusammenbrechen, muss ein Euro-Austritt von enormen Sicherheitsmaßnahmen begleitet sein.

1.) Von Bankomaten können nur mehr Kleinbeträge abgehoben werden, die zur Sicherung des Nötigsten reichen, online-banking wird komplet abgeschaltet. #

2.) Vor Banken werden Soldaten Stellung beziehen, um zu verhindern, dass aufgebrachte Menschen ihr Geld nicht mit Gewalt einfordern. Ähnliche Sicherheitsvorkerhungen werden aber auch in anderen Ländern während der Umstellung nötig sein - zu groß ist die Angst vor Panik und Gewalteskalation.

3.) Die Regierung in Athen führt Kapitalverkehrskontrollen ein, um eine Kapitalflucht ins Ausland zu verhindern.  Ausreisende werden an den Grenzen auf große Bargeldsummen durchsucht.

Die juristische Lage
Juristisch ist die Sache nicht so einfach. Ein Ausstieg aus der Währungsunion ist in keinem der großen EU-Verträge vorgesehen. Die EU-Rechtsexperten müssen hier relativ schnell an einer Lösung arbeiten. Aufgrund dieser Rechtsgrundlage ist es an der griechischen Regierung, einen Antrag auf Abschied vom Euro zu stellen. Eine Reihe von Notsitzungen der europäischen Finanzminister sowie der Europäischen Zentralbank, zahlreiche Krisentelefonate rund um den Globus sowie ein Gipfel der Staats- und Regierungschefs sind nötig, um den Euro-Austritt der Griechen politisch zu beschließen.
 

Was nun?
In einem eindringlichen Appell warnte Lagarde die Euro-Zone, die brennendsten Probleme in der Schuldenkrise schnell zu lösen. Angesprochen auf die Aussage des Investors George Soros, der den Euro-Ländern kürzlich nur noch drei Monate zur Krisenbewältigung gegeben hatte, sagte Lagarde: Es müsse schnell gehandelt werden, für manches blieben sogar "weniger als drei Monate" Zeit.

Der US-Ökonom und frühere Präsidentenberater Nouriel Roubini warnte davor, die Hilfszahlungen an Griechenland einzustellen. "Wer den Griechen den Stecker zieht, provoziert den totalen Zusammenbruch der Eurozone", sagte Roubini der "Bild"-Zeitung.
Erste Anzeichen eines solchen Zusammenbruchs sind auf den Märkten bereits spürbar: Es herrscht Angst auf den europäischen Märkten: Der Euro ist unter die Marke von 1,25 US-Dollar gefallen, da Anleger zunehmend aus der immer unsicherer werdenden Euro-Zone flüchten und sichere Währungen und Anlagen wie etwa Gold nachfragen. Bei einem Sieg der Reformgegner in Griechenland könnte der Euro dann rasch bis auf 1,20 US-Dollar zurückfallen.
 

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